Einige Konzerte hat das KÜHA, das Künstlerhaus am St. Georgenweg, im Herbst 2024 bereits erlebt. Am Freitag kam als Premiere die erste Kunst-Vernissage dazu. Fünf Ausstellende zeigten Beispiele ihres Schaffens, doch auch das KÜHA selbst gab Anlass zum Staunen.
Beim Eintreten – von der Bergseite her – schaute man sich am besten gleich in den spärlich beheizten Ausstellungsräumen um, denn diesen „Kunstpfad“ im Temperaturgang rückwärts konnte man nur schwer beschreiten. Also gleich einen Seitenblick gewagt zu Felix Pitscheneder, dessen Zeichnungen im Dreieck zwischen Pop Art, Graffiti und Karikatur überaus fantasievolle Volten schlagen. Eine knallbunte Fratze mit übergroßem Mund ist mit dem Ausruf „Krise“ versehen – weniger ein Bezug zu Edvard Munchs „Schrei“, meint der in Rott lebende Künstler, sondern mehr eine Kritik an der dauernden Panikverbreitung in Medien und Politik. Nebenbei wird eine Karikatur sogar etwas politisch, da eine Bierflasche im Mund eines Kleinkinds die Verharmlosung von Kulturdrogen anprangert.
Im nächsten Raum traf man auf Manuel Vescoli. Der Weilheimer nimmt sich einem fotografischen Langfrist-Projekt an: Der Dokumentation von alten Kaugummi-Automaten. Um dem altmodischen Sujet gerecht zu werden, verwende er für seine Aufnahmen auch ausschließlich nur analoge Kameras, verrät er. „Und ich fahre dann meist mehrfach hin, da ich mir für die Aufnahme die beste Lichtsituation ausrechne – ohne bei der Beleuchtung nachzuhelfen.“ Seine Prinzipientreue, alte Automaten mit alter Fototechnik festzuhalten, sei vielleicht „schon etwas nerdig“, räumt er ein, doch er liebe die ruhigere Farbwirkung der Analog-Fotografie.
Bunt gestaltet
Wiederum in die Nähe von Karikaturen führte die Kunst von Jonas Förster aus Apfeldorf. In Aquarellen führt „Johnny B.“ seine Darstellungen von Angela Merkel aus, wobei die vergröberten Linien ganz unterschiedliche Persönlichkeitszüge freilegen: Nachdenklich, forsch, zerknirscht, oder mit kaum noch erkennbarem Mund, weil sie eine Corona-Maske trägt. Eine clowneske Darstellung lässt die Ex-Kanzlerin sogar lächerlich wirken, „und doch habe ich mich eng an einer Zeitungsfotografie orientiert“, versichert Förster.
Im Hauptraum begeisterten zunächst die farbenfrohe Gestaltung von Moritz Hummig und die flotte Bar unter der Ägide von Saskia Förster, sowie – natürlich – die merklich höhere Temperatur. Angesichts der bunten Lichter, und angesichts der rund 60 fröhlichen Gesichter, musste man die Kunst erst ausfindig machen. Hierbei gab es dicke, geschmiedete Kerzenleuchter des Peißenbergers Albert Penyof ebenso zu sehen wie eine unübersehbare Zahl von Fantasie-Aquarellen von „KEO.“ Alias Kassandra Steindl. Die ebenfalls lokale Künstlerin gestaltet ihre Farbaufträge zu Umrissen von Tieren, deren Formen mehr mit zerknuddelten Kuschelkissen gemein haben als mit echten Lebewesen. Und doch sind die Fabelwesen eben genau das: zum Liebhaben unperfekt, und oft versehen mit Luftballons, als wollten sie in ein Fantasieland entführen – und wer weiß, vielleicht ist dieses Reich der Fantasie eben genau das KÜHA.
Ein Konzert folgt im Februar
Als „Strippenzieherin“ hinter der ersten Vernissage der Freien Peißenberger Künstler (FKP) im Künstlerhaus „KÜHA“, bedankte sich Steindl bei den vielen Ermöglichern der Aktion, allen voran bei Moritz Hummig, der das frühere Jugendzentrum mit vielen Helfern für die Kulturnutzung erkämpft und sodann repariert, ausgebaut und gestaltet hat. Bei all den Glückshormonen, die ebenso emsig durch die Räume stoben wie die Sektgläser, war es gar nicht so leicht, sich von dieser ersten Ausstellung wieder loszureißen, die auch am Samstag und Sonntag noch fortgeführt wurde.
Für Nachschub an Glück wird im KÜHA mindestens musikalisch gesorgt: Am Samstag, 18. Januar, tritt das Musiker-Urgestein Hank Davidson (mit Support-Act von Johnny O’Hara) auf, am Montag, 17. Februar, kommt um 19 Uhr die australische Power-Sängerin Toby Beard. Es wird also nicht leise.
Andreas Bretting