1200 Euro Rente nach 45 Jahren: Diesen Stundenlohn brauchen Sie dafür
Neuen Zahlen des Arbeitsministeriums zufolge droht Millionen Menschen eine Rente an der Schwelle zur Armutsgefährdung. Ihr Stundenlohn ist einfach zu niedrig.
Berlin - Viele Arbeitnehmer fragen sich, wie viel Rente sie im Alter bekommen. Rein theoretisch liegt der maximal erreichbare Betrag laut vermoegenszentrum.de bei rund 3540 Euro. In der Praxis ist dieser Betrag jedoch kaum zu erreichen, da man 45 Jahre lang ein Gehalt in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze beziehen müsste. Diese liegt im Jahr 2024 bei 7550 Euro monatlich und steigt im Jahr 2025 auf 8050 Euro.
So viel muss man für 1200 Euro Rente verdienen: 45 Jahre lang müsste der Stundenlohn bei 17,27 Euro liegen
Etwas realistischer ist eine andere Rechnung. Nach der aktuellen Rentenformel ist derzeit rechnerisch ein Stundenlohn von 17,27 Euro nötig, um nach 45 Jahren ununterbrochener Vollzeitarbeit auf eine Rente von 1200 Euro zu kommen. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Frage von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hervor, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Ein Stundenlohn von 19,36 Euro ist demnach nötig, um eine monatliche Rente von 1314 Euro zu erhalten - die aktuelle Armutsgefährdungsschwelle für Alleinstehende.
Doch selbst dieses Rentenniveau ist für viele unerreichbar. Denn der Antwort zufolge verdienen derzeit rund 16 Millionen Beschäftigte weniger als 17 Euro brutto in der Stunde. Das sind rund 39 Prozent aller rund 40,8 Millionen Beschäftigten hierzulande. Ihnen droht eine monatliche Rente von weniger als 1200 Euro.

So viel muss man für 1200 Euro Rente verdienen: Berechnung ist nur ist abstrakt
Das Arbeitsministerium spricht in seiner Antwort allerdings von „abstrakten“ Modellrechnungen, da unter anderem ein über 45 Jahre unverändertes Lohnverhältnis unterstellt wird. Außerdem müssten weitere Einkommen berücksichtigt werden, da die Rente in der Regel nicht das einzige Einkommen eines Haushalts sei.
Wagenknecht nimmt dies zum Anlass, die Einführung einer Mindestrente von 1500 Euro nach 40 Versicherungsjahren analog zu Österreich zu fordern. Zur Finanzierung sollen alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen, auch Bundestagsabgeordnete und Bundesminister sowie Beamte und Beamtinnen.
Rente ist in den Wahlprogrammen ein wichtiges Thema: Parteien setzen auf unterschiedliche Modelle
Auch bei den anderen Parteien ist die Rente ein wichtiges Thema in ihren Programmen für die Bundestagswahl 2025. So plant die Union unter anderem die Einführung einer Erwerbstätigenrente, bei der bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei bleiben, wenn man freiwillig über das gesetzliche Rentenalter hinaus weiterarbeitet. Für Kinder soll der Staat im Rahmen einer Frühstartrente monatlich zehn Euro in ein persönliches, kapitalgedecktes Altersvorsorgedepot einzahlen.
Das Rentenniveau will die SPD bei 48 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommens festschreiben. Außerdem soll die steuerliche Förderung der Betriebsrente ausgebaut werden. Ähnlich wie die FDP mit ihrer Aktienrente wollen die Grünen den Kapitalmarkt für die Alterssicherung der Deutschen nutzen. Dieser „Bürgerfonds“ soll sich aus Krediten und Eigenkapital des Bundes zusammensetzen.
Für immer mehr Menschen reicht die Rente nicht zum Leben: Millionen haben weniger als 950 Euro Rente
Handlungsbedarf bei der Rente ist da. Denn immer mehr ältere Menschen erhalten eine Rente, die nicht zum Leben reicht. Als Existenzminimum gilt die Höhe der Grundsicherung im Alter, die Ende 2023 bei 942 Euro lag. Eine monatliche Rente von weniger als 950 Euro erhielten Ende vergangenen Jahres rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland, das waren 42,1 Prozent aller Altersrenten. Das geht aus Daten der Bundesregierung hervor, die der Bild-Zeitung vorliegen.