Nach Niederlage im EM-Finale - Gareth Southgate hört als englischer Nationaltrainer auf
Vor allem wegen der spielerischen Leistungen der Engländer bei der EM hatte Southgate bei allem Erfolg Kritik aushalten müssen. Mit einem so talentierten Kader sei mehr möglich, sagten viele Stimmen. Eine Statistik illustriert, wie erfolgreich Southgate tatsächlich war.
„In den 25 Turnieren nach 1966, bevor Gareth das Kommando übernahm, hatten wir sieben K.o.-Spiele gewonnen. In seinen vier Turnieren haben wir neun gewonnen. In seinen acht Jahren hat er also mehr wirklich wichtige Spiele gewonnen als in den 50 Jahren zuvor“, schreibt Mark Bullingham, Geschäftsführer des englischen Fußballverbands, auf deren Website.
Zudem lobte er den Einsatz des ehemaligen Nationalspielers. „Gareth hat das Unmögliche möglich gemacht und ein starkes Fundament für zukünftige Erfolge gelegt. Er genießt bei den Spielern, dem Team im Hintergrund, bei der FA und in der ganzen Welt des Fußballs höchste Wertschätzung. Wir sind sehr stolz auf alles, was Gareth und Steve für England erreicht haben, und werden ihnen für immer dankbar sein.“
Southgate: „Zeit für Veränderung und ein neues Kapitel“
„Als stolzer Engländer war es die Ehre meines Lebens, für England zu spielen und England zu trainieren. Es hat mir alles bedeutet, und ich habe mein Bestes gegeben“, sagte Southgate in einer Mitteilung des englischen Fußballverbands vom Dienstag. „Aber es ist Zeit für Veränderung und ein neues Kapitel. Das Finale am Sonntag in Berlin gegen Spanien war mein letztes Spiel als England-Trainer,“ hieß es in einer Erklärung Sputhgates.
Mit dem zweiten Platz wird sich die Titelflaute, die dem englischen Fußball schwer zu schaffen macht, von bisher 58 auf mindestens 60 Jahre verlängern. Southgates Vertrag lief noch bis zum Ende des Jahres, doch im Laufe des Turniers kam mitunter harsche Kritik an dem Coach auf. Direkt nach dem Finale im Berliner Olympiastadion am Sonntag hatte er noch keinen Hinweis auf seine persönliche Zukunft geben wollen.
Fans warfen Becher nach Trainer Southgate
Der englische Fußballverband FA hatte vor dem Spiel gegen Spanien und unabhängig vom Ausgang des Finals signalisiert, mit dem früheren Verteidiger bis zur WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada weiterarbeiten zu wollen. Die Turnierbilanz von Southgate, der seit September 2016 im Amt war, ist überaus erfolgreich. Neben dem Finaleinzug in Deutschland erreichte er auch 2021 das EM-Finale, 2018 das WM-Halbfinale und 2022 das WM-Viertelfinale. Nur Weltmeister-Trainer Alf Ramsey war mit den Three Lions erfolgreicher.
Southgate hatte seinen Vertrag vor der EM nicht verlängert. Die öffentliche Kritik an ihm, auch bei vielen Ex-Profis, war in den vergangenen Jahren gewachsen - auch bei diesem Turnier blieb sie nicht aus. Die Fans warfen Becher nach dem Trainer, die heimischen Experten und Medien übten anfangs heftige Kritik. Die Gruppenphase war für die mit zahlreichen Topspielern angetretenen Engländer äußerst holprig verlaufen. Der Stimmungsumschwung kam erst nach dem überzeugenden 2:1 im Halbfinale gegen die Niederlande.
Als Kandidaten für Southgates Nachfolge gelten Eddie Howe von Newcastle United, der ehemalige Chelsea-Trainer Graham Potter sowie der frühere Weltklassespieler Frank Lampard. Auch der Argentinier Mauricio Pochettino wurde schon mehrfach genannt. Ex-Nationalspieler Gary Lineker brachte Jürgen Klopp ins Gespräch, der nach neun Jahren beim FC Liverpool eine Pause vom Trainergeschäft nimmt.