„Bist Du fertig?“: Trump gibt erstes Interview bei Fox News – und wird für nur eine Sache kritisiert
Es wirkt wie ein Plausch unter Freunden, wenn Sean Hannity Donald Trump interviewt. Nur bei einem Thema kippt die Stimmung.
Washington – Kaum Amt, schon im Interview bei Fox News: Donald Trump hat sich für sein erstes TV-Interview als US-Präsident für Sean Hannity als Partner entschieden. Der Moderator des konservativen Senders gilt als großer Fan des neuen Präsidenten. Kritische Fragen musste Trump in dem 40-minütigen Gespräch deshalb nicht befürchten.
So leitete Hannity das Interview mit Trump auf Fox News auch gleich mit folgenden Worten ein: „Präsident Donald Trump ist nach vier langen Jahren wieder da, wo er hingehört. Er ist im Oval Office.“ Genau dort hatten es sich der Moderator und das Staatsoberhaupt auch bequem gemacht.
Donald Trump nutzt Interview mit Sean Hannity für eigene Zwecke
Den Plausch unter Freunden getarnt als Interview nutzte Donald Trump, um einmal mehr seinem Vorgänger Joe Biden schwere Vorwürfe zu machen. Dieser habe im Amt versagt. Sogar Ermittlungen gegen den ehemaligen US-Präsidenten schloss Trump nicht aus. Dies sei möglich, weil Biden am letzten Tag seiner Amtszeit zwar seine halbe Familie, nicht aber sich selbst begnadigt habe. „Jemand hat Joe Biden geraten, alle außer sich selbst zu begnadigen“, sagte Trump. Welche konkreten strafbaren Handlungen der neue Präsident dem alten zur Last legt, sagte Trump nicht. Den Wunsch der Ermittlungen gegen den Demokraten erklärte Trump dagegen ganz offen mit Vergeltung. „Ich bin vier Jahre lang durch die Hölle gegangen. Ich habe Millionen von Dollar an Anwaltskosten ausgegeben und gewonnen, aber ich habe es auf die harte Tour gemacht“, sagte Trump und ergänzte mit Blick auf die Biden-Administration: „Es ist wirklich schwer zu sagen, dass sie das nicht auch noch durchmachen sollten.“
Doch neben altbekannten Vorwürfen hatte Donald Trump im Interview bei Fox News auch politische Pläne zu verkünden. Seine Administration überlege derzeit, ob sie die US-Katastrophenschutzbehörde (Fema) zerschlagen wolle, so Trump. „Fema hat in den letzten vier Jahren ihre Arbeit nicht gemacht.“ Die Behörde werde bald „ein ganz großes Thema sein, denn ich würde es lieber sehen, wenn sich die Staaten um ihre eigenen Probleme kümmern würden“.
US-Präsident Trump gibt großes Interview bei Fox News
Im Ansatz kritisch wurde die Unterhaltung von Donald Trump mit Sean Hannity auf Fox News nur bei einem einzigen Thema: Trumps Massenbegnadigung der Straftäter des Kapitol-Sturms am 6. Januar 2021. Der neue US-Präsident hatte per Dekret alle Personen begnadigt, die im Zuge des Sturms seiner Anhänger auf das Parlamentsgebäude in Washington DC angeklagt und verurteilt worden waren – darunter auch Gewalttäter, Neonazis, Rechtsextreme und den berühmten QAnon-Schamanen.
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Doch damit hatte offenbar selbst Sean Hannity so seine Probleme. „Die einzige Kritik, die ich im Zuge der Begnadigungen gesehen habe, ging um die Leute, die Polizisten gewaltsam angegriffen haben. Warum wurden diese begnadigt?“, fragte der Fox News Moderator. Donald Trump argumentierte, die betroffenen Personen hätten zum Teil bereits über drei Jahre im Gefängnis gesessen. Dabei seien sie besonders schlecht behandelt worden, obwohl sie nur in der Hauptstadt gewesen seien, „weil sie wussten, dass die US-Wahl manipuliert war“, so Trump.
Donald Trump wirkt bei Interview mit Fox News angespannt
„Es muss erlaubt sein, zu protestieren“, sagte der Präsident, woraufhin Hannity ihn unterbrach: „Es sollte nicht erlaubt sein, ins Kapitol zu marschieren.“ Ein sichtlich erzürnter Donald Trump reagierte darauf mit einem schnippischen „Ready?“, frei übersetzt mit: „Bist Du fertig?“ Er wiederholte daraufhin erneut seine Behauptung, dass die betroffenen Personen ihre Strafe abgesessen hätten und es ohnehin nur um einige wenige ginge. Doch statt über Gewalttäter zu reden, die Polizisten attackiert hatten, wollte Trump lieber seine Lüge des großen Wahlbetrugs verbreiten. (dil)