„Passt‘s einfach auf“: Unterhaltsames Sicherheitstraining für Landwirte

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Sicherheitsexperte Christian Satzl von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau beschrieb im Rahmen der Veranstaltung „Sicher durch die Ernte“ auf dem Dachs-Hof in Marzling klassische Unfallsituationen für Landwirte. © Lorenz

Mit sehr viel Humor, aber immer punktgenau, beschrieb Christian Satzl, Sicherheitsexperte von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau im Rahmen der Veranstaltung „Sicher durch die Ernte“ auf dem Dachs-Hof in Marzling klassische Unfallsituationen für Landwirte. Zuvor gab es noch einen Crashkurs von der Polizei in punkto Straßenverkehr.

Marzling – „Und dann läuft der Austragsbauer dem alten Bulldog hinterher.“ So umschrieb Christian Satzl, Sicherheitsexperte von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, nur eine von vielen Gefahren auf einem landwirtschaftlichen Hof. Aber was hat es jetzt eigentlich mit dem Austragsbauer und dem alten Bulldog auf sich? Satzl, der zudem von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft vor Ort war, erklärte es damit, dass vor allem an Oldtimer-Traktoren schon mal was kaputt sein kann, beispielsweise die Bremse und deshalb des Öfteren ein Rentner hinter einem Bulldog herlaufen muss – und möglicherweise dabei überrollt wird. „Obacht!“, rief der Sicherheitsexperte am Mittwoch häufig aus, etwa beim Heruntersteigen von einem großen Traktor. Was da oft falsch gemacht werde, sei das Herunterspringen von den letzten Stufen, wobei dann gern mal bis zu 300 Kilogramm auf die Knie einwirken können. Sein Tipp: „Geht´s halt so runter, wie ihr raufgestiegen seit“.

„Schmeißt´s es weg, und dann fahrt mit dem Bulldog drüber“, war hingegen sein Ratschlag bezüglich Staffeleien, also kleiner Klappleitern, schlichtweg weil diese eine äußerst wackelige Angelegenheit sind und bei der Arbeit nichts verloren haben. „Und was ist daran falsch?“ wollte Satzl wissen und hob gleich danach ein leeres Biertragl in die Höhe, das ja auch häufig zum schnellen Draufsteigen genutzt wird. „Das ist leer, das ist falsch dran!“ rief prompt einer der rund 250 Gäste.

Trotz allem Humor wusste der Sicherheitsexperte auf die großen Gefahren eindringlich hinzuweisen – ob nun in punkto toter Winkel oder der Notwendigkeit von speziellen Rückfahrkameras für landwirtschaftliche Fahrzeuge, die via künstlicher Intelligenz menschliche Silhouetten erkennen können und dann Alarm schlagen. „Passt´s einfach auf“, so sein Wunsch an die Anwesenden.

Ähnlich gelagert war auch der Wunsch der Polizei Freising, die via Bildmaterial die klassischen Fehler im Verkehr aufzeigen wollten. Mit dabei hatten die Polizeibeamten Robert Weller und Ralf Schmidt aber auch eine Unfall-Statistik. Zwischen 2020 und 2024 waren im Landkreis Freising landwirtschaftliche Fahrzeuge in insgesamt 49 Unfälle verwickelt gewesen – davon gab es bei 14 Unfällen Personenschäden. Des Weiteren nahm die Polizei 35 Unfälle mit schweren Ordnungswidrigkeiten auf, wie auch 19 Unfallfluchten. Diese Unfallfluchten geschehen wohl oftmals durch etwa unbemerktes Anfahren an anderen Fahrzeugen, also nicht mutwillig, wie die Beamten betonten. Wellers Tipp an die Landwirte: „Passt´s halt auf“.

Neben Überladungen, schlechter Sicherung war auch für ihn der tote Winkel ein großes Thema, auch weil in der Statistik zudem ein Schulwegunfall zu verzeichnen war. Weil die Fahrzeuge immer größer werden, entstehe bei den Bürgern zudem oftmals die Vermutung, dass Landwirte viel zu schnell unterwegs seien, so Wellers Erfahrung. Und auch hier hatte er einen Tipp in punkto aufgebrachte Passanten: „Winkt halt einfach und lächelt mal“. Tiefer in die Materie, wie etwa ein Umzugswagen für Feierlichkeiten sicherheitstechnisch aussehen muss, ging es bei Ralf Schmidt. Gerade im Fasching, wenn Bonbons vom Anhänger heruntergeworfen werden, sei zudem besondere Vorsicht geboten, oder wie es Schmidt formulierte: „Überlegt euch gut, was ihr da macht“.

Den Abschluss fand die Veranstaltung nach über zwei Stunden in der theoretischen Sicherheitsunterweisung für Beschäftige in der Landwirtschaft. Zustande kam der Info-Abend nur durch das Engagement des Geschäftsführers des Freisinger Maschinenrings, Rainer Pflügler, der eine landkreisübergreifende Veranstaltung mit Erding auf die Beine stellen wollte. Zusammen mit dem BBV-Kreisverband ist ihm das formidabel gelungen.

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