Iran greift Israel an: Noch lässt sich der Flächenbrand stoppen
Der Nahost-Konflikt hat eine neue Dramatik erreicht. Direkte Angriffe auf das Terror-Regime Iran wären aber der falsche Weg. Ein Kommentar von Klaus Rimpel.
Jahrzehntelang hat der Iran in seinem Vernichtungsfeldzug gegen Israel allein auf Stellvertreterkriege gesetzt. So war klar, dass die vom Iran finanzierte Hisbollah-Miliz im Libanon den Gaza-Krieg ihrerseits für Angriffe nutzen würde. Mit den massiven Raketen- und Drohnen-Attacken auf Israel ist Teheran nun aus der Deckung gekommen – damit hat der Nahost-Konflikt eine neue Dramatik erreicht. Nie war ein offener Krieg zwischen Israel und dem Iran so nah – ein Albtraum-Szenario, auch wegen der mutmaßlichen Atombomben-Fähigkeiten beider Staaten.
Deshalb müssen die USA und die EU sowie die arabischen Verbündeten alles daransetzen, die Eskalation zu stoppen. Das heißt: Israel und der Westen sollten mit allen verfügbaren Mitteln der Diplomatie und härtesten Sanktionen reagieren – aber nicht mit direkten Angriffen auf den Iran. Das Problem ist, dass Benjamin Netanjahu zuletzt die Mahnungen Joe Bidens stets in den Wind geschlagen hat. Schon sein Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus war eine unnötige Provokation, die militärische Antwort der Mullahs überraschte niemanden mehr.

Eskalation in Nahost: Israel sollte auf eine symbolische Antwort setzen
Der Iran ist ein übles Terror-Regime, das an allen Ecken der Welt zündelt – ob im Jemen oder durch die Lieferung von Kampfdrohnen an Putin in der Ukraine. Trotzdem liegt es in ureigenstem Interesse Israels, jetzt lieber auf eine symbolische Antwort als auf eine totale Konfrontation zu setzen. Israel kann eine dritte Front – neben Gaza und dem Libanon – militärisch derzeit kaum verkraften. Hierin liegt die Hoffnung, dass sich der Nahost-Flächenbrand noch verhindern lässt, denn auch Khomeinis fanatische Erben haben so viele wirtschaftliche und innenpolitische Probleme, dass ein großer Krieg mit Israel auch ihnen nicht ins Konzept passen dürfte.
Ein zweiter Hoffnungsschimmer liegt darin, dass offenbar Jordanien und die Saudis Raketen abfingen – was dem Iran signalisiert: Israel ist nicht allein, die arabischen Feinde der Perser stehen im Zweifel auf Seiten des Juden-Staates. Die Lunte glimmt – aber noch lässt sie sich löschen.