Königlich-bayerisch: Nagelsmanns neue Erfolgsachse
Bundestrainer Julian Nagelsmann setzt für eine erfolgreiche Heim-EM auf eine Achse von Real-Madrid und Bayern-Stars.
Frankfurt - Antonio Rüdiger ist ein cleveres Kerlchen. Im vergangenen Dezember gab er dem Streaming-Dienst DAZN ein ausführliches Interview – und ließ dabei ganz bewusst den Namen von Real-Kollege Toni Kroos und einem möglichen DFB-Comeback fallen. „Wenn Toni spielt, dann mit dem Puls auf 20 und einem Passspiel von einem anderen Stern – alles ist top. Ich würde mir sehr wünschen, dass er für die Nationalmannschaft spielt. Das ist aber seine Entscheidung. Ein Spieler wie er, der sich immer noch auf so einem hohen Level befindet, muss eigentlich dabei sein. Ich frage ihn jeden Tag“, sagte Rüdiger damals. Wenige Tage später wurde Bundestrainer Julian Nagelsmann im ZDF-Sportstudio prompt auf dieses Thema angesprochen. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt.
Die Madrilenen Rüdiger und Kroos sind bei der Nationalmannschaft wieder vereint – und sollen mit den Münchner Leistungsträgern Manuel Neuer und Jamal Musiala die neue königlich-bayerische Erfolgsachse bilden. „Faktisch war immer in der Vergangenheit: Wenn der FC Bayern und ganz früher Borussia Mönchengladbach oder der FC Bayern und Borussia Dortmund das Hauptgros der deutschen Nationalmannschaft gestellt haben, dann waren es immer ganz gute Turniere“, erklärte 1980-Europameister Karl-Heinz Rummenigge jüngst und ergänzte, dass der BVB und die Fohlen momentan nicht unbedingt „en vogue“ zu sein.
Egal, ob München oder Madrid, Hauptsache nicht die nächste Turnierblamage. Das sieht auch Rüdiger so. „Um Erfolg zu haben, brauchst du eine gute Achse. Das ist wichtig“, sagte der Innenverteidiger am Dienstag und beschrieb die Rolle von Kroos wie folgt: „Uns hat die Balance gefehlt. Für mich persönlich ist es gut, weil ich aus dem Verein weiß, was ich von ihm habe. Er kann der ganzen Mannschaft helfen.“ Bundestrainer Nagelsmann bezeichnete Kroos bereits im Vorfeld der anstehenden Länderspiele am Samstag in Lyon gegen Frankreich (21 Uhr, ZDF) und am Dienstag in Frankfurt gegen die Niederlande (21 Uhr, RTL) als „genialen Verbindungsspieler“. Dazu passt: Für Abwehrchef Rüdiger ist der Mittelfeldspieler in Sachen Spieleröffnung und Spielaufbau sogar wichtiger als sein Nebenmann in der Innenverteidigung. Von einem gezielten Aufbauspiel kann vor allem Offensivdribbler Musiala profitieren. Die neue Nummer zehn des DFB kann mit seinen einmaligen Aufdrehbewegungen für die nötigen Überraschungsmomente sorgen. Und im eigenen Strafraum wird Keeper Neuer seine Vordermänner in gewohnt souveräner Manier dirigieren.
Nagelsmann setzt auch auf Leverkusen-Verteidiger
Vor sich wird Neuer dann neben Rüdiger Jonathan Tah vorfinden. Dem Duo sprach Nagelsmann bereits eine Startelf-Garantie aus – auch wenn das speziell beim Spanien-Legionär für Verwunderung sorgte. „Das hat er gesagt??!“, fragte Rüdiger zurück, und stellte dann fest: „Gut. Wenn der Bundestrainer das so gesagt hat, dann wissen wir jetzt, dass wir zusammenspielen. Dann kann man auch ganz anders im Training miteinander umgehen und andere Gespräche führen.“ Ausgerechnet der Leverkusener Tah vereint die beiden Welte aus München und Madrid derzeit wie kein anderer. Zur Erinnerung: Sein Trainer im Verein ist ein gewisser Xabi Alonso, der sowohl beim FC Bayern als auch bei Real zahlreiche Titel sammelte. Manuel Bonke, Philipp Kessler