„Präsidentin der Freude“: Clinton feiert Harris und hat dringende Warnung vor US-Wahl
Beim Parteitag der Demokraten traten schon viele wichtige Namen auf. Nach Barack und Michelle Obama, Hillary Clinton und Joe Biden, sprach nun auch Ex-Präsident Bill Clinton.
Chicago – Seit 1972 war Bill Clinton bei jedem Parteitagen der Demokraten. Seine erste Rede dort hielt er 1980 als Gouverneur von Arkansas. 1992 hielt er am Parteitag seine Rede als Kandidat für das Präsidentenamt und 1996 abermals während der Wahl für seine zweite Amtszeit. Am Mittwochabend (Ortszeit Chicago - 21. August) nahm Clinton zum 52. Mal an einem Parteitag der Demokraten teil. Er hielt eine Rede zur Unterstützung von „President-to-Be-Harris“ – bald-Präsidentin-Harris.
Es scheint so, als würde sich die Zeit wiederholen. Schon vor acht Jahren hatten die Demokraten gerade eine Kandidatin ernannt, die als erste Frau jemals zur Präsidentin gewählt werden sollte. Sie standen einem republikanischen Gegner gegenüber, den sie selbst als „Trottel“ ansahen, sie waren hinsichtlich des Sieges optimistisch und Bill Clinton sprach auf der Bühne. Damals war es seine Ehefrau Hillary Clinton, die gegen Trump den Einzug ins Weiße Haus schaffen wollte.
Clinton bei Parteitag der Demokraten: US-Wahl sei „ein brutales, hartes Geschäft“
„Wenn Sie für dieses Team stimmen, wenn Sie sie ins Amt bringen können und sie für frischen Wind sorgen lassen, werden Sie für den Rest Ihres Lebens stolz darauf sein“, sagte Clinton. Auch Kamala Harris‘ Wahl von Walz zu ihrem sogenannten Running Mate, sei seiner Meinung nach ein „Volltreffer“ gewesen. Wie bei den Reden der Obamas und der anderen Redner, war Clintons Message des Abends, dass Harris eine ausgezeichnete Präsidentschaftskandidatin ist, eine US-Wahl jedoch „ein brutales, hartes Geschäft“ sei.
Der Parteitag der Demokraten war gefüllt von einer Stimmung der neuen, jüngeren Generation. Clinton konnte mit seiner Rede die Stimme der Erfahrung, der alten Generation erklingen lassen und hatte dabei nicht nur einen ermutigenden Ton. Eindringlich warnte er vor der Wiederholung der Vergangenheit. „Wir haben mehr als eine Wahl erlebt, die uns entgangen ist, obwohl wir dachten, dass das nicht passieren würde“, sagte Clinton. Man solle den „Gegner niemals unterschätzen“.
Doch er hatte auch motivierende Worte parat. Clinton wurde im Bundesstaat Arkansas in der Stadt Hope geboren. Bei den Parteitagen der Demokraten zu seinem Wahlkampf erhielt er deswegen den Namen „Man from Hope“ – Mann aus Hope; eine Anspielung auf den englischen Begriff Hoffnung. Bei seiner Rede für Harris brachte er diese Erinnerung mit ein: „Nehmen Sie es von einem Mann, der einst die Ehre hatte, in diesem Kongress der Mann von Hope genannt zu werden: Wir brauchen Kamala Harris, die Präsidentin der Freude, um uns zu führen.“

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Bei US-Wahl 2024: Bill Clinton heute so alt wie Donald Trump
Clinton war erst 46 Jahre alt, als er ins Weiße Haus einzog, und damit der drittjüngste Präsident in der Geschichte der USA, hinter Theodore Roosevelt und John F. Kennedy. Heute ist er 78 Jahre alt, so alt wie Donald Trump, der trotz seines hohen Alters als Präsidentschaftskandidat der Republikaner kandidiert.
Die Washington Post schrieb in einem Artikel über Clintons Rede, dass er bei weitem nicht so wortgewandt war wie sonst. „Er sprach langsam und ohne viel Energie, las anscheinend nicht vom Teleprompter ab, sondern tastete über die Seiten des Skripts auf dem Rednerpult, schaute oft nach unten“, schrieb der Autor. Außerdem waren seine Sätze anscheinend „oft unterbrochen, wie bei einem Schauspieler, der seinen Text nicht auswendig gelernt hatte.“
Für Clintons Verhalten gab es scheinbar einen anderen Grund als sein Alter. Ein Insider berichtete der New York Times, dass Clinton am Montagabend seinen Redeentwurf verworfen hatte, nachdem er die Auftritte des ersten Tages gesehen hatte. Er begann seine Rede von vorne. Der Ex-Präsident war von der spürbaren Energie des Kongresssaals beeindruckt und fühlte sich gezwungen, diese zu berücksichtigen. Nach einem Zeitplan, der den Medien zugespielt wurde, waren zwölf Minuten für seine Rede vorgesehen – Clinton sprach 27 Minuten lang.
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Hillary Clinton hält bei Parteitag der Demokraten eine ermutigende Rede für Kamala Harris
Auch die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton, hatte am Abend zuvor eine emotionale Rede am Parteitag der Demokraten gehalten. Die Nominierung der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris sei ein wegweisender Schritt für das Land. „Wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte Amerikas“, sagte die 76-Jährige unter großem Jubel. „Die Zukunft ist hier.“
Dabei griff sie ein ähnliches Narrativ wie ihr Ehemann Bill Clinton einen Tag später auf. „Kamala kümmert sich um Kinder, Familien und Amerika. Donald kümmert sich nur um sich selbst“ sagte sie. Bill Clinton sprach am Mittwochabend davon, dass es bei Trump nur um „mich, mich selbst und mich“ gehe. Er rede hauptsächlich über sich selbst. „Wenn Sie ihn also das nächste Mal hören, zählen Sie nicht die Lügen, sondern die Ichs.“ Wenn Harris jedoch Präsidentin wird, würde jeder Tag mit „dir, dir, dir, dir“ beginnen. (lw)