Bei Durchbruch an Odessa-Front: Ex-Geheimdienstchef warnt vor Überfall auf weiteres Land

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In der Ukraine könnte ein weiterer russischer Vormarsch auch Moldawien in den Krieg ziehen. Vor allem die Region Odessa gerät zunehmend unter Druck.

Kiew – Die Ukraine gerät im Krieg mit Russland immer weiter unter Druck. Ein Sieg der russischen Armee in der Gegend von Odessa hätte verheerende Folgen, warnt der ehemalige moldawische Geheimdienstchef Iurii Briceag im Interview mit der Kyiv Post. „Wenn es den Russen, Gott bewahre, gelingt, durchzubrechen und Odessa zu umgehen, könnten sie in Transnistrien eindringen – und von dort aus in wenigen Tagen Chișinău erreichen“, warnt Briceag.

Ukraine-Krieg: Verheerende Folgen für Moldau bei Vormarsch in Odessa

Der ehemalige Geheimdienstler weis, wovon er spricht. Briceag leitete von 2020 bis 2022 den militärischen Geheimdienst der Republik Moldau, in einer Zeit, die von russisch unterstützten hybriden Angriffen, politischer Sabotage und Desinformationskampagnen geprägt war, die die Stabilität der Region erschütterten.

Heute ist der Briceag Vizepräsident der Koalition für Einheit und Wohlfahrt (CUB), einer Mitte-Rechts-Partei. Die CUB setzt sich für die vollständige Integration der Republik Moldau in die EU ein und möchte eine die Rückkehr des Kreml-Einflusses in seinem Land verhindern. In der von Moldawien abtrünnigen Region Transnistrien seien bereits 3000 russische Soldaten stationiert, was bei einer Vereinigung mit russischen Truppen aus der Ukraine einen Vorstoß auf die Hauptstadt Chișinău erleichtern würde.

Selenskyj will keine Gebiete durch US-Verhandlungen abgeben

Eine Aufgabe von Odessa durch Krieg oder Verhandlungen zwischen Washington und Moskau kommt für Kiew nicht in Frage. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits vergangene Woche die US-Unterhändler in den Gesprächen mit Russland vor unzulässigen Zugeständnissen bei den besetzten Gebieten der Ukraine gewarnt. „Alle Territorien gehören zum Einheitsstaat Ukraine“, sagte der Staatschef bei einer Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte in der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer.

Selenskyj hat unterdessen die Bereitschaft zu einer auch nur teilweisen Waffenruhe mit Russland erneuert. „Die Ukraine ist zu einer bedingungslosen Waffenruhe bereit, und wenn diese Waffenruhe teilweise ist, dann sind wir zu spiegelbildlichen Maßnahmen bereit“, sagte der Staatschef bei einer Pressekonferenz in Kiew. Als Beispiele führte er den Verzicht auf Angriffe auf Energieanlagen oder den Einsatz von weitreichenden Waffen an. Für Selenskyj ist dabei die von Russland um den vergangenen Ostersonntag ausgerufene Waffenruhe ein Beleg, dass es einzig von Moskau abhängt, den Beschuss zu verringern. „Aber bis zu einer bedingungslosen Waffenruhe ist es noch sehr weit“, unterstrich der Präsident. 

Trump droht mir Abzug aus Verhandlungen

US-Präsident Donald Trump fordert seit seinem Amtsantritt im Januar eine Waffenruhe in der Ukraine. Sein russischer Amtskollege Wladimir Putin lehnt hingegen eine Feuerpause ohne Vorbedingungen ab. Am Freitag drohte Trump mit dem Rückzug der USA aus den Ukraine-Verhandlungen, sollten Kiew oder Moskau die Gespräche „sehr schwierig“ machen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas äußerte Unverständnis über das Verhalten der US-Regierung.

„Wenn sie also jetzt weggehen, ohne die Werkzeuge zu nutzen, die sie eigentlich zur Hand haben, dann lautet meine große Frage: Warum?“, sagte Kallas zur AFP. „Warum setzen sie die Mittel nicht ein, um diesen Krieg wirklich zu beenden?“ (erpe/dpa/AFP)

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