Kadewe-Chef nach Signa-Insolvenz: „Der Oberpollinger macht uns große Freude“
Zu dem angeschlagenen Imperium des Milliardärs René Benko gehört unter anderem die Kadewe-Group, zu der auch der Oberpollinger gehört. Wir haben mit Kadewe-Chef Michael Peterseim gesprochen.
München – Tagelang kursierten Gerüchte über eine mögliche Pleite bei der Signa Holding – nun ist das Imperium des österreichischen Milliardärs René Benko zahlungsunfähig. Gestern hatte die Immobilien- und Handelsgruppe in Wien ein Insolvenzverfahren angekündigt. Für die hunderten Einzelfirmen in dem Signa-Geflecht könnte das erhebliche Folgen haben.
Zu dem Benko-Imperium gehört unter anderem die Kadewe-Group, zu der auch der Oberpollinger in der Münchner Innenstadt gehört. Wir haben mit Kadewe-Chef Michael Peterseim gesprochen – er gibt sich trotz der Signa-Krise gelassen.

Kadewe-Chef Peterseim: „Es gibt keine finanziellen Abhängigkeiten zwischen uns und Signa“
Herr Peterseim, Sie sind erst seit Kurzem Chef der Kadewe-Gruppe. Die Kadewe-Gruppe wiederum gehört zur Signa-Holding von René Benko, die nun in großen Problemen steckt. Haben Sie beim Amtsantritt schon geahnt, was da auf Sie zukommt?
Ich bin seit ersten November Chef der Kadewe-Gruppe und seit mehr als fünf Jahren im Unternehmen. Wir betreiben neben dem Kadewe in Berlin das Alsterhaus in Hamburg sowie den Oberpollinger in München – alles Kaufhäuser, die auf einen besonderen Lifestyle und Luxus ausgerichtet sind. Unser Geschäft funktioniert wunderbar.
Welche Auswirkungen hat die Ankündigung des Insolvenzverfahrens der Signa-Holding GmbH für die KaDeWe-Group?
Sie sehen mich sehr entspannt. Bei Signa läuft ein geordneter Prozess, ohnehin ist ja bekanntermaßen Central Group unser Mehrheitsgesellschafter. Für unsere Strategie und unser Tagesgeschäft haben wir uns auf gesellschaftlicher Ebene schon immer mit der Central Group besprochen. Es gibt auch keine finanziellen Abhängigkeiten zwischen uns und Signa.
Der Signa Holding gehören die Gebäude, in denen Ihre Kaufhäuser sind. Wie geht es jetzt für Sie nach der Pleite der Gruppe weiter?
Wir haben Mietverträge, die noch über 30 Jahre laufen. Was immer also auf der Seite der Vermieter geschieht, es wird uns nicht weiter beeinflussen.

Und das Geschäft würde weiterlaufen?
Selbstverständlich. Die Central Group aus Thailand – ein börsennotiertes Familienunternehmen – ist zugleich einer der größten Einzelhändler Südostasiens und steht vollumfänglich zur KaDeWe Group.
Wäre es möglich, dass Central seinen Anteil aufstockt oder Sie komplett von Signa übernimmt?
Ich spekuliere nicht. Wir konzentrieren uns auf unser Geschäft, das gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit besonders wichtig ist und sehr viel Spaß macht.
Das Weihnachtsgeschäft ist für Kaufhäuser die wichtigste Zeit des Jahres. Da muss es für Sie eine Katastrophe sein, dass ausgerechnet jetzt nur über die Signa-Probleme gesprochen wird.
Unser Weihnachtsgeschäft läuft hervorragend. Traditionell beginnt die Vorweihnachtszeit für uns schon Ende Oktober und nimmt dann mit der Eröffnung der Weihnachtsmärkte richtig Fahrt auf. Die Schaufenster sind seit Wochen weihnachtlich und stimmungsvoll dekoriert, der Weihnachtsmann kommt am ersten Adventswochenende und es gibt gebrannte Mandeln. Es sind wieder ähnlich viele Menschen wie vor Corona in unseren Geschäften und mit den Umsätzen sind wir sehr zufrieden.
Gilt das auch für den Oberpollinger in München?
Das gilt insbesondere für den Oberpollinger, der uns sehr große Freude bereitet. Gerade in München haben wir eine überdurchschnittliche Umsatzentwicklung.
Wie reagieren denn Ihre Mitarbeiter auf die aktuelle Lage? Sind sie verunsichert?
Wir sind mit unseren Mitarbeitern im engen Austausch und halten sie über die tolle Entwicklung unserer drei Häuser immer auf dem Laufenden.
Und die Lieferanten?
Den Oberpollinger gibt es seit 118 Jahren. Entsprechend gut sind unsere Lieferantenbeziehungen. Und das wird sich durch die jetzige Situation nicht ändern.
Kritiker sagen, die Zeit der großen Warenhäuser sei spätestens seit Corona vorbei. Hat Ihr Geschäft trotz Konkurrenz im Internet eine Zukunft?
Selbstverständlich: Das Gefühl, in einem ikonischen Warenhaus zu sein und es zu erleben, lässt sich nicht ersetzen. Es reicht schon lange nicht mehr, einfach nur Waren ins Regal zu stellen, und weiße Socken kann man auch im Internet kaufen. Aber: Das Einkaufserlebnis und den perfekten Service gibt es nur im Store. Man kann zum Beispiel auf der tollen Dachterrasse des Oberpollinger einen Espresso trinken oder einen Champagner, mit dem schönsten Blick über München, sich danach für Weihnachtsgeschenke für die Liebsten inspirieren lassen und einfach den Tag genießen. Das sind einzigartige Luxus-Momente.
Damit lässt sich nach wie vor gutes Geld verdienen?
2022 war für uns ein Rekordjahr. Mit rund 800 Millionen Euro Umsatz werden wir das in 2023 noch einmal übertreffen. Seit die Kadewe-Gruppe ihre drei Häuser im Jahr 2014 aus dem Karstadt-Konzern übernommen hat, hat sich der Umsatz etwa verdoppelt. Wir haben seither rund 500 Millionen Euro investiert, um die besten Produkte und außergewöhnliche Services zu bieten. Das zahlt sich jetzt aus, der Umsatz wächst stetig.
Ein hoher Umsatz ist das eine. Aber schreiben Sie damit auch schwarze Zahlen?
Im internationalen Vergleich mit anderen Warenhäusern haben wir eine der höchsten Umsatzrenditen. Den genauen Gewinn veröffentlichen wir jedoch nicht. Aber im Vergleich zu 2022 ist er erneut gestiegen.
Interview: Andreas Höss, Georg Anastasiadis