„Es liegt in unseren Händen“: Schüler drehen Spielfilm über letzte Kriegstage in Bad Tölz

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Fiebern der Filmpremiere entgegen: (kniend, v.li.) Julia Burchard, Sara Schott, und Kornel Riedl sowie (stehend, v.li) Lehrerin Anita Bittner, Ulrich Braun, Marius Schwarzmann, Kilian Widmann, Aviva Hägele, Moritz Gehr, Lea Moissl und Lehrerin Julia Rau. Nicht auf dem Bild: Jonas Grandy und Christoph Strickstrack. © arp

Im Rahmen des P-Seminars produzierten Schüler vom Gabriel-von-Seidl-Gymnasium einen Spielfilm über die Tölzer NS-Geschichte. Am Sonntag findet die Vorführung mit Podiumsdiskussion statt.

Bad Tölz - Eigentlich hatten sich die Lehrerinnen des P-Seminars „Film“, Anita Bittner und Julia Rau, einen Dokumentarfilm als Endergebnis der Schüler vorgestellt. Doch die hatten ihren eigenen Kopf. „Sie haben gleich am Anfang durchgesetzt, dass sie einen Spielfilm machen wollen“, sagt Rau mit einem Lachen. Jetzt liegen die Elftklässler des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums in den letzten Zügen der Endproduktion. Am Sonntag, 16. Juni, feiert der Film „Zwischen den Fronten – Tölz 1945“ im Capitol-Kino Premiere. Anschließend gibt es eine Podiumsdiskussion.

Schüler drehen 22-minütigen Spielfilm über NS-Zeit

Es ist ein großer Tag für alle Beteiligten des P-Seminars. Immerhin steckt in dem 22-minütigen Film ein dreiviertel Jahr harte Arbeit. „Jeder hatte seine eigene Aufgabe“, erklärt Moritz Gehr, der federführend für die Recherchen zuständig war. Ob Kameraführung, Schnitt, Social-Media-Präsenz, Drehbuch-Schreiben, Regie oder auch Schauspielerei, jeder konnte sich in dem Deutsch/Geschichte-Seminar mit seinen Interessen und Stärken einbringen. „Ein Schüler hat sogar die Filmmusik alleine komponiert“, sagt Julia Rau bewundernd. Überhaupt: Beide Lehrerinnen sind mächtig stolz. „Schüler, die sich so engagiert und kreativ für eine Sache einbringen wie bei diesem P-Seminar, das gibt es ganz selten“, lobt Anita Bittner beim – wohlgemerkt von den Elftklässlern organisierten – Pressegespräch im Tölzer Gymnasium.

Der Film erzählt die fiktive Geschichte eines jungen Manns aus der Hitler-Jugend in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in Bad Tölz. Regisseur Kilian Widmann erklärt dazu: „In den letzten zwei Kriegstagen wurde die Tölzer Isarbrücke teils gesprengt. Der Film handelt von einem Jungen, der die Brücke bewachen soll. Als diese trotzdem in Teilen explodiert, flüchtet er aus Angst, die SS könnte ihn dafür verantwortlich machen. Auf seiner Flucht stürzt er allerdings und fällt zufällig in das Versteck eines abgestürzten US-Piloten.“ Die Schülerinnen und Schüler beleuchten durch diese beidseitig ungewollte Begegnung die Sinnes- und Wertesuche des Protagonisten. „Er fängt an, zu überlegen, ob seine Werte, die er bisher hatte, richtig sind.“

Thema bewegt auch mit Blick auf die aktuelle politische Situation

Ein Thema, das die Schüler nicht nur mit Blick in die Vergangenheit bewegt. „Unsere aktuelle politische Welt macht gerade einen starken Rechtsruck“, sagt Aviva Hägle aus dem Marketing-Team. „Wir wollen mit dem Film darauf aufmerksam machen, wie es dazu kommen kann, dass Menschen durch falsche Versprechungen so manipulierbar sind.“ Ein wichtiges Ziel der Schüler ist es laut Widmann auch, zu zeigen, „dass es in unseren Händen liegt, dass so etwas nie wieder passiert“. Daher sei es wichtig, dass der Hauptdarsteller im Alter der Schüler ist. Hägle: „Wir wollen, dass sich unsere Generation damit identifizieren kann und es so besser verstehen kann.“

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Höhepunkt des P-Seminars ist am Sonntag, 16. Juni, um 19 Uhr die Filmvorführung mit anschließender Podiumsdiskussion im Capitol-Kino. Dazu haben die Schüler zwei Experten gewinnen können. Für alle geschichtlichen Fragen steht der Lokal-Historiker Christoph Schnitzer parat, für psychologische Fragen rund um das Thema Trauma ist Eva Dietl von der Familienberatungsstelle vor Ort. Karten gibt es für 7 Euro auf der Webseite des Tölzer Capitolkinos zu kaufen. Der Trailer zu dem Film ist bereits jetzt auf Instagram auf dem Account „kurzfilm.gvsg“ zu sehen.

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