Sorge um Nawalny: Seit Tagen kein Lebenszeichen vom inhaftierten Putin-Gegner
Das Team des inhaftierten Systemkritikers Alexej Nawalny äußert tiefe Besorgnis, da es seit mehreren Tagen kein Lebenszeichen von ihm erhalten hat.
Moskau – Der Kontakt zu Putin-Gegner Nawalny ist Medienberichten zufolge völlig abgebrochen. Seit fünf Tagen versucht der Anwalt des Inhaftierten, im Straflager Kontakt mit ihm aufzunehmen. Darüber berichten unter anderem die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters.
Kira Jarmysch, die Sprecherin von Alexej Nawalny, äußerte am Samstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es immer noch keine Neuigkeiten bezüglich des Zustandes des Inhaftierten gibt. Seit fünf Tagen bemühe sich Nawalnys Anwalt erfolglos, im Straflager Kontakt zu dem prominenten Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin aufzunehmen. Der Zugang des Anwalts zu Nawalny werde verwehrt. Nawalnys Team zeigte sich erstmals am Freitag besorgt, als der Oppositionelle unerwartet nicht per Video zu einer Gerichtsverhandlung zugeschaltet war.
Die Mitarbeitenden des Strafvollzugsdienstes begründeten das Ausbleiben der Videoverbindung mit einem Stromausfall. Die Sorge um Nawalnys Zustand verschärfte sich, nachdem er letzte Woche in seiner Zelle einen Schwächeanfall erlitten hatte.
Alexej Nawalny in Haft: Große Sorge um den Kreml-Kritiker
„Wir haben erfahren, dass er letzte Woche einen schweren gesundheitlichen Zwischenfall hatte. Nawalnys Leben ist in großer Gefahr. Er befindet sich derzeit in völliger Isolation“, schrieb Maria Pevchikh, Vorsitzende von Navalnys Anti-Korruptions-Stiftung.
Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch erklärte, das Gefängnispersonal habe ihn letzte Woche an einen Tropf gehängt, nachdem er einen Schwindelanfall erlitten habe. „Jetzt ist es der dritte Tag, an dem wir nicht wissen, wo er ist. Davor gab es zumindest gelegentlich Briefe von ihm, wenn auch zensierte, aber seit einer Woche gibt es keine Briefe mehr“, schrieb sie auf X.
Schlechte Haftbedingungen in Russland: Ein Kampf ums Überleben
Nawalny sitzt im Straflager in der Stadt Kowrow. Diese liegt im Gebiet Wladimir rund 260 Kilometer östlich von Moskau. Er war zu 19 Jahren Straflager verurteilt worden und ist international als politischer Gefangener eingestuft. Viele Kritiker des russischen Staatspräsidenten müssen in der heutigen Zeit im Gefängnis um ihr Überleben kämpfen.
In Moskau liegen Erfolg und Niedergang mittlerweile nahe beieinander. Dies wird auch am Beispiel von Igor Girkin deutlich. Der russische Nationalist und radikale Befürworter des Angriffskriegs befindet sich derzeit ebenfalls in Haft, nachdem er Putin öffentlich herausgefordert hat. In dieser Lage sieht sich Girkin nun mit ernsthaften Bedrohungen für sein Leben konfrontiert. Der Extremist fürchtet, dass ihm ein ähnlich brutales Ende drohen könnte, wie vor einigen Monaten „Putins-Koch“ Prigoschin. (Maximilian Kurz)