Perchtenlauf in Freising: Ein paar wilde Gesellen schlagen über die Stränge - Veranstalter entschuldigt sich

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Freising

Kommentare

Spaß mit den gruseligen Fratzen hatte dieser Bub. Anderen Besuchern war beim Auftritt der wilden Gestalten nicht mehr zum Lachen zumute. © Lehmann

Tausende Besucher lockte der Perchtenlauf am Freitag in die Freisinger Innenstadt. Das Spektakel mit Glockengeläut, Feuershow und gruseligen Masken begeisterte aber nicht alle.

Freising – Es gibt zahlreiche Geschichten über die Rauhnächte von Weihnachten bis zum Dreikönigstag – Erzählungen über böse Geister, die in dieser Zeit ihr Unwesen treiben und die Zukunft lenken können. Um die dunklen Einflüsse des Jahres zu vertreiben, gehen in Bayern, aber vor allem in Österreich die Perchten zwischen den Jahren auf die Straßen – wie am Freitag auch in Freising. Zum 20-jährigen Jubiläum der Frisinga Fratzen gab es heuer nämlich zum dritten Mal einen großen Perchtenlauf mit rund 150 Winteraustreibern durch die obere Innenstadt. Das Spektakel mit Glockengeläut, Feuerspielen und gruselig-schaurigen Masken zog allerdings nicht nur rund 7000 Schaulustige nach Freising, sondern sorgte auch für einige, wenngleich wohl auch wenige Zwischenfälle. Der Grund: Einer oder mehrere Perchten der eingeladenen Gruppen schlugen sprichwörtlich über die Stränge, was den Frisinga Fratzen im Nachgang sauer aufstößt. Ihr Credo ist nämlich ein ganz anderes.

Mit einer imposanten Feuershow begeisterten einige Perchten die vielen Besucher, die in die Innenstadt gekommen waren.
Mit einer imposanten Feuershow begeisterten einige Perchten die vielen Besucher, die in die Innenstadt gekommen waren. © Lehmann

„Mir ist das eine Herzensangelegenheit“, erklärte Perchten-Urgestein Tony Maier von den Frisinga Fratzen in der Tiefgarage der AOK, wo die Vereinsmitglieder für den großen Lauf am Freitag durch die Innenstadt in ihre Perchten-Kostüme schlüpften. Was er damit meinte: „Wir wollen eine Gaudi, das schon, aber immer freundlich. Wir möchten auf keinen Fall Absperrungen wie in Österreich, Gewalt geht gar nicht.“ Wie ernst es den Frisinga Fratzen damit war, zeigten sie dann auch, als sie als erste Gruppe gegen 18 Uhr in Höhe der Q-Bar in Richtung Kriegerdenkmal marschierten. Ihre Performance: umwerfend, ausgefeilt und sich stets verneigend vor der Perchten-Tradition. „Wir haben nur einen Pferdeschweif dabei, andere Gruppen haben Ruten“, erklärte Flo von den Frisinga Fratzen. Auch Flo ist kein Freund von Gewalt an den Zuschauern. „Wir ziehen mal am Ohr, klar. Oder die Mütze über den Kopf“, so der Freisinger Percht und weiter: „Wenn ein Kind sehr viel Angst bekommt, dann heb’ ich auch schon mal die Maske hoch, dann schaut die Sache gleich ganz anders aus.“

Und diese große, ja fast schon berührende Empathie zeigten die Freisinger dann auch – hier musste keiner Angst haben. Und es waren auch die Frisinga Fratzen, die zum Schluss des Perchtenlaufes eine wunderbare Feuershow am Kriegerdenkmal lieferten – nämlich einen Hexentanz mit Funkenflug und brodelndem Zauberkochtopf.

Ganz anders hingegen ging es bei so mancher nachfolgenden Perchten-Gruppe, einige davon auch aus Österreich, zu. Zu beobachten war etwa ein Percht, der mehrfach mit seiner Rute auf die Unterschenkel einer jungen Frau einschlug, die deutlich und laut Schmerzen äußerte. Damit aber nicht genug: Der Percht kam überraschenderweise zurück und schlug nochmal kräftig zu. Was auch zu sehen war, während sich die Frisinga Fratzen beim Roider-Jackl-Brunnen für die Kids ohne Masken zeigten: Aus der Menge wurden wahllos kleine Kinder herausgezogen und im übelsten Krampus-Stil von den Eltern getrennt.

Wilde Fratzen zogen am Freitag durch die Innenstadt und erschreckten die Besucher.
Wilde Fratzen zogen am Freitag durch die Innenstadt und erschreckten die Besucher. © Lehmann

Auch eher verstörend bis sehr aus der Zeit gefallen: Die Kommentare von Werner Kinner, der als Moderator zu Klängen der Band „Rammstein“ für eine gespenstische Stimmung sorgte – und zwar mit Sätzen an die Perchten wie: „Ja, lasst eure Wut jetzt g’scheit raus!“

„Das ist nicht Sinn der Sache“, erklärte die Vorstandsvorsitzende der Frisinga Fratzen, Gundi Meier, auf FT-Rückfrage am Samstag. Auch sie habe im Nachgang mitbekommen, dass es zu Verletzungen bei den Zuschauerinnen und Zuschauern kam – und ist darüber untröstlich. „Mir und uns als Verein tut das unendlich leid“, betonte Meier. In Österreich, wenn mit Ruten gegen die Schenkel geschlagen werde, würden die Leute bewusst hohe Stiefel tragen, so Meier. Jene Gruppen oder einzelne Perchten, und das versprach sie, die durch Hiebe und Schläge aufgefallen sind, dürfen beim nächsten Jubiläum nicht mitlaufen. Alle, die gerne diesbezüglich Kontakt mit dem Verein aufnehmen wollen, könnten das laut Meier jederzeit machen – per Mail an info@frisinga-fratzen.de.

Auch interessant

Kommentare