Nur vier Hürden bremsen noch - Jetzt beginnt die unaufhaltsame Ära der Erneuerbaren Energien
„Die Zukunft ist elektrisch“
Die Nachfrage nach den fossilen Brennstoffen Kohle, Öl und Gas werde bis zum Ende des Jahrzehnts ihren Höhepunkt erreichen und dann beständig fallen. Die Folge seien sinkende Preise für Verbraucher, was der Politik wiederum Spielraum verschaffe, sich auf mehr Investitionen in saubere Energien zu konzentrieren sowie auf die Abschaffung ineffizienter Subventionen für fossile Brennstoffe.
In Europa und Nordamerika geht der Ölverbrauch jetzt schon zurück, während er in Märkten wie Indien, Afrika und Südostasien noch ansteigt. Das Verhältnis zwischen erneuerbaren und fossilen Energien, auch das ist ein Fazit des IEA-Berichts, sieht global noch sehr unterschiedlich aus. „In vorherigen Ausgaben des 'World Energy Outlook' hat die IEA klargemacht, dass die Zukunft des globalen Energiesystems elektrisch ist“, sagt Birol. „Jetzt ist es für alle sichtbar.“
Vier große Hürden
Trotz allem sehen die Expertinnen und Experten noch vier große Hürden auf dem Weg in die neue Ära.
1. Globale Spannungen: Der sich zuspitzende Konflikt im Nahen Osten und Russlands anhaltender Krieg in der Ukraine unterstreichen die Risiken für die Energiesicherheit, mit denen die Welt konfrontiert ist. Zwar seien einige der unmittelbaren Auswirkungen der globalen Energiekrise bereits abgeklungen, aber das Risiko weiterer Erschütterungen ist aus IEA-Sicht hoch.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, wie schnell sich Abhängigkeiten in Schwachstellen verwandeln könnten, so die Behörde. Das gelte auch für saubere Energieversorgungsketten, bei denen es hinsichtlich Rohstoffen und Technik eine hohe Abhängigkeit von einzelnen Ländern gebe.
2. Es braucht noch mehr Einsatz: Für einen anhaltend schnellen Ausbau sauberer Energie sind aus Sicht der IEA wesentlich höhere Investitionen insbesondere in Stromnetze und Energiespeicher erforderlich. Eine sichere Dekarbonisierung des Stromsektors erfordere, dass Investitionen in Netze und Speicher schneller steigen als die saubere Stromerzeugung selbst. Viele Versorgungssysteme seien derzeit anfällig für die Zunahme extremer Wetterereignisse, was die Bemühungen um mehr Widerstandsfähigkeit und digitale Sicherheit wichtiger mache.
3. Ärmeren Ländern fehlt der Zugang: In einigen Regionen der Welt behindern laut der IEA außerdem hohe Finanzierungskosten und Projektrisiken die Verbreitung kostengünstiger sauberer Energietechnologien - also dort, wo sie am dringendsten benötigt würden. Dies sei vor allem in Entwicklungsländern der Fall, wo diese Technologien den größten Nutzen für die nachhaltige Entwicklung und die Verringerung der Emissionen bringen könnten.
Der fehlende Zugang zu Energie ist nach dem IEA-Bericht weiterhin die größte Ungerechtigkeit im heutigen Energiesystem: 750 Millionen Menschen - vor allem in Afrika südlich der Sahara - haben keinen Zugang zu Elektrizität und über zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberen Brennstoffen zum Kochen.
4. Der Klimawandel ist jetzt schon da: Der Klimawandel bringt die Energiesicherheit laut IEA in Gefahr. In vielen Regionen der Welt stellten extreme Wetterereignisse, die durch jahrzehntelange hohe Emissionen verschärft worden seien, bereits jetzt eine große Herausforderung für den sicheren und zuverlässigen Betrieb der Energiesysteme dar. Das betreffe immer heftigere Hitzewellen, Dürreperioden, Überschwemmungen und Stürme.
Der Höhepunkt kommt bald
Trotz der zunehmenden Dynamik bei der Umstellung auf saubere Energien sei die Welt vom Erreichen der Klimaneutralität noch weit entfernt. Entscheidungen von Regierungen, Investoren und Verbrauchern verfestigten allzu oft die Mängel des heutigen Energiesystems, anstatt es auf einen saubereren und sichereren Weg zu bringen, so der IEA-Bericht. Dazu kämen zunehmende Hitzewellen mit einer verstärkten Nutzung von Klimaanlagen, der Vormarsch der auf Rechenzentren angewiesenen Künstlichen Intelligenz, aber auch Effizienzmaßnahmen, die sich auf die künftige Stromnachfrage auswirken könnten.
Ausgehend von den heutigen politischen Rahmenbedingungen werden die weltweiten Kohlendioxidemissionen nach der IEA-Prognose ihren Höhepunkt bald erreichen. Da danach kein starker Rückgang erwartet werde, sei mit einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,4 Grad zu rechnen und damit um deutlich mehr als das angestrebte 1,5-Grad-Ziel.
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