Wirre Rede im US-Wahlkampf: Donald Trump bringt Aussagen durcheinander – nicht zum ersten Mal

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Wirrer Trump-Auftritt vor der US-Wahl 2024: Der Ex-Präsident erwähnt russische Spione im Zusammenhang mit einem Republikaner und dem Sturm aufs Kapitol.

Washington D.C. – Bei einem Wahlkampfauftritt einer christlichen Organisation hat der ehemalige US-Präsident Donald Trump am Samstag (22. Juni) einige Fakten durcheinander gebracht. Trump erwähnte „russische Spione“ im Zusammenhang mit dem Abgeordneten Barry Loudermilk (Republikaner) aus Georgia. Seine Aussagen auf der von der Koalition für Glauben und Freiheit (Faith and Freedom Coalition) organisierten Konferenz haben aber keinen Bezug zur tatsächlichen Kontroverse um den Abgeordneten.

Trump mit wirrer Aussage in Rede zur US-Wahl: Ex-Präsident sieht Zusammenarbeit mit Russlands Spionen

Loudermilk wird beschuldigt, eine Führung durch das Kapitol für Personen organisiert zu haben, die später am Angriff auf das US-Kongressgebäude am 6. Januar 2021 beteiligt waren, berichtet die Independent. Bereits in den einleitenden Worten seiner Rede zur US-Wahl, in denen er den Anwesenden für ihre Unterstützung dankte, nannte Donald Trump ausdrücklich den republikanischen Abgeordneten.

Donald Trump
Trump verwechselte in den letzten Monaten des Öfteren Fakten. © Chris Szagola/AP/dpa

„Danke auch an den Kongressabgeordneten – er ist fantastisch – Barry Loudermilk ist hier irgendwo … Er macht einen fantastischen Job, bei all den Dingen, von denen sie sagen, dass er sie mit russischen Spionen oder so durchgemacht hat“, sagte Trump. Mit dieser Aussage bezog sich Trump offenbar auf den Vorwurf, dass Loudermilk, am Vortag der Stürmung des Kapitols eine „untypische“ Führung durch den Komplex gegeben haben soll. Der Republikaner hatte sich zuvor in Widersprüchen verstrickt.

Sturm auf das Kapitol: Ausschuss veröffentlicht Videomaterial – Republikaner gab verdächtige Kapitol-Führung

Im Jahr 2022 veröffentlichte der Sonderausschuss des Repräsentantenhauses, der die Unruhen im Kapitol untersuchte, Videobeweise. Diese schienen zu zeigen, wie Loudermilk Mitglieder einer Reisegruppe anführte, die „Bereiche des Komplexes, die für Touristen normalerweise nicht von Interesse sind, einschließlich Flure, Treppenhäuser und Sicherheitskontrollpunkte“ fotografierten und aufzeichneten.

Das vom Ausschuss veröffentlichte Videomaterial zeigt den Abgeordneten, der eine Gesichtsmaske trägt und die Führung durch die Bürogebäude des Repräsentantenhauses leitet. An einer Stelle hält er an, um mit einigen Mitgliedern der Gruppe zu sprechen, während ein Mann zu sehen ist, der ein Foto von einem Treppenhaus macht. „Einzelne Teilnehmer der Tour fotografierten und zeichneten Bereiche des Komplexes auf, die für Touristen normalerweise nicht von Interesse sind“, schrieb der Vorsitzende des Ausschusses, der Demokrat Bennie Thompson, in dem Brief an Loudermilk. „Die Tour am 5. Januar 2021 gibt Anlass zur Sorge über ihre Aktivitäten und Absichten“.

Einige der Teilnehmer an der Tour sollen in die Gewalttaten am folgenden Tag verwickelt gewesen sein und Drohungen gegen demokratische Abgeordnete ausgesprochen haben. Loudermilk antwortete damals, dass die Touristen die Kunstwerke der Kinder im Kapitol fotografierten und nicht die Tunnel und andere sensible Bereiche.

Debatte um Trumps Gesundheit vor US-Wahl: Nicht die erste wirre Rede

Loudermilk, der 2014 erstmals in den Kongress gewählt wurde, gilt als ein treuer Verbündeter von Donald Trump. Er unterstützt auch dessen Behauptung, dass die Wahlen 2020 manipuliert wurden. Nicht klar ist deshalb, warum der ehemalige Präsident in seiner Rede russische Spione erwähnte. Es ist zumindest nicht das erste Mal, dass Trump durch wirre Reden und bizarre Fakten auffällt. Immer wieder ist die Gesundheit von Donald Trump Gesprächsthema vor der US-Wahl 2024.

In den vergangenen Monaten verwechselte Trump auch den türkischen Präsidenten mit dem ungarischen Regierungschef, warnte vor einem zweiten – nicht dritten – Weltkrieg, und nannte den Serienmörder Hannibal Lecter aus dem Film „Das Schweigen der Lämmer“ einen „wunderbaren Mann“.

„Er wirkt manchmal wie ein alter, betrunkener Onkel, wenn er diese Reden hält, und das könnte ein Zeichen des Alters sein, dass er immer weniger in der Lage ist, alle seine Impulse zu kontrollieren“, analysiert der Politologe Matthew Foster von der American University. „Und für jemanden, der ohnehin schon so impulsiv ist, könnte das in unvorhergesehene Bereiche gehen“ (bg/dpa).

Auch interessant

Kommentare