Streik-Ticker - Warnstreik beendet - wann weitere Streiks geplant sind und wie es weiter geht

Verdi fordert 12,5 Prozent und Einmalzahlung für Lufthansa-Bodenpersonal

Dienstag, 12. Dezember 2023, 07.33 Uhr: Die Gewerkschaft Verdi geht mit der Forderung nach deutlich höheren Gehältern in die Tarifverhandlungen für rund 25 000 Bodenbeschäftigte der Lufthansa. Die Vergütungen unter anderem der Techniker und der Check-In- Beschäftigten sollen um 12,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro im Monat steigen, erklärte Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am Montag in Frankfurt. Zusätzlich soll es eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro, eine neue monatliche Schichtzulage von 3,6 Prozent des Grundgehalts sowie schnellere, jährliche Stufensteigerungen geben. Der erste Verhandlungstermin ist laut Verdi für den 18. Januar vorgesehen.

Nach überwundener Corona-Flaute sieht Verdi die Belegschaft ausgedünnt und unter hoher Arbeitsbelastung. Verhandlungsführer Reschinsky erklärte: „Die Lufthansa investiert trotz Rekordgewinnen zu wenig ins Personal. Auch deshalb erleben wir noch immer einen gestörten Luftverkehr. Unsere Forderungen sind das Mindeste, wenn der Personalmangel und das Chaos im Luftverkehr beendet werden sollen.“

Verdi verhandelt bei der größten deutschen Fluggesellschaft und einigen Konzerntöchtern wie Cargo und Lufthansa Technik für das Bodenpersonal. Tarifverträge für die Piloten hat in der Vergangenheit die Vereinigung Cockpit abgeschlossen und für das Kabinenpersonal verhandelt parallel die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo). Sie fordert bei einer um sechs Monate längeren Laufzeit von 18 Monaten neben der Einmalzahlung Gehaltssteigerungen um 15 Prozent. Alle drei Gewerkschaften sind in der Lage, den Flugbetrieb der Lufthansa mit einem Streik weitgehend stillzulegen. Für Kabinen- und Bodenpersonal endet die Friedenspflicht zum Jahresende.

In der anstehenden Boden-Tarifrunde hat sich Verdi vorgenommen, bestehende Unterschiede bei der Arbeitszeit zwischen Ost- und Westdeutschland abzuschaffen. Bislang müsse im Osten fürs gleiche Geld zweieinhalb Stunden länger gearbeitet werden. Das Unternehmen soll zudem die Auszubildenden unbefristet übernehmen und den Beschäftigten die Wahl eröffnen zwischen mehr Geld oder mehr Urlaub.

Die Lufthansa wollte die Forderungen derzeit nicht kommentieren. Eine Sprecherin erklärte lediglich: „Die offiziellen Gespräche beginnen am 18. Januar und wir gehen fest davon aus, dass wir fair und auf Augenhöhe miteinander verhandeln werden.“

Bahnverkehr läuft wieder, doch nächster Streik ist in Planung

Samstag, 9. Dezember, 12.18 Uhr: Nach dem Ende des Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) läuft der Bahnverkehr in Deutschland weitgehend stabil. „Die Züge fahren wieder nach Fahrplan“, sagte ein Bahnsprecher am Samstagmittag in Berlin. Bereits seit dem frühen Morgen rollt der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr wieder.

Für das restliche Wochenende müssen sich Fahrgäste allerdings auf volle Züge einstellen. Die Bahn empfiehlt, sich weiterhin über die eigenen Verbindungen vor Fahrtantritt zu informieren.

Im Güterverkehr wirkt der Arbeitskampf noch nach. „Wegen des Warnstreiks der GDL konnten mehr als 1200 Güterzüge am Freitag nicht fahren“, sagte der Bahnsprecher. Es sei aber gelungen, durch vorzeitiges Abstellen von Güterzügen nun, nach dem Streik, „rasch wieder anzufahren“.

Man rolle wieder mit Vollast, „damit alle Kundinnen und Kunden des Güterverkehrs zeitnah bedient und Lieferengpässe vor der Weihnachtszeit verhindert werden“, fügte er hinzu. Aufgrund des Schneechaos in Bayern hatten sich schon zu Beginn des Warnstreiks mehr als 150 Güterzüge gestaut.

Für 24 Stunden im Personenverkehr und 28 Stunden im Güterverkehr hatte die GDL im laufenden Tarifstreit mit der Deutschen Bahn zum Warnstreik aufgerufen. Bis Freitagabend um 22.00 Uhr stand ein Großteil des Fern- und Regionalverkehrs in Deutschland still.

Lediglich jeder fünfte ICE und IC war unterwegs. Im Güterverkehr hatte der Warnstreik am Donnerstag vier Stunden früher begonnen. Die Bahn stellte kurzfristig einen Notfahrplan auf, regional gab es dabei große Unterschiede im Bahnangebot.

Bestreikt wurde auch das Eisenbahnunternehmen Transdev. Hier befindet sich die GDL ebenfalls in der Tarifauseinandersetzung. Beide Verhandlungen hat Gewerkschaftschef Claus Weselsky bereits für gescheitert erklärt. Wann es mit Gesprächen weitergeht, ist offen.

Bis zum 7. Januar hat Weselsky weitere Warnstreiks ausgeschlossen. Danach sollten die Arbeitskämpfe aber länger und intensiver werden, sagte er zuletzt. Derzeit lässt die GDL per Urabstimmung ihre Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen. Das Ergebnis wird für den 19. Dezember erwartet.

Warnstreik der Bahn beendet - morgen werden Züge „etwas voller“

22.13 Uhr: Der Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL ist beendet. Das teilte die Deutsche Bahn am Freitagabend mit. „Nach Ende des GDL-Streiks laufen die Verkehre schrittweise wieder an“, hieß es online. „Auch nach 22 Uhr wird der Fern- und Regionalverkehr nach dem Notfahrplan verkehren.“ Die GDL hatte zuvor 24 Stunden lang den Personenverkehr bestreikt und für 28 Stunden den Güterverkehr. Die Folge waren Tausende Zugausfälle, im Güterverkehr bildete sich ein langer Rückstau.

Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass sie am Samstag wieder das normale Angebot im Personenverkehr auf die Schiene bringen kann. „Einzelne wenige ausfallende Züge als Folgewirkung aus dem Streik der GDL sind insbesondere im morgendlichen Betriebsanlauf möglich“, hieß es. „Die Züge werden vor allem in den Vormittagsstunden sehr stark belegt sein“, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß. Er riet den Fahrgästen, nach Möglichkeit noch Sitzplätze zu reservieren oder die Reisepläne noch weiter aufzuschieben.

„Wir bitten um Verständnis, dass es morgen etwas voller sein wird in den Zügen, und raten den Fahrgästen, sich vor der Fahrt noch mal zu vergewissern, ob der Zug tatsächlich fährt, und wenn es geht eine Platzreservierung noch zu machen“, sagte Stauß. Es sei auch möglich, die Fahrt noch weiter zu verschieben - die Tickets seien auch später noch gültig.

Mehr Informationen zu den Warnstreiks auf den nächsten Seiten.