Kahn und Salihamidzic hielten Abmachung nicht ein: Nagelsmann verrät Details zum Bayern-Bruch

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Julian Nagelsmann spricht über seine Freistellung beim FC Bayern - und darüber, dass Kahn und Salihamidžić nicht Wort hielten.

München – Die Trainer beim FC Bayern, sie halten sich nicht lange dieser Tage. Julian Nagelsmann wurde im März 2023 nach etwa eineinhalb Saisons eine Niederlage in Leverkusen und ein Skiurlaub zum Verhängnis, und sein Nachfolger Thomas Tuchel muss nun ebenfalls schon wieder gehen, wenn auch erst zum Ende der Spielzeit.

Julian Nagelsmann
Geboren: 23. Juli 1987, Landsberg am Lech
Bundestrainer seit: 22. September 2023
Vertrag bis: 31. Juli 2024

Nagelsmann verrät, was mit Kahn und Salihamidžić damals schief lief

Nagelsmann ist mittlerweile Bundestrainer, und scheint genug Abstand zum Verein und zu den Umständen von damals zu haben, dass er recht offen über die Trennung spricht. Insbesondere über das damalige Zerwürfnis mit Hasan Salihamidžić und Oliver Kahn.

Nagelsmann, der beim FC Bayern eine Ära prägen sollte und mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet worden war, beschreibt sein damaliges Verhältnis zu den beiden Ex-Chefs zwar als „gut“. Doch er spricht im Interview mit dem Spiegel auch von einer Diskrepanz zwischen dem, was gesagt wurde, und dem, was passiert sei.

Hat der FC Bayern mit der Nagelsmann-Entlassung die richtige Entscheidung getroffen? Unsere Leser haben abgestimmt.
Julian Nagelsmann spricht über die damaligen Bayern-Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić. © Ulrich Wagner/Imago

Nagelsmann besprach mit Bayern-Bossen Worst-Case-Szenario

„Wir haben besprochen, wie wir gemeinsam damit umgehen wollen, wenn ein Worst-Case-Szenario eintritt“, erzählt Nagelsmann. Dazu kam es dann in Leverkusen. Bayern hatte bereits neun Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund, die der Klub aber verspielte.

Doch in der Stunde der Not hielten sich Salihamidžić und Kahn laut Nagelsmann nicht mehr an die gemeinsamen Absprachen. „Aber dann war doch alles anders. Da stellt man sich die Frage: Wie weit öffne ich mich in Zukunft gegenüber Protagonisten in dieser Branche?“

Nagelsmann: Gutes Verhältnis zu Entscheidungsträgern „hilft auch nichts“

Letztlich gelang es Tuchel durch kräftige Mithilfe der Dortmunder, den Meistertitel doch noch zu sichern. Doch auch die Ägide des neuen Trainers geht bald zu Ende.

Im Fußball ginge es laut Nagelsmann nicht immer „supernett“ zu. Ein gutes Verhältnis zu Entscheidungsträgern helfe „auch nichts“. Deswegen sei er nun „vorsichtiger“ und „sensibler“. Er stellt trotzdem klar, dass er sein Engagement an der Isar „in keinster Weise“ bereue.

Nagelsmann hätte sich beim FC Bayern mehr Zeit gewünscht

Rückblickend hätte er sich aber mehr Zeit von den Bayern gewünscht. Klubs wie Liverpool oder Manchester City hätten mit Trainern wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola mehr Geduld gehabt. Obwohl er auch mit der Maßgabe verpflichtet worden war, Dinge zu verändern, habe er die Zeit dafür nicht bekommen.

„Die Trainer bei Bayern München bekommen nicht so viel Zeit, um etwas zu entwickeln“, verwies Nagelsmann darauf, dass Klopp bei Liverpool fünf, Guardiola bei City gar sieben Jahre bis zur ersten Meisterschaft gebraucht hätten.

Bayer Leverkusen - Bayern München
Bundestrainer Julian Nagelsmann wird seinen EM-Kader am 14. März nominieren. © Federico Gambarini/dpa

Nagelsmann über den Skiurlaub: „War auch so genehmigt“

Auch über den schicksalhaften Skiurlaub im Zillertal sprach Nagelsmann noch einmal: „Mir wurde damals vorgeworfen, ich sei nach einer Niederlage gegen Bayer Leverkusen nicht erreichbar gewesen. Das stimmte einfach nicht.“

Und weiter: „Ich war von Montag bis Mittwoch ganz normal im Büro am Trainingsgelände an der Säbener Straße“, so Nagelsmann. Er sei auch der einzige dort gewesen, „sonst war keiner der Verantwortlichen da. Ich bin dann Mittwochmittag bis Freitagmorgen in den Kurzurlaub gefahren. Das war auch so genehmigt.“

Lehren für Nagelsmann: „Nicht zu sehr auffallen“

Sein Fazit nach seiner Bayern-Zeit sei es, „nicht zu sehr aufzufallen“, andererseits wolle er sich auch nicht komplett für einen Job verstellen. Nagelsmann: „Ich mache manche Dinge eben anders, schon weil ich jünger bin. Ich stehe bei Spielen des FC Bayern nicht im beigen Trenchcoat an der Linie, nur weil das einige meiner Vorgänger gemacht haben.“ In den Worten des aktuellen Bundestrainers schwingt durchaus etwas Bitterkeit mit.

Die Verantwortlichen hätten auch vorher gewusst, dass er mal eine rote Jacke anhaben würde, und es habe sie nicht gestört: „Aber im Misserfolg werden solche Nebensächlichkeiten einem gern aufs Brot geschmiert.“

Nagelsmann fehlt die Offenheit im Fußballgeschäft

Allgemein prangerte er an, dass es dem Fußballgeschäft „an Offenheit“ fehle. Wenn nach einer Niederlage nicht mehr geredet werde, „weiß man, dass etwas im Argen liege“. Das, was nach einer Trennung nach außen kommuniziert wird, habe mit der Realität wenig zu tun.

Nagelsmann strebt mit der Nationalelf einen Turnaround bei der Europameisterschaft im eigenen Land an. Dafür soll auch Toni Kroos helfen. Der Titelhamster von Real Madrid hat nach einem Gespräch mit Nagelsmann sein Comeback angekündigt. (cgsc)

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