Holzkirchens Rufbus Hoki ist beliebt. Doch in jüngster Zeit mehren sich Beschwerden über mangelnde Verfügbarkeit. Ursachen sind nicht zuletzt kurzfristige Stornos. Die Gemeinde erwägt jetzt, Passagiere mit einer Stornogebühr zu umsichtigeren Buchungen zu bewegen.
Auch die Mitglieder des Orts- und Verkehrsplanungsausschusses hatten bereits mangelnde Verfügbarkeit erlebt, wie einige von ihnen in der Sitzung am Donnerstag erzählten. Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) zum Beispiel musste für den Heimweg vom Hartpenninger Weinfest im Oktober ein Taxi rufen, das ihn fast 22 Euro kostete. Kathrin Simmel (SPD) wollte am Donnerstag ihr Rad in Reitham abholen, bekam aber kein Fahrangebot – obwohl sie zeitlich flexibel gewesen wäre.
Spitzenzeiten
Seit September 2022 ist der Rufbus im Einsatz, und die Zahl seiner Fahrten ist stetig gestiegen (wir berichteten). Jetzt wird seine Beliebtheit zum Problem: „Wir haben zu bestimmten Zeiten ein Kapazitätsthema“, sagte Schmid. Vor allem zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 15 und 18 Uhr reiche das Angebot nicht. Zugleich rechtfertige die Spitzenlast kein zusätzliches Fahrzeug ganztags. „Mit diesem Thema müssen wir uns beschäftigen.“
Standortförderin Eva-Maria Schmitz sowie der Dienstleister Omobi haben die Entwicklung daher detailliert betrachtet. Tatsächlich konnte zum Beispiel allein im Oktober wochentags um 16 Uhr insgesamt 3800 Mal kein Fahrtangebot gemacht werden. Viele Holzkirchner führen das auf die Ausweitung des Angebots auf die Nachbargemeinden im März zurück. „Aber so einfach ist es nicht“, sagte Schmitz. So seien von März bis Oktober insgesamt 26 337 Passagiere innerhalb Holzkirchens befördert worden. Im Vergleichszeitraum vor der Erweiterung seien es mit 26 059 Fahrgästen beinahe ebenso viele gewesen. Die 11 000 zusätzlichen interkommunalen Fahrten fange zumindest rechnerisch der dritte Bus ab.
Für die Verfügbarkeit problematischer seien kurzfristige Stornos. Wer seine Buchung 15 Minuten vor der Fahrt annulliere, nehme anderen die Möglichkeit zur Fahrt, da der Bus dann nicht mehr umdisponiert werden könne. „Es finden regelrechte Vorratsbuchungen statt“, kritisierte Bürgermeister Schmid. Bestehe dann doch kein Bedarf, werde storniert. „Das ist unfair gegenüber anderen Nutzern.“ Tatsächlich kommt auf zwei durchgeführte Fahrten eine stornierte Fahrt. So sind im Oktober wochentags gegen 14 Uhr insgesamt 257 Fahrten durchgeführt worden, gleichzeitig wurden 157 für 14 Uhr gebuchte Fahrten storniert.
Stornogebühr
Schmitz schlägt daher eine Gebühr von zwei Euro für Annullierungen 15 Minuten vor Fahrtantritt und bei Nichterscheinen vor. „Barzahler werden in dem Fall gesperrt und müssen sich bei uns melden, um ihr Kundenkonto wieder zu aktivieren.“ Diese Maßnahme sei geeignet, die Fahrgäste zu erziehen und Standard im On-Demand-Verkehr.
Torsten Hensel (FWG) ging das zu weit: „Ich habe schon erlebt, dass ich an der vereinbarten Stelle stand, aber das Feedback bekam: Du bist nicht da, wir fahren ohne dich.“ Manchmal sei man unschuldig, weshalb eine Gebühr nicht schon bei einmaligem Storno erhoben werden solle. Johannes Dörder (CSU) mutmaßte, dass die Stornos eine Folge der Unpünktlichkeit der Bahn seien. Und Schmid sagte: „Einmal den Bus nicht genommen und schon bin ich im System gesperrt, das finde ich auch ein bisschen brutal.“ Dennoch warb er dafür, der Verwaltung einen Handlungsspielraum zuzugestehen, um Maßnahmen zur Verbesserung des Angebots zu prüfen, gegebenenfalls sofort einzuführen und zu testen. Dem stimmte der Ausschuss zu. Größere Maßnahmen wie die Kooperation mit einem Subunternehmen zu Spitzenzeiten oder der Einsatz eines vierten Fahrzeugs müssten zuvor für den Ausschuss aufbereitet werden. Außerdem beauftragte der Ausschuss den Bürgermeister und die Verwaltung, die Verlängerung des Rufbus-Angebots um zwei Jahre vorzubereiten, das vorerst nur bis Ende August 2025 läuft.
Software
Dann könnte auch die Software optimiert werden. Die App gibt zum Beispiel nicht an, wann die nächste verfügbare Fahrt ist, wenn der Zeitrahmen größer als 90 Minuten ist. Der Kunde erhält dann die Nachricht „kein Angebot“. Auch, wenn ein Umweg länger als 15 Minuten dauert, gibt es kein Angebot. Schmitz schlug vor, den zu tolerierenden Umweg auf 18 Minuten anzuheben, was zu einer höheren Pooling Rate führe. Zudem schlug sie eine ausführlichere Information durch die App vor. So seien zuletzt Fahrten anbieterseitig storniert worden wegen Stau, weil das Fahrzeug defekt war oder ein Fahrer ausfiel. Die Kunden bekommen die Gründe für die Stornierung jedoch nicht mitgeteilt.