Experte alarmiert: Renten unter Bürgergeldniveau nach 40 Jahren Arbeit – „Unfassbare Zahlen“

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Arbeitnehmer im Mindestlohnsektor erwartet „eine Monatsrente, die Altersarmut bedeutet“, lautet die Prognose eines Experten – selbst nach 45 Arbeitsjahren.

München – Mehr als ein Viertel der Rentner in Deutschland hatten im Jahr 2021 ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1000 Euro. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Eine aktuelle Prognose eines Rentenexperten zeigt, dass sich trotz der Erhöhung des Mindestlohns ab Januar 2025 wenig an dieser Situation ändern wird. Denn laut ihm müssen Arbeitnehmer im Mindestlohnsektor damit rechnen, mit Eintritt in die Rente in Armut leben zu müssen.

Experte mit schockierender Prognose: 728 Euro Rente nach 40 Jahren

Der aktuelle Mindestlohn von 12,82 Euro pro Stunde führt bei einer 40-Stunden-Woche zu einem monatlichen Bruttogehalt von etwa 2215 Euro. Zu diesem Ergebnis kam Rentenexperte Peter Knöppel auf dem Online-Portal rentenbescheid24.de. Knöppel ist nach eigenen Angaben Rechtsanwalt und gerichtlich zugelassener Rentenberater mit 25 Jahren Berufserfahrung. Demnach ergibt sich nach 40 Jahren Arbeit eine Rente von rund 728 Euro – unter dem Bürgergeldniveau.

So wurde gerechnet:

  • 12,82 Euro Mindestlohn x 8 Stunden x 5 Tage x 4,32 Wochen (Durchschnitt) = 2215 Euro Monatsgehalt
  • 2.215 Euro Monatsgehalt x 12 Monate = 26.580 Euro Jahresgehalt
  • 26.580 Euro Jahresgehalt : 50.493 Euro Durchschnittsentgelt = 0,5264 Entgeltpunkte
  • 0,5264 Entgeltpunkte x 40 Arbeitsjahre = 21,056 Entgeltpunkte insgesamt
  • 21,056 Entgeltpunkte insgesamt x 39,32 Euro Rentenwert = 827,92 Euro Rente pro Monat (728,57 Euro netto)

Die Berechnungen zeigen, dass bei einem Jahresgehalt von 26.580 Euro brutto und dem aktuellen Durchschnittsentgelt von 50.493 Euro nur etwa ein halber Entgeltpunkt pro Jahr erreicht wird. Nach 40 Arbeitsjahren summiert sich dieser Wert auf knapp über 21 Entgeltpunkte, was bei einem Rentenwert von 39,32 Euro eine monatliche Rente von 827,92 Euro brutto ergibt. Nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen bleiben im Monat also lediglich 728 Euro.

Besonders ernüchternd: Selbst bei einem monatlichen Gehalt von 2700 Euro brutto bleibt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Alter nicht viel übrig. Mit der Rentenformel ergibt sich ein Bruttobetrag von rund 1316 Euro.

Rente nach Jahrzehnten im Mindestlohnsektor: „Lohnt sich die Arbeit noch?“

Nach Jahrzehnten im Mindestlohnsektor bleibt die Situation auch nach 45 Jahren Arbeit nahezu unverändert. Die Nettorente steigt auf etwa 820 Euro, was immer noch deutlich unter dem Bürgergeldniveau von durchschnittlich 1028 Euro liegt. „Eine Monatsrente, die Altersarmut bedeutet“, kommentiert Rentenexperte Knöppel. Angesichts dieser „unfassbaren Zahlen“ fragt er sich, ob sich „weiter zur arbeiten, früh aufzustehen und 40 oder 45 Jahre zu malochen“ überhaupt noch lohne.

Eine ältere Person hält einen Geldbeutel mit zwei Zwei-Euro-Münzen in der Hand.
Eine aktuelle Berechnung zeigt: Wer in Deutschland zum Mindestlohn arbeitet, wird in der Rente in Armut leben. (Symbolbild) © Panthermedia/Imago

„Es ist eine Sichtweise mit zwei Seiten“, führt er aus. Das monatliche Netto aus 2215 Euro eines Alleinstehenden mit Steuerklasse eins liege bei 1589 Euro. Dieses Gehalt sei höher als das Bürgergeld. Hätte aber dieselbe Person gar nicht gearbeitet, liege das Bürgergeld bei 1028 Euro. Das Verbraucher-Portal gegen-hartz.de merkt dazu an, dass sich die Arbeit aus kurzfristiger Sicht für die meisten Betroffenen lohne. Die schwierige Situation zeige sich aber beim Übergang in den Ruhestand.

Vom Mindestlohn in die Altersarmut: Das können Betroffene tun

Um sich vor Altersarmut zu schützen, können Aufstockungsleistungen beantragt werden, informiert das Verbraucher-Portal. „Seit Jahren wird über eine Reform des Rentensystems diskutiert, die langjährig Beschäftigte im Niedriglohnbereich besserstellen soll. Viele fordern eine Anhebung des gesetzlichen Rentenniveaus oder mindestens deutliche Verbesserungen bei der Grundsicherung im Alter.“ Andere Stimmen plädieren wiederum für den Ausbau der privaten Altersvorsorge.

Doch künftige Rentner können das Zepter auch selbst in die Hand nehmen: 500 Euro zusätzlich erhalten Betroffene etwa durch die Riester-Rente. Riester-Verträge stehen jedoch wegen Ineffizienz und hoher Kosten seit Jahren in der Kritik. Die geplante Reform der Förderrente liegt wegen des Bruchs der Ampel-Regierung auf Eis. (cln)

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