Wie wir Donald Trump bei den Verteidigungsausgaben austricksen
US-Präsident Donald Trump war die strahlende "Sonne des Nato-Gipfels" – und ganz offenbar der Star, der alle um sich scharte, stellt FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer im Podcast "Der Schwarze Kanal" fest.
Die Nato-Mitglieder bekennen sich dazu, künftig fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung auszugeben, wie von Trump gefordert. Und Nato-Generalsekretär schmeichelte dem unberechenbaren US-Präsidenten fast bis hin zur Fremdscham.
"So eine SMS will man eigentlich nicht in der Öffentlichkeit sehen. 'Donald, du bist der Größte. Niemand hat sich als amerikanischer Präsident jemals getraut, was du dich getraut hast in den Jahren. Das war so big, big, big.'"
Doch, so Fleischhauer, die Europäer seien auch raffiniert. "Wir Europäer sind natürlich sneaky little bastards", kommentiert der Kolumnist und erzählt eine Geschichte, die er gerade im Urlaub auf Sizilien erlebt hat.
Lieblingsprojekte werden zu Rüstungsprojekten erklärt
Demnach deklarieren die Italiener zum Beispiel jetzt eine seit Jahrzehnten geplante Brücke vom Festland nach Sizilien plötzlich als militärische Infrastruktur – schließlich müsse der Soldat, "der Sizilien gegen Moskau verteidigt, einen sicheren Weg auf die Insel und wieder zurück" haben.
Auch Deutschland macht mit: Marode Straßen und Schienen gelten jetzt als "Stärkung der Resilienz", die Bahn wird so zum Rüstungsunternehmen.
Das Ergebnis: Auf dem Papier stehen fünf Prozent, auch wenn realistisch eher drei Prozent herausspringen, schätzt Fleischhauer. Auf einmal gelten alle möglichen Lieblingsprojekte als "Rüstungsprojekte". Die "kreative Buchführung" macht’s möglich.