Für die Calvesin Giorgia Stentella ist Peiting zur zweiten Heimat geworden. Auf einen ersten Besuch in der Marktgemeinde vor rund 20 Jahren folgten viele weitere – und eine folgenreiche Entscheidung: Seit vier Jahren lebt Giorgia inzwischen in Peiting und arbeitet jetzt in der Kita Sonnenschein.
Peiting – Als 13-Jährige ist Giorgia Stentella zum ersten Mal mit ihrer Oma Domenica beim Peiting-Austausch dabei. Immer wieder besucht die heute 35-jährige Calvesin danach die Marktgemeinde, die ihr im Laufe der Jahre ans Herz wächst. „Und irgendwann bin ich dann in Peiting gelandet“, sagt Giorgia lachend. Und das, obwohl die junge Frau ihrer Heimat Calvi tief verbunden ist: Sie engagiert sich dort in vielen Vereinen.
Giorgia will Anfang 2020 etwas Neues wagen. „Peiting ist weit weg, aber nicht fremd.“ Giorgia kennt schon viele Familien in Peiting, hat Freunde. Ihre eigene Familie, die Eltern und die zwei Brüder, leben in Calvi, bestärken die junge Frau jedoch in ihrem Vorhaben, das zunächst auf vier Wochen begrenzte Praktikum in einem Kindergarten in Peiting zu machen. Aus den vier Wochen werden zwei: Corona hat Deutschland erreicht. Die Kindergärten machen dicht. Giorgia muss abbrechen.
In Calvi arbeitet Giorgia in einer Gruppe, die Natur-Projekte mit Schulkindern umsetzt. Dann kommt Corona. Ihr Job ist nicht mehr gefragt. „Dann habe ich gedacht: Vielleicht ist Peiting für mich die Lösung. Peiting war ja nichts Fremdes für mich, das war ja für mich immer schon Daheim.“ Giorgia will ihren Monat in Peiting fertig machen – und stößt im Internet auf ein Stellenangebot des Marktes Peiting.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter.)
Im September fährt Giorgia einmal mehr nach Peiting. Sie lebt bei Christa und Klaus Hasselmann, dem zweiten Vorsitzenden des „Freundeskreises Calvi Dell’Umbria“. Eine Woche lang hat sie Vorstellungsgespräche. Sie bekommt ein Stellenangebot in einem Kindergarten in Oberammergau, fährt zurück in die Heimat. „Und Ende September bin ich dann wiedergekommen, mit einem großen Koffer.“
Heimweh als steter Begleiter
Geplant sind sechs Monate. Daraus werden fast drei Jahre in Oberammergau. „Ich dachte mir, ich bleibe noch ein bisschen, und noch ein bisschen, und noch ein bisschen.“ Das Heimweh freilich ist ein steter Begleiter, sagt Giorgia. Besonders an diesem Tag fällt es ihr sichtlich schwer, darüber zu sprechen. Gerade eben fährt sie mit der Peiting-Delegation nach dem Calvi-Besuch wieder nach Peiting und lässt die Familie hinter sich. Tränen steigen ihr in die Augen. Mit der Familie telefoniert Giorgia jeden Tag. „Und ich habe ja meine Familie in Peiting“, sagt sie mit Blick auf die Hasselmanns.
Peiting ist für Giorgia eine alte Liebe. In Peiting hat sie aber auch eine neue gefunden: Ihr Martin ist inzwischen von Schwabsoien nach Peiting gezogen. Seit Juni 2023 ist Giorgia als Erzieherin in der Kita Sonnenschein. Einmal im Jahr kommen Mama und Papa zu Besuch, drei bis vier Mal im Jahr setzt sich Giorgia ins Auto und düst nach Calvi. Und was macht sie da am liebsten? „Das, was ich schon immer am liebsten gemacht habe: Ich setze mich auf die Treppe am Hauptplatz. Es kommt immer jemand vorbei, den du kennst, mit dem du reden kannst. In Calvi gehören wir einfach an den Hauptplatz. Dort trifft man sich. Dort passiert alles.“
Wird die Sehnsucht nach dem Hauptplatz in Calvi irgendwann so groß sein, dass es für Giorgia zurückgeht? „Solange es mir gut geht und es mir gefällt in Peiting, so lange bleibe ich.“