„Herzensbrecher“-Abend am Münchner Gärtnerplatztheater: Die sechs Tenöre

  1. Startseite
  2. Kultur

Kommentare

Lassen Herzen höher schlagen: (v. li.) Alexandros Tsilogiannis, Lucian Krasznec, Matteo Ivan Rasic, Riccardo Romeo, Caspar Krieger und Norbert Ernst. © Anna Schnauss

Das Münchner Gärtnerplatztheater beschließt die Saison mit einem umjubelten „Herzensbrecher“-Abend. Bei diesen Tenören kommt man ins Schwelgen.

Es gibt da dieses Büchlein aus dem Reclam-Verlag mit dem hübschen Namen „Immer bekommt der blöde Tenor die Dame“. Was soll man sagen? Der Titel dieser Sammlung von Opern-Anekdoten trifft den Nagel auf den Kopf. Als am Mittwochabend die Tenöre des Münchner Gärtnerplatztheaters zum ersten Lied ansetzen, ist es um die Zuhörer geschehen. Die Damen seufzen, die Herren summen leise mit: Franz Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ trifft, genau, mitten ins Herz.

Sie haben es wieder getan. Seit einigen Jahren lädt das Haus am Gärtnerplatz zum Konzert „Herzensbrecher“. Bei dem die Tenöre das tun, was Tenöre tun müssen: schmachten, für sich werben, Charme versprühen – und ein bisschen das eigene Ego streicheln. Wer so klingt, darf das gern.

Köpplinger freut sich über Rekordsaison am Gärtnerplatztheater

Einen schöneren Saisonabschluss könnte man sich nicht denken. Eine schönere Saison aber auch nicht. Das Theater hatte in der mit diesem Konzert zu Ende gehenden Spielzeit eine Auslastung von 98 Prozent. Der beste Wert in der Geschichte des Hauses. Intendant Josef E. Köpplinger hat es sich zur Tradition gemacht, sich am Ende einer Saison im Namen seines ganzen Teams zu bedanken. In diesem Jahr tut er es besonders fröhlich: „Die Auslastung ist ein europäischer Spitzenwert. Danke für Ihre Treue.“

Und so gilt das riesige rosarote Herz, das im Bühnenhintergrund leuchtet, nicht nur den sechs Tenören, die hier mit dem Orchester des Staatstheaters unter beschwingter Leitung von Andreas Partilla einen Schmachtfetzen nach dem nächsten zelebrieren, sondern vor allem dem Publikum. Die meisten kommen ja nicht zum ersten Mal. Sie wissen: Aus dem Gärtnerplatztheater geht man immer gefüllt von guter Energie wieder hinaus.

Beherrscht auch die zarten Töne: Lucian Krasznec singt „Je crois entendre encore“ aus Bizets „Les pecheurs de perles“.
Beherrscht auch die zarten Töne: Lucian Krasznec singt „Je crois entendre encore“ aus Bizets „Les pecheurs de perles“. © Anna Schnauss

An diesem Abend (der tags drauf wiederholt wird) besonders. Weil Juan Carlos Falcón und Gyula Rab krankheitsbedingt ausfallen, sind Norbert Ernst und Riccardo Romeo eingesprungen. Die zwei Gäste ergänzen sich mit den Solisten des Hauses – Lucian Krasznec, Caspar Krieger, Matteo Ivan Rasic und Alexandros Tsilogiannis – aufs Beste. Von wegen, Konkurrenzgehabe. Wobei, natürlich spielen sie mit den Klischees, kabbeln miteinander, ziehen sich mit Gesten auf – um dann doch immer wieder im perfekten Einklang Ohrwürmer von „Capri-Fischer“ bis „Nel blu dipinto di blu“ im besten und wahrsten Sinne des Wortes zu schmettern.

Doch freilich beherrschen sie hier alle auch die zarten Töne. Wenn etwa Lucian Krasznec feinfühlig „Je crois entendre encore“ aus Georges Bizets „Les Pecheurs de perles“ singt, können sich die Gäste vor „Bravo“-Rufen kaum mehr halten, da applaudiert sogar der Mann am Pult. Zur Zugabe drehen sie dann noch einmal richtig auf. Wird aus Liederabend Rockkonzert. Ein Queen-Medley samt Herzkanone. „We are the Champions“ – aber hallo!

Auch interessant

Kommentare