Preis-Sensation: Jahresschlussverkauf bei Strom, Öl und Gas – was Verbraucher jetzt tun sollten

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Schwache Nachfrage und starke Lieferungen lassen die Preise für fossile Energie und Strom auf das Niveau der Sommermonate purzeln.

München – Die Energiekosten waren 2023 weiter hoch, aber das ermöglicht einiges Spiel nach unten, wie der aktuelle Preisverfall zeigt. Analysten blicken jetzt vor allem auf die Nachfrageseite und damit auf die Entwicklung der Weltwirtschaft.

Ölpreise auf niedrigem Niveau - Preise könnten 2024 wieder steigen

Rohöl kostete am Freitag (15. Dezember) rund 77 Dollar pro Barrel (159 Liter). Günstiger war das Fass zuletzt im Juli. Die Bemühungen des Opec+-Förderkartells, den Preis dauerhaft über 80 Dollar zu wuchten, darf man wohl vorläufig als gescheitert ansehen.

Zwar war der Ölpreis im September aus Angst vor ernsthaften Förderkürzungen kurz über die Marke von 90 Dollar gesprungen – am Markt sorgt das aber nicht für langfristige Beunruhigung, im Gegenteil, erklärt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch: „Zu groß ist die Sorge, dass der Markt bei schwacher Nachfrage trotz der Kürzungen der OPEC+ überversorgt sein wird. Denn außerhalb der OPEC+ dürfte mehr Öl gefördert werden als zuvor unterstellt“, so Fritsch.

Das liegt vor allem an der US-Förderung in diesem Quartal. Doch die soll Richtung 2024 wieder sinken. Gleichzeitig seien die strategischen Ölreserven der USA auf einem 40-Jahres-Tief. Werden diese aufgestockt, entstünde mehr Nachfrage. Auch kämen ab dem neuen Jahr die neuen Förderkürzungen der Opec+ zum Tragen. Gepaart mit der Hoffnung auf sinkende Zinsen und damit mehr Industrienachfrage, rechnet Fritsch mit 80 Dollar pro Fass Ende des kommenden Quartals.

Preisexplosion an der Tankstelle. Zapfsäulen an der Tankstelle. Irschenberg
Zapfsäulen vergangenes Jahr an einer Tankstelle am Irschenberg. Davon ist heute nur noch wenig zu spüren. © IMAGO/Rolf Poss (Archivfoto)

Tipp für Verbraucher: Die aktuell gute Versorgungslage mit Rohöl und Destillaten halten den Preis für Heizöl in München bei 105 Bruttocent den Liter. Analysten erwarten rohstoffseitig im kommenden Jahr leichte Preissteigerungen, gleichzeitig gelten Januar und Februar beim Heizölkauf als die nachfrageschwächsten im Jahr. Welcher der Effekte in den kommenden Wochen überwiegen wird, dürfte größtenteils von der globalen Industrienachfrage abhängen.

Gas und Strom so günstig wie noch nie in diesem Jahr

Beim Gaspreis spielt sich gerade eine kleine Sensation ab. Nicht nur sind die kurzfristigen Lieferungen mit 33 Euro pro Megawattstunde so günstig wie im Sommer, auch die Terminlieferungen für das Jahr 2024 lagen am Freitag bei rund 35 Euro. Den Großteil des Jahres waren sie um die 50-Euro-Marke gekreist, was das Sparpotenzial bei Verbraucher-Tarifen begrenzt hatte.

Alun Davies, Chefrohstoff Analyst bei S&P Global Commodity Insights rechnet mit einem unwesentlich höheren Jahresdurchschnitt von rund 38 Dollar für 2024. Dass die Termingeschäfte für 2024 gerade so günstig sind, liege vor allem an den Kurzfrist-Lieferungen: Die Preise hier sind wegen schwacher Nachfrage und starken Lieferungen aus Norwegen, den ukrainischen Zolllagern und verschiedenen Flüssiggas-Exportländern deutlich gesunken. Mittelfristig erwartet der S&P-Analyst aber wieder deutliche saisonale Aufschläge: „Wir erwarten im ersten Quartal 41,2 Euro die Megawattstunde, im Sommer 31,3 und imvierten Quartal 46,7 Euro.“

Die günstigen Gaspreise kommen auch am Strommarkt an, wo Gaskraftwerke meist den Ton angeben. Die Terminlieferungen für 2024 kosten mit rund 90 Euro gut 58 Prozent weniger, als noch zu Beginn des Jahres. Auch die Preise für Steinkohle und CO₂-Zertifikate sinken gerade, was auf eine schwache Nachfrage dieser Güter hindeutet. Laut Alun Davies haben die aktuell niedrigen Gaspreise das Potenzial, einige der CO₂-intensiveren Kohlekraftwerke aus dem Markt zu drängen.

Tipp für Verbraucher: Kalkulierbare Winterrisiken, starke Gaslieferungen und schwache Nachfrage haben die Terminpreise für Strom und Gas auf neue Jahrestiefs gedrückt. Verbraucher bekommen das deutlich zu spüren: Im Bundesdurchschnitt ist Energie so günstig wie (fast) noch nie dieses Jahr: Strom gibt es für 27,7 Bruttocent die Kilowattstunde inklusive Grundgebühr, Gas gibt es für 8,3 Cent und damit nur rund 30 Prozent teurer als vor der Krise. Insbesondere wer einen Tarif über den Preisbremsen hat (bei Strom 40 Cent, bei Gas 12 Cent) sollte sich dringend umsehen, da diese zum Jahresende auslaufen.

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