Poetry-Slam: Dichterwettbewerb in der Tölzer „Lust“ begeistert Publikum

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Schlussapplaus: (v.l.) Moderator Mic Mehler, Manuel Schumann und die Mitbewerberinnen Sarah Fischer, Janine Weiß, Martina Pahr und Melli Koss sowie Moderatorin Mary Long. © Rainer Bannier

In sechs Minuten ist alles gesagt: Unter dem Motto „Reimerausch“ traten im voll besetzten Saal der Tölzer „Lust“ vier Frauen und ein Mann an und begeisterten ihr Publikum mit Kurztexten.

Bad Tölz – Dichterwettstreite gab es bereits in der Antike und im Mittelalter. Als „Poetry-Slam“ ist das Format heute wieder in Mode. Unter dem Motto „Reimerausch“ traten im voll besetzten Saal der Tölzer „Lust“ vergangenes Wochenende vier Frauen und ein Mann an und begeisterten ihr Publikum mit Kurztexten. Alle ihre Geschichten mit dem Zeitlimit von sechs Minuten nahmen Bezug auf Themen der Zeit, waren tiefgründig, auch humorig und hatten Niveau.

Bei der sechsköpfigen Jury und beim Publikum hatte am Ende Manuel Schumann aus Augsburg die Nase vorn. Die vier Frauen im Wettbewerb überzeugten ebenfalls und lagen nur dicht hinter ihm. Das waren Sarah Fischer und Martina Pahr aus München, Janina Weiß aus Günzburg und Melli Koss aus Polling. Moderiert haben den Abend Mic Mehler und Mary Long. Sie erklärten die Regeln – „nur selbst Geschriebenes, nichts Geklautes“.

Schumann punktete mit Kostproben aus seiner Textsammlung „das Abscheulichste, was die deutsche Sprache zu bieten hat“, in der er fragwürdige Redewendungen und Sprüche seziert. In der ersten Runde zerlegte er die Zuschreibung „mit Ecken und Kanten“, die man gemeinhin als Lob verstanden haben will. Schumann machte deutlich, dass unangepasst, eigenwillig und unbequem genauso auch für einen ganz unangenehmen Querulanten gelten, weshalb er zum „Rundsein“ ermutigte. Später zerpflückte er noch die verwechselbaren Monatsnamen Juni und Juli.

Fischers tiefschürfende Betrachtung „Meine Tür“ beschrieb das Trennende in den Köpfen, das Zugehörigkeit, Teil von etwas zu sein und damit auch das Lebensglück behindert. Pahr ging in ihrer kafkaesken Betrachtung „Die Hotline“ auf den in den Wahnsinn treibenden „Dialog“ mit der Service-Telefonnummer ihrer „No-Future-Bank“ ein. Weiß beschrieb in ihrer „Momentaufnahme“ den Trennungsschmerz und Verlust, wenn die Zeit abgelaufen ist, Bilder aber bleiben. Und Koss widmete sich der Frage, was „in fünf Minuten“ alles passieren kann, wofür sie reichen und was alles möglich ist.

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