Weltweiter Pionier - In diesem Land ist der Verbrenner schon längst verboten

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Emad Aljumah/Getty Images Stadtverkehr in der Innenstadt von Addis Abeba (Archivbild): Äthiopien will zum Vorreiter für Elektromobilität werden
Dienstag, 16.07.2024, 13:33

Äthiopien hat die Einfuhr von Autos mit Verbrennungsmotor untersagt. Denn Äthiopien will sein riesiges Potenzial an Wasserkraft für die Umstellung auf Elektromobilität nutzen. Doch es fehlen die Infrastruktur, die Standards und die entsprechenden Kontrollen.

In der Frage der Umstellung von Verbrennungsmotoren auf E-Mobilität treffen die unterschiedlichen Perspektiven des Globalen Nordens und des Globalen Südens hart aufeinander. Die Länder des Globalen Nordens – die Europäische Union, die USA, Kanada und viele asiatische Länder – verfolgen den Plan, den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor in den nächsten zehn bis 15 Jahren zu verbieten.

Für die Länder des Globalen Südens hat das Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor kaum Priorität. In der Regel stellen sie auch selbst keine her. Doch es gibt einige wenige Länder, die sich proaktiv für ein Ende des Verbrennungsmotors einsetzen. Wenngleich noch offen bleibt, ob solche Maßnahmen positive oder negative Auswirkungen auf die Sozialpolitik und die Wirtschaft der jeweiligen Länder haben.

Importverbote für Autos mit Verbrennungsmotor

Zu den Ländern, die proaktiv reagiert haben, zählt Äthiopien. Das Land rühmt sich, das erste Land der Welt zu sein, das erste Schritte in Richtung Elektromobilität geht. Anfang dieses Jahres untersagte Äthiopien den Import von Autos mit Verbrennungsmotor mit der Begründung, saubere Mobilität einzuführen und Hartwährung bei der Einfuhr von Erdöl zu sparen.

Das mit der chinesischen Regierung verbundene Institut HKTDC Research berichtete, dass Äthiopien im Jahr 2023 „fossile Brennstoffe im Wert von fast sechs Milliarden US-Dollar importierte, wovon mehr als 50 Prozent auf den Kraftstoff für Fahrzeuge entfielen.“ Um dies einzudämmen, plant das Land, bis zum Jahr 2030 insgesamt 148.000 Elektroautos und fast 5.000 Elektrobusse auf die Straße zu bringen.

Das „Kraftwerk Afrikas“

Eine solche Argumentation ist verständlich, wenn man bedenkt, wie reich das Land an Wasserkraft ist, die sich zur Stromerzeugung nutzen lässt. Dennoch bleiben drängende Fragen: Wann wird dieses Potenzial realisiert? Gibt es Vorschriften, die den Standard solcher Autos überprüfen? Wie lässt sich die entsprechende Infrastruktur, besonders Ladestationen, aufbauen? Wie viele Menschen könnten sich diese Technologie leisten, wenn im Jahr 2023 „sechs von zehn Äthiopiern (61 Prozent) von mittlerer oder hoher Armut betroffen sind“?

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Äthiopien wird aufgrund seines reichen Potenzials an Wasserkraft, mit dem sich schätzungsweise 45.000 Megawatt Energie erzeugen lässt, auch gerne als „Kraftwerk Afrikas“ bezeichnet. Allerdings hat Äthiopien im Jahr 2021 nur 4071 Megawatt aus Wasserkraft erzeugt. Das ist sehr wenig, beispielsweise im Vergleich zu Südafrika, das im Jahr 2017 in seinen Wasserkraftwerken 250.000 Megawatt Energie erzeugt hat.

Ladestationen? „Nicht sehr realistisch“

Es ist ganz klar, dass Äthiopien nicht in der Lage ist, den Strombedarf der Haushalte und der lokalen Industrie zu decken. Telefonate beispielsweise mit Addis Abeba werden oft unterbrochen. Die Gesprächspartner begründen diese Unterbrechung mit einem „Netzproblem“, das auf einen Stromausfall folgt – da Netz und Strom miteinander verbunden sind.

In einer Online-Debatte schrieb Mikael Alemu Gorsky, ein Experte auf diesem Gebiet: „Das Stromdefizit ist groß. Daher ist es nicht sehr realistisch, dass in Äthiopien viele Ladestationen entstehen werden.“ In diesem Szenario sollten die Menschen, die zu den unzureichenden Ladestationen fahren, um ihr Elektroauto mit Strom zu versorgen, Folgendes einkalkulieren: lange Warteschlange. Im schlimmsten Fall müssen die Leute ganz auf ihr Auto verzichten.

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Sorge um Elektroschrott

Die Experten raten daher zu einer Priorisierung im Aufbau der Infrastruktur und zu einer Regulierung, die die Standards kontrolliert – mit anderen Worten: zu einer Bewertung der Potenziale und einer Steuerung der Erwartungen. Gedion Hailemichael, ein Elektroingenieur mit Erfahrung im Bereich Strom und Energie, ist besorgt über das Fehlen einer „Politik und von Vorschriften“ zur Kontrolle von Standards.

„Meine Sorge, besonders als Energieexperte, gilt dem Elektroschrott und den Energiespeichersystemen“, sagte Hailemichael. So sind mangelnde Standards und Kontrollen für die künftige Elektromobilität eine berechtigte Sorge, die den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern in Äthiopien nicht gleichgültig sein sollte.

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Das Original zu diesem Beitrag "In diesem Land ist der Verbrenner schon längst verboten" stammt von Table.Media.