Tegernsee im Nationalsozialismus: Führung beleuchtet dunkle Vergangenheit des Tals

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Damit Vergangenes nicht in Vergessenheit gerät: Heimatführer Eckart von Zons zeigte den Teilnehmern während des Rundgangs historische Bild und Zeitungsartikel. © Anna Reiter

Die wechselvolle Geschichte des Tegernseer Tals im Nationalsozialismus lässt sich erstmals bei der Führung „Leben zwischen Idyll und Ideologie“ erleben.

Tegernsee – Der Himmel war grau und trüb – das schlechte Wetter schien perfekt zum Thema zu passen: Die Führung „Leben zwischen Idyll und Ideologie“ durch Tegernsee widmete sich der dunklen Seite seiner Geschichte – den Jahren des Nationalsozialismus.

Bei diesem Rundgang, der bei Regenwetter besonders nachdenklich stimmte, wurde deutlich, wie das idyllische Tal auch Zeiten des Umbruchs und der Ideologie erlebte. Die Teilnehmer erfuhren, wie sich das Leben im Tegernseer Tal zwischen 1920er Jahren und Ende des Zweiten Weltkriegs veränderte.

Im Auftrag der Tegernseer Tal Tourismus hat eine eigens gegründete Arbeitsgruppe die NS-Vergangenheit des Tals aufgearbeitet. Von Mai bis November werden regelmäßig Führungen durch Tegernsee angeboten. Die erste Führung für Medien, Historiker, Politik und Geistlichkeit fand bewusst am 8. Mai statt, dem 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Die zweistündige Führung mit sieben Stationen führt durch die Stadt Tegernsee und beleuchtet die Entwicklung vom Aufstieg des Nationalsozialismus in den 1920er Jahren bis zum Ende des Krieges 1945.

Zweistündige Führung mit sieben Stationen führt durch Tegernsee

Der Rundgang begann mit den beiden Heimatführern Thomas Tomaschek und Eckart von Zons am Kardinalsbrunnen in Tegernsee und führte vorbei am Olaf Gulbransson Museum über die Rosenstraße entlang des Sees, bevor die Route zurück über das Rathaus wieder zum Ausgangspunkt am Brunnen führte.

Die Führung durch die Zeit des Nationalsozialismus, die von den Heimatführern gestaltet wurde, bot lebendige Einblicke in die Vergangenheit. Dabei wurden Geschichten bedeutender Persönlichkeiten wie Adolf Hitler, Paul Erich Gärtner, Olaf Gulbransson, Hedwig Courths-Mahler und Ernst Röhm durch Zeitungsartikel, Bilder oder Zitate lebendig gemacht.

Führung „Leben zwischen Idyll und Ideologie“ in Tegernsee
Unter anderem führte der Heimatführer Thomas Tomaschek die Teilnehmer der Tour zum Olaf Gulbransson Museum. © Anna Reiter

Sie zeigten die Verflechtungen zwischen dem Tal und den nationalsozialistischen Machthabern. Das idyllische Bild wurde bereits frühzeitig überschattet: Am Ufer des Sees gründete sich die erste NSDAP-Ortsgruppe, bei deren Veranstaltungen Hitler leidenschaftliche Reden hielt. Der See erhielt daher den Namen „Lago di Bonzo“.

Erfahren wie sich das Leben im Tegernseer Tal ab den 1920er Jahren veränderte

Die Heimatführer erklärten, dass mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten das Leben am See eine dunkle Wende nahm. Heinrich Himmler und andere führende Nazis erwarben Villen am Ufer, während sich das gesellschaftliche Leben für jüdische Einwohner und Gäste zunehmend erschwerte. Die Idylle wich einer Atmosphäre der Angst und Ausgrenzung.

Tomaschek erläuterte bei der Führung, wie der Nationalsozialismus damals ins Tal kam. Von Zons zeigte anhand von einem Plan, wo die Nazigrößen rund um den Tegernsee wohnten und erklärte die Lebensumstände der jüdischen Bevölkerung im Tal. Dies wurde durch ein Foto veranschaulicht: Ein Banner über dem Ortseingang von Rottach-Egern trug die Aufschrift „Juden betreten den Ort auf eigene Gefahr“ – ein damals eindringliches Symbol für die zunehmende Diskriminierung.

Nächste Führungen am 20. Juni und 18. Juli

Im Verlauf des Krieges erreichte die Gewalt dann auch das überfüllte Tegernseer Tal: Kampfhandlungen brachten Leid und Zerstörung in die ansonsten so malerische Region. Mit dieser Führung möchte die TTT das Bewusstsein für die Vergangenheit wach halten, damit diese nicht in Vergessenheit gerät.

Die nächste zweistündige Führung findet am Freitag, 20. Juni, um 14 Uhr am Brunnen auf dem Schlossplatz in Tegernsee statt. Weitere Termine sind am 18. Juli, 15. August, 19. September, 24. Oktober und 21. November. Der reguläre Preis beträgt 8 Euro, mit der Gästekarte 7 Euro und mit der TegernseeCard nur 4 Euro (Kinder bis 14 Jahre frei). Tickets online über die Tegernsee App oder in allen Tourist-Informationen rund um den Tegernsee.

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