Die Industriestraße in Moosburg wird täglich von 400 Lkw und 2800 Pkw befahren. Ein Fahrradschutzstreifen soll Schulkinder schützen – doch es gibt Warnungen.
Moosburg – Die Sorge um ihre Schulkinder hat Moosburger Eltern jetzt dazu veranlasst, einen Antrag der Grünen-Stadtratsfraktion per Unterschriftenliste zu unterstützen. Titel des Ganzen: „Sichere Straßen für alle – verkehrssichere Industriestraße“. Hintergrund ist, dass die Industriestraße ein hochfrequentierter Zubringer ins Gewerbegebiet Nord mit Firmen wie Jungheinrich, Heinz, Rewe und Co. ist. Erst kürzlich hatte etwa der Prokurist der Firma Heinz gewarnt, die Belastung der Straße sei maximal ausgereizt. Gleichzeitig wird die Achse von vielen Kindern und Jugendlichen aus den Stadtteilen westlich der Bahnlinie als täglicher Weg ins Schulzentrum Nord genutzt. Der Baustellenverkehr zum Rockermaier-Areal verschärft die Gemengelage zusätzlich.
Aus Sicht der Eltern und der Grünen ist der Fußgänger- und Radverkehr dort zu wenig geschützt: Der Gehsteig der Industriestraße misst an manchen Stellen nur etwas mehr als einen Meter Breite, weshalb sich begegnende Fußgänger immer wieder auf die Fahrbahn gezwungen werden. Dort müssen sich Radfahrer zwischen Lastwagen sowie den fahrenden und parkenden Autos ihren Weg suchen und hoffen, von niemandem übersehen zu werden. Betroffen sind nicht nur Schüler aus dem Westen: Auch der Zweiradverkehr, der aus der Fahrradzone südlich der Industriestraße einbiegt, ist diesen Risiken ausgesetzt.
Wie viel Verkehr tatsächlich durch die Industriestraße donnert, offenbart eine Messung von 19. bis 26. November, deren Ergebnis jetzt von der Leiterin der Straßenverkehrsbehörde, Sabine Wiesheu, im Stadtrat präsentiert wurde: Rund 400 Lkw waren es pro Tag, dazu kamen über 2800 Pkw. Als Wiesheu die Durchschnittsgeschwindigkeit von 48 km/h nannte, wurde das Raunen im Sitzungssaal noch lauter: Erlaubt ist dort nur Tempo 30.
Dass der Status quo gefährlich sei und man froh sein müsse, dass noch nichts passiert sei, darüber herrschte im Stadtrat Konsens. Den beantragten Ausbau des Gehwegs zwischen Driescher- und Graf-Konrad-Straße auf eine durchgängige Breite von zwei Metern beschloss man einstimmig. Auch eine Piktogrammkette (auf den Asphalt gemalte Fahrradsymbole) über die gesamte Straßenlänge sowie eine Umprogrammierung der Fußgängerampel an der Thalbacher Straße wurden je 21:0 abgesegnet. Die Ampeln sind künftig so geschaltet, dass sich Fußgänger nicht mehr auf der Mittelinsel am Nettomarkt stauen.
Ein Fahrradschutzstreifen war hingegen umstritten. Wie Sabine Wiesheu erklärte, sei er zwar rechtlich möglich, sollte aber bei Schwerlastverkehr vermieden werden. „Die meisten wissen gar nicht, dass man den Streifen nur im Ausweichverkehr befahren darf. Wenn da zwei Lkw aneinander vorbeifahren, hab‘ ich ehrlich gesagt Angst, dass die Fahrer dann auf den Schutzstreifen ausweichen – müssen sie ja – und dort ein Kind zusammenfahren.“ Weil durch den Streifen ein durchgängiges Parkverbot entstehe, befürchtete sie außerdem, dass Autofahrer auf der freien Straße künftig noch mehr rasen würden. Und schließlich wurde noch darauf hingewiesen, dass Anwohner künftig „nicht einmal am Wochenende oder in den Ferien an der Industriestraße parken dürfen“, was den Park-Such-Verkehr in die angrenzende Fahrradzone verlagere. In diese wiederum dürfen eigentlich nur Anlieger mit ihrem Pkw einfahren.
Die CSU schloss sich den Bedenken von Wiesheu und auch der Polizei an. Doch die Grünen verteidigten ihre Forderung. Unterstützung bekamen sie etwa von Michael Hobmaier (Fresh), der aus eigener Erfahrung berichtete: „Dort ist immer der Moment am gefährlichsten, wenn ich einem parkenden Auto ausweichen muss.“ Er sehe Potenzial, dass sich die Sicherheit verbessere. Die Streifen könne man schnell wieder entfernen, „wenn das nicht funktioniert“. Auch Martin Pschorr (SPD) wollte bei der Schulwegsicherheit „alles ausschöpfen“, was möglich sei.
Mit 14:8 Stimmen wurde schließlich ein Fahrradschutzstreifen auf der Industriestraße von Höhe Driescher- bis Gutenbergstraße beschlossen – und zwar für ein Jahr auf Probe.