Bei Caren Miosga präsentiert sich ein völlig neuer Markus Söder

Markus Söder ist kaum wiederzuerkennen. Kein Grünen-Bashing. Keine Litanei über den Segen von Wurst und Döner. Keine Hetze gegen die Kollegen von der CDU. Auch Caren Miosga wundert sich über Bayerns Ministerpräsident: „Sie reden immer alles schön." 

Söder lehnt sich entspannt zurück und kontert: „Ich rede es nicht schön. Ich sage immer die Wahrheit. Gerade hier bei Caren Miosga.“ Markus Söders Kuschelkurs geht sogar noch ein ganzes Stückchen weiter. Über sein Verhältnis zu Bundeskanzler Friedrich Merz weiß er gar zu berichten: „Ich schätze ihn, ich mag ihn. Ich bin momentan der freundlichste CSU-Vorsitzende aller Zeiten.“

Söder: „Ich versuche, so freundlich wie möglich zu sein“

Kein Wunder, dass Söder zur großen Schwesterpartei und dem Kanzler aktuell ein liebevolles Verhältnis pflegt: Die Union bringt aktuell alles auf den Weg, was sich Söder auf die Fahnen geschrieben hat: kein Aus für den Verbrenner, Mütterrente, Pendlerpauschale. Oder wie Söder sagt. „Wir haben eine Menge geschafft.“ 

Da kann man schon mal Kreide fressen. „Ich versuche, so konstruktiv und so freundlich wie möglich zu sein. Ich spüre, dass unser Land in einer anderen Lage ist. Das braucht einen anderen Umgang und mehr Seriosität als jemals zuvor.“ 

Den großen Knall beim Thema Rente, der Ende vergangener Woche gerade noch verhindert worden war, moderiert Söder einfach weg. „Es kann immer alles schiefgehen“, sagt er. „Ein bisschen Demokratie gehört schon dazu.“

Söder: „Ich habe denen gesagt: Strengt euch mal ein wenig an“

CSU-Vorsitzender Söder gibt sich allzu gern den Anstrich, als hätte er aus dem fernen Bayern die Sache in Berlin voll im Griff. Er verfällt dann gern in einen väterlich-jovialen Plauderton und erweckt den Eindruck, als würde seine ruhige Hand schon alles irgendwie richten. So etwa auch, als Caren Miosga fragt: „Wo hätten Sie sich versteckt, Herr Söder, wenn die Rentenreform nicht durch den Bundestag gekommen wäre?“ 

Markus Söder legt den Kopf zur Seite und antwortet: „Ich hätte mich nicht verstecken können. Das war eine Punktlandung mit stürmischem Wetter vorweg. Ich habe denen gesagt: Ich muss am Sonntag zu Caren Miosga, strengt euch mal ein wenig an.“ Hat Söder so eine Luftnummer wirklich nötig?

Freundlichkeit in Person
Söder über Söder: "Ich bin momentan der freundlichste CSU-Vorsitzende aller Zeiten.“ ARD-Screenshot

Journalistin Löhr: „Söder redet den Menschen nach dem Mund“

Überhaupt will der CSU-Boss bei Caren Miosga den Eindruck erwecken, dass der immer wieder aufflammende Zwist in der schwarz-roten Regierungskoalition reichlich aufgebauscht sei. „Die Medien stilisieren den Streit immer gleich zur Machtfrage hoch.“ 

Dabei ist Söder selbst dafür bekannt, immer wieder mal gern zu tratzen, zu sticheln und Öl ins Feuer zu kippen. Julia Löhr geht diese zur Schau getragene Haltung offenbar nach einer Zeit mächtig auf die Nerven. Als die Journalistin im zweiten Teil der Sendung endlich mitreden darf, erklärt sie: „Kaum ein Politiker kann sich dem Zeitgeist so anpassen wie Markus Söder.“ 

Kurzum: Der Bayer rede den Menschen nach dem Mund. „Es ist aber auch wichtig, den Leuten Dinge zu sagen, die unangenehm sind. Politik muss auch ins Risiko gehen.“

Söder: „Ich habe mehr Follower als Hendrik Wüst“

Schon jetzt ist klar, dass die nächsten Themen erneut zu Spannungen innerhalb der Regierungskoalition führen werden. Mütterrente. Lebensarbeitszeit. Beiträge von Selbstständigen in die Rentenkasse. Rentenbeiträge aus Kapitalerträgen, Mieteinnahmen, Lebensversicherungen oder privaten Renten. Da ist eine Menge Sprengstoff drin. 

Dass auch Markus Söder jederzeit vom „freundlichsten CSU-Vorsitzenden aller Zeiten“ in eine andere Gangart übergehen kann, zeigt eine andere kurze Episode bei Caren Miosga. Da hatte NRW-Ministerpräsident Henrik Wüst in einem kleinen Videoclip seinen Mitarbeitern heimlich einen kleinen Nikolaus auf den Schreibtisch gestellt, und Caren Miosga konstatiert mit Blick auf Söders Ein-Mann-Ess-Filmchen: „Wüst stellt anderen etwas hin, während sie sich selbst etwas hinstellen.“ Kontert Söder süffisant: „Soweit ich das gesehen habe, kommt er immer zu spät. Außerdem habe ich mehr Follower.“