Studie zeigt Unterschiede: Rechtsextremismus, Ukraine-Krieg und Antisemitismus spalten die Meinungen

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Umfrage zu Migranten in Deutschland: Andere Sicht auf Ukraine-Krieg und Rechtsextremismus

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Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland haben bei politischen und gesellschaftlichen Themen teils deutlich unterschiedliche Meinungen.

Berlin – In Deutschland stehen derzeit vor allem der Krieg in der Ukraine, der zunehmende Rechtsextremismus und Antisemitismus im Fokus der politischen und gesellschaftlichen Debatte. Alle drei Themen beeinflussen Sicherheits-, Innen- und Gesellschaftspolitik maßgeblich. Die öffentliche Meinung zu den Themen ist dabei gespalten.

Ukrainerinnen und Ukrainer demonstrieren auf dem Münchner Marienplatz gegen den Krieg.
Weniger als die Hälfte der in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer sieht Russland als alleinigen Schuldigen am Krieg in der Ukraine. (Symbolfoto) © Sachelle Babbar/Imago

Eine aktuelle Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt, dass Menschen ohne Migrationshintergrund in Deutschland Rechtsextremismus stärker als Bedrohung wahrnehmen als Zugewanderte und ihre Nachkommen. Gleichzeitig gibt es Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne familiäre Zuwanderungsgeschichte in der Einschätzung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie bei antisemitischen Einstellungen und Vorbehalten gegenüber Homosexuellen.

Studie: Mehrheit der Deutschen fürchtet Rechtsextremismus

Laut Studie stimmen knapp drei Viertel (74 Prozent) der Deutschen ohne familiäre Einwanderungsgeschichte der Aussage „Der Rechtsextremismus in Deutschland macht mir Angst“ zu, wobei 46 Prozent völlig und 28 Prozent eher zustimmen. Auch knapp zwei Drittel (66 Prozent) der Deutschen mit Migrationshintergrund treibt diese Angst um. Unter den hierzulande lebenden Ausländern sind es 55 Prozent. Am stärksten äußern sich Befragte mit familiären Wurzeln in der Türkei und in Russland besorgt über Rechtsextremismus in Deutschland. Deutlich geringer fällt dieser Anteil unter Personen mit polnischer Herkunft aus.

Für die repräsentative Studie wurden bundesweit rund 3.000 Personen befragt. Die Erhebung fand von Anfang Oktober 2024 bis Ende Januar statt. Unter den Teilnehmenden waren 1.007 Ausländerinnen und Ausländer sowie 1.003 Menschen mit Migrationshintergrund, die selbst im Ausland geboren wurden oder bei denen mindestens ein Elternteil im Ausland geboren wurde.

Deutsche ohne Migrationshintergrund sehen Russland stärker in der Verantwortung des Ukraine-Kriegs

Der Krieg in der Ukraine dauert inzwischen mehr als dreieinhalb Jahre an. Im Februar 2022 begann Russland eine großangelegte militärische Invasion und führt seither einen Angriffskrieg gegen das gesamte Land. Die Wurzeln des Konflikts reichen jedoch weiter zurück: Bereits 2014 nutzte Russland die politischen Umbrüche in der Ukraine und den Sturz des damaligen, moskaufreundlichen Präsidenten Wiktor Janukowytsch, um die Halbinsel Krim zu besetzen und bewaffnete Auseinandersetzungen in den ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk auszulösen.

Laut der Studie macht weniger als die Hälfte der in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer Russland allein für den Krieg in der Ukraine verantwortlich. In dieser Gruppe vertreten 38 Prozent diese Ansicht; bei Deutschen mit Migrationshintergrund liegt der Anteil mit 39 Prozent auf einem ähnlichen Niveau. Deutlich anders fällt das Bild bei Deutschen ohne Migrationsgeschichte aus: 58 Prozent von ihnen sehen Russland als alleinigen Verursacher des Krieges.

Antisemitische Einstellungen in Deutschland: Studie zeigt Unterschiede nach Herkunft

Um antisemitische Einstellungen zu messen, sollten die Teilnehmenden der Studie angeben, ob sie der Aussage „Juden kann man nicht trauen“ zustimmen. Rund zehn Prozent der befragten Ausländerinnen und Ausländer stimmten der Aussage zu. Bei Deutschen mit Migrationshintergrund lag der Anteil bei neun Prozent, unter Deutschen ohne Migrationsgeschichte bei vier Prozent.

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch zwischen Herkunftsgruppen: 26 Prozent der Befragten mit familiären Wurzeln in der Türkei äußerten Misstrauen gegenüber jüdischen Menschen. 2015 lag dieser Wert noch bei 18 Prozent. Die Studie führt den Anstieg teilweise auf die Eskalation im Nahen Osten zurück, die nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg im Gazastreifen begann.

Auch unter Spätaussiedlern, Menschen deutscher Abstammung, die nach dem Zweiten Weltkrieg oder nach dem Zerfall der Sowjetunion aus Osteuropa nach Deutschland kamen, war der Anteil derjenigen, die der Aussage „Juden kann man nicht trauen“ zustimmten, mit 18 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Studie: Einstellungen gegenüber Homosexualität variieren nach Herkunft und Religion

Die Studie „Einwanderungsgesellschaft im Wandel“ untersuchte auch die Einstellung gegenüber Homosexualität unter verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Unter Deutschen ohne Migrationshintergrund ist Ablehnung mittlerweile kaum noch verbreitet. Bei Deutschen mit Migrationshintergrund und bei Ausländerinnen und Ausländern hat sich die Ablehnung zwar in den letzten zehn Jahren verringert, sie liegt aber weiterhin bei 18 beziehungsweise 19 Prozent.

Zum Vergleich: Bei den Deutschen ohne Migrationsgeschichte stimmten nur sieben Prozent der Befragten der Aussage zu, keine homosexuellen Freunde haben zu wollen. Besonders hoch ist die Ablehnung in bestimmten religiösen Gruppen: Rund ein Viertel der befragten Musliminnen und Muslime sowie orthodoxen Christinnen und Christen gab an, keine homosexuellen Freunde haben zu wollen. (Quellen: dpa, bpb, DW) (jal)