Die Firma Xylem, die Anlagen zur Wasseraufbereitung herstellt und in Weilheim mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigt, steht offenbar vor einem Personalabbau. Bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch kam es zum Eklat.
Weilheim – Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will, schwärmt über Xylem: „Bisher war es ein super Arbeitgeber, das kann man nicht anders sagen.“ Doch das positive Bild des Unternehmens bekommt derzeit Risse, wie bei der Betriebsversammlung am Mittwoch deutlich wurde. Wie der Mitarbeiter berichtet, hatten die Betriebsrats-Verantwortlichen die Versammlung normal begonnen, bis sie den Ablauf unterbrachen und die anwesende Geschäftsführung mit der Tatsache konfrontierte, „dass personell etwas im Busch“ sei, man aber nichts sagen dürfe. Deshalb mache eine normale Weiterführung der Versammlung keinen Sinn. Nahezu der komplette elfköpfige Betriebsrat habe sich vor die Bühne gestellt und damit gezeigt, dass alle hinter der Aktion stehen, so der Mitarbeiter.
Danach habe es einige Minuten gedauert, bis sich die Unternehmensleitung gesammelt und ihre vorbereiteten Folien gezeigt habe – unter anderem zur Geschäftsentwicklung, was vielen sauer aufstieß. Denn die Umsatzrendite beträgt in diesem Jahr fast 19 Prozent, ein ausnehmend guter Wert. Danach durften Fragen gestellt werden, was die Mitarbeiter auch ausgiebig nutzten – und natürlich wissen wollten, ob das Unternehmen wirklich Personal abbauen wolle und es schon Pläne gebe. Das wurde von der Unternehmensleitung verneint. „Das stimmt aber nicht“, sagt der Mitarbeiter. „Der Betriebsrat weiß es, darf es aber nicht offizell sagen.“
Auf Nachfrage zeigt sich Karl Musiol, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, irritiert über die Vorgänge. „Ich war stolz auf Xylem. Das Oberland braucht mehr Unternehmen, die hochspezialisierte Produkte für Zukunftsmärkte produzieren. Ein starker Betriebsrat, ein guter Tarifvertrag, sichere Arbeitsplätze und sensationelle Gewinne.“ Doch obwohl der Ertrag überdurchschnittlich sei, sollen Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, „um aus sehr großen Gewinnen sehr, sehr große zu machen“, sagt Musiol, der bei der Betriebsversammlung am Mittwoch selber vor Ort war und die vorgelegten Zahlen gesehen hat. „Das Unternehmen erzielt sehr hohe Gewinnmargen. In vielen anderen Branchen sind die Verantwortlichen mit einem Drittel überglücklich.“
Altersteilzeit-Vertrag auch gekündigt
Dass mögliche Kündigungen anstehen, sollten die Mitarbeiter des amerikanischen Unternehmens, das weltweit 23 000 Mitarbeiter beschäftigt, laut Musiol offenbar erst nach der Weihnachtsfeier am gestrigen Donnerstag erfahren, „wenn die Chefs aus den USA wieder abgereist sind. Bis dahin soll gute Stimmung herrschen, so vermutlich das Kalkül des Weilheimer Managements“. Schon im Sommer habe Xylem den Altersteilzeit-Tarifvertrag gekündigt. „Mal eben so, per Mail. Da habe ich den Kulturwandel bei Xylem zum ersten Mal so richtig wahrgenommen“, sagt Musiol.
Von der Unternehmensleitung wollte die Heimatzeitung wissen, wie viele Mitarbeiter betroffen sind, ob es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, ein Sozialplan vorgesehen ist und wie die Begründung für den geplanten Personalabbau aussieht. Die Antwort der Pressestelle: „Wir kommentieren keine Spekulationen über laufende Gespräche mit dem Betriebsrat am Standort Weilheim. Derzeit befinden wir uns in einem vertraulichen Austausch mit dem Betriebsrat und können uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter dazu äußern.“
Musiol bekräftigt, dass Betriebsräte und IG Metall Xylem die Hände reichen. „Die Kündigung der Altersteilzeit und die Ankündigung des Stellenabbaus sind nicht gut gelaufen. Jetzt wollen wir in Verhandlung gehen und die Kultur bei Xylem wiederherstellen.“ Die sei immer geprägt gewesen durch ein loyales, vertrauensvolles Verhältnis aller Seiten. „Dahin wollen wir dringend zurück. Xylem ist wichtig für das Oberland“, so Musiol.