"Staat macht Industrie das Leben unnötig schwer"

Eine Studie, wonach zwei Drittel der deutschen Industrieunternehmen eine Abwanderung ins Ausland in Erwägung ziehen, schlägt hohe Wellen. Der Artikel dazu macht vor allem Reformstau, hohe Energiepreise und mangelnde Planungssicherheit für diese Entwicklung verantwortlich. In den Kommentaren kristallisieren sich zwei zentrale Lager heraus: Während viele Kommentierende massive Versäumnisse in der deutschen Politik und eine ungünstige Standortpolitik verantwortlich machen, bewerten andere die Attraktivität Deutschlands im internationalen Vergleich kritisch und fordern entschlossenere Reformen. Insgesamt dominiert unter den Lesern die Sorge um Wohlstandsverlust und die Zukunft des Standorts. 

Kritik an deutscher Wirtschaftspolitik

Knapp 30 Prozent der Leser machen die deutsche Politik für die wirtschaftliche Entwicklung und die drohende Abwanderung der Industrieunternehmen verantwortlich. Besonders im Fokus stehen Versäumnisse bei überfälligen Reformen, hohe Bürokratie, teure Abgaben und fehlende Planungssicherheit, wie sie auch im Artikel angesprochen werden. Viele Kommentierende fordern eine ehrliche Analyse der politischen Verantwortung und kritisieren die Koalition aus ihrer Sicht scharf, während einzelne Nutzer den Entscheidungswillen der Wähler selbst ins Zentrum rücken. Die Debatte lotet Konfliktlinien um Verantwortung, bisherigen politischen Kurs und die Frage nach nachhaltigen Weichenstellungen aus.

"Das sind nur die Auswirkungen jahrelanger, fehlgeleiteter Politik unter der CDU. Leider hat bisher noch keiner in der Partei Verantwortung übernommen. Spahn, Scheuer und Merkel lassen sich lieber feiern."  Zum Originalkommentar

""Verantwortungslos" ist wohl das Unwort des Jahres oder des Jahrzehnts, wenn man die letzten beiden Regierungen beschreiben müsste."  Zum Originalkommentar

"Bin mal auf die Argumente/Ausreden der Politik gespannt, wenn es nichts mehr zu verteilen gibt und die letzte Quelle versiegt ist."  Zum Originalkommentar

Folgen der Industrieabwanderung 

16 Prozent der Leser richten ihr Augenmerk vorrangig auf die Folgen der Abwanderung der Industrie. Sie warnen insbesondere vor Arbeitsplatzverlust, einem Rückgang des Wohlstands und einer schwindenden Zukunftsperspektive für Deutschland. Auch die Sorge um Rentensystem, Sozialsystem und gesellschaftlichen Zusammenhalt spielt eine Rolle. Andere Stimmen hoffen auf eine mögliche Rückkehr abgewanderter Firmen oder sehen im Rückzug der Industrie sogar Vorteile für Umwelt und Natur. Das Lager verhandelt grundsätzliche Fragen nach Stabilität, ökonomischer Abhängigkeit und dem Charakter des Industriestandortes.

"Der Tag wird kommen, an dem wir mitleidig von Polen betrachtet werden. Da boomt die Wirtschaft und viele Firmen gehen dorthin. Und wir haben dann ein Land, das wir mit Windrädern und Solarfeldern betreiben können. Dann wird man merken, ohne Industrie keinen Wohlstand."  Zum Originalkommentar

"Flüchtlinge rein - Industrie raus Na liebe Wähler von rot, grün und schwarz Was für eine explosive Mischung!"  Zum Originalkommentar

Skepsis gegenüber politischer Verantwortung

Zwölf Prozent der Kommentare beschäftigen sich überwiegend mit der Frage politischer Verantwortung für die wirtschaftliche Lage und deren Folgen. Die Leserinnen und Leser äußern Misstrauen gegenüber etablierten Parteien, kritisieren eine mutmaßlich fehlende Verantwortungsübernahme und stellen die fachliche Kompetenz der handelnden Akteure in Frage. Die Rolle von Koalitionen und parteipolitischen Interessenskonflikten wird ebenso thematisiert wie die gesellschaftlichen Auswirkungen. Auch das Gefühl, dass notwendige Reformen nicht angegangen werden, ist weit verbreitet.

"Die Frage, wer ist schuld an dieser Situation, wenn man einen Vertreter der damaligen und jetzigen Regierung fragt, wäre die Antwort: wir nicht"  Zum Originalkommentar

"Ich glaube nicht, dass die zuständigen Ressortminister auch nur 5% von dem verstehen würden, was Herr Halver in seinem Artikel beschreibt. Woher auch?"  Zum Originalkommentar

Kritik an Standortbedingungen 

Elf Prozent der Nutzer analysieren vor allem die Standortbedingungen in Deutschland. Kritik richtet sich auf hohe Energiekosten, strengere Regularien, Mindestlohn und Innovationsstau als zentrale Hemmnisse für Unternehmen. Auch der internationale Wettbewerb und Standortvorteile anderer Länder – wie niedrigere Strompreise oder eine schnellere Digitalisierung – werden gegeneinander abgewogen. Die Leser loten dadurch die Bedeutung von Wettbewerb und Reformbedarf aus, diskutieren die Konsequenzen für Arbeitsplätze und stellen die aktuellen Rahmenbedingungen zur Debatte.

"Man muss wirklich sagen, Hut ab, vor den vielen Firmen in diesem Land, die es bis hierher geschafft haben. Irgendwann ist aber Schluss. Woanders hat man preiswerten Strom, keinen Mindestlohn und eine viel geringere Bürokratie. Von daher, mehr als verständlich, dass man den Weg ins Ausland nimmt."  Zum Originalkommentar

"Innovationsstau, Digitalisierung, Bürokratieabbau, alles Dinge, die deutsche Unternehmen seit Jahrzehnten nicht anpacken. Das Verschieben der eigenen Verantwortung auf die Politik ist die übliche Methode, vom eigenen Versagen abzulenken. Man braucht sich nur die uralten Fabriken der Mittelständler anschauen. Die verheizen mehr KW, als ihre Maschinen verbrauchen und beschweren sich dann über hohe Energiepreise."  Zum Originalkommentar

"Es ist ja nicht so, dass Deutschland von außerhalb angegriffen wird. Der deutsche Staat macht der Industrie und der arbeitenden Bevölkerung das Leben unnötig schwer, währenddessen andere, die nicht zum Gemeinwohl beitragen, bestens unterstützt werden."  Zum Originalkommentar

Sarkasmus zu Wirtschaft und Politik

Rund zehn Prozent der Beiträge nutzen Sarkasmus und Ironie, um die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen zu kommentieren. In spitzzüngigen Bemerkungen spiegeln Leserinnen und Leser ihre Frustration über Unternehmensabwanderung, politische Maßnahmen und gesellschaftliche Entwicklungen wider. Sarkastische Seitenhiebe auf Klimapolitik, Enteignungsdebatte und vermeintliche Mainstreamthemen verdichten sich dabei zu einer resignativen Grundstimmung mit humorvoller Note.

"So sind die Kapitalisten. Wenn es eng wird, gehen sie ins Ausland. Daher Enteignung sofort. Das Positive ist doch aber auf der anderen Seite, die CO2-Belastung sinkt in Deutschland. Künftig gibt es Bürgergeld in frischer Luft. Woher das Geld kommt? Gute Frage, ich kann nicht alles beantworten. Ironie off."  Zum Originalkommentar

"Das kann gar nicht sein! Merz sagte, dass die Firmen in nie dagewesenem Umfang in Deutschland investieren wollen und die Stimmung der Unternehmen bombastisch ist."  Zum Originalkommentar

Kritik an Energie- und Strompreisen

Fünf Prozent der Kommentierenden legen ihren Schwerpunkt auf die Rolle der Energiepreise für die aktuelle Standortproblematik. Sie kritisieren explizit die hohen und als wettbewerbsfeindlich empfundenen Stromkosten in Deutschland, in Verbindung mit politischen Entscheidungen wie Ausstieg aus fossilen Energiequellen und EU-Klimavorgaben. Einzelne Stimmen diskutieren die Notwendigkeit eines Kurswechsels oder plädieren für langfristig tragfähige Lösungen, die sowohl Wirtschafts- als auch Umweltinteressen berücksichtigen.

"Strom ist allgemein zu teuer. China-Strom ist heute überwiegend Öko, aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser. Photovoltaik findet man überall. Das hängt mit ordentlicher und komplexer Planung in die Zukunft zusammen. Das findet man hier nicht. Die Beamtenplaner sind es nicht fähig und ist es denen auch egal. Das andere ist die politische Führung, gleich nach den Wahlen werden Strategien entwickelt, wie man die nächsten Wahlen gewinnen kann. Das ist mit Herrn Merz nun etwas anders, der bemüht sich, leider sind die Probleme der Vergangenheit auf die Schnelle nicht lösbar. Dazu kommt die Macht der Beamten, die mauern, um ihre Privilegien nicht zu verlieren. Zu allem hauen auch die "jungen" aus der CDU in die Bresche, aus den gleichen Gründen."  Zum Originalkommentar

"Oh - ein Industriestrompreis von 5 ct. - also ein planwirtschaftlicher Eingriff - soll ein Problem lösen, welches wir uns selbst geschaffen haben: CO2-Bepreisung, eine unbezahlbare Energiewende ohne verlässlichen Strom, eine vollkommen zügellose Bürokratie und unsägliche Auflagen, hohe Lohnnebenkosten, hohe Abgabenlast, usw. Das nennt sich Gaslighting und versucht, vom großen weißen Elefanten im Raum abzulenken: Die unverantwortliche Politik der Regierung und der EU."  Zum Originalkommentar

Sonstige Stimmen

Mit 17 Prozent Anteil versammeln sich hier Kommentare, die sich nicht klar auf einen einzelnen Gesichtspunkt festlegen lassen. Sie nehmen sowohl auf die generelle Lage der Wirtschaft Bezug, stellen Vergleiche zu früheren Entwicklungen an oder lassen politische Bewertungen einfließen, ohne einen klaren Schwerpunkt zu setzen. Auch historische Bezüge, Fragen nach alternativen Politikwegen und ironisch formulierte Bedenken tauchen auf. Die Perspektiven reichen von grundsätzlicher Systemkritik bis zur resignierten Feststellung der aktuellen Entwicklungen.

"Das ist nichts Neues und nicht der grünen Regierung zuzuschreiben, sie hat es nur verschärft. Jahrelang hat die deutsche Wirtschaft international mithalten können, weil sie trotz der hohen Abgaben produktiv war. Durch die jahrelange Bildungs- und Sozialpolitik ist das nicht mehr, kompetente Arbeitnehmer wurden Mangelware. Also sucht man woanders."  Zum Originalkommentar

"Dann kann man ja seine ehemalige Firma im Ausland besuchen."  Zum Originalkommentar

"September 2025 „Das jüngste und innovativste Werk der BMW Group: neuer Produktionsstandort in Debrecen, Ungarn, feierlich eröffnet“ Beim von der EU verschmähten Orban. Bloß gut, dass BMW wirtschaftliche Entscheidungen trifft. Ansonsten hätten wir ja noch weniger gegen die chinesischen Autobauer in der Hand."  Zum Originalkommentar

Die kritischen Perspektiven der FOCUS-online-Leser zeigen eines deutlich: Die Unsicherheit über die künftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist groß. Ist die Politik allein schuld? Oder brauchen wir einen umfassenden Neustart bei Energie, Standort und Innovationskraft? Diskutieren Sie mit!

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.
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