Die Tatverdächtige im Fall des getöteten Fabian (8) aus Güstrow sitzt weiter in U-Haft. Aussagen mehrerer mutmaßlicher Zeugen bringen neue Details ans Licht.
Güstrow – Beinahe zwei Monate sind seit dem 10. Oktober vergangen. Dem Tag, an dem der achtjährige Fabian aus Güstrow den Ermittlern zufolge gewaltsam zu Tode kam und sein lebloser Körper verscharrt und verbrannt wurde. Eine Frau aus dem Raum Güstrow südlich von Rostock sitzt seit Anfang November unter dringendem Mordverdacht in Untersuchungshaft. Medienberichten zufolge soll es sich um die Ex-Freundin von Fabians Vater handeln. Offiziell bestätigt wurde dies bisher nicht. Für sie gilt die Unschuldsvermutung.
Am Mittwoch (3. Dezember) bestätigte das Amtsgericht Rostock den Haftbefehl gegen die Frau. Ihr Verteidiger, Andreas Ohm, hatte zuvor einen Antrag auf Haftentlassung eingereicht. Die Haftgründe stützten sich lediglich auf Indizien, so seine Begründung, ein dringender Tatverdacht liege nicht vor. Doch was inzwischen gleich mehrere mutmaßliche Zeugen und Zeuginnen rund um Fabians Verschwinden und das Auffinden seiner Leiche berichten, wirft ein schlechtes Licht auf seine Mandantin.
Getöteter Fabian (8) aus Güstrow: Belastende Details gegen Verdächtige
Am 14. Oktober, vier Tage nachdem Fabian verschwunden war, soll die ehemalige Partnerin von Fabians Vater eigenen Angaben zufolge die grausame Entdeckung gemacht haben: Sie will die Leiche des Jungen an einem Tümpel nahe Klein Upahl gefunden haben – angeblich zufällig beim Gassigehen mit einer Bekannten. Doch die Aussagen einer Zeugin lassen erhebliche Zweifel an dieser Darstellung aufkommen. Bereits vor der Festnahme hatten Angehörige des Opfers einen bösen Verdacht geäußert.
Wie die Bild unter Berufung auf eine Freundin von Fabians Mutter berichtet, sei die Verdächtige gemeinsam mit einer anderen Frau nicht zufällig zum Fundort gelangt: „Sie (die Begleiterin der Verdächtigen, Anm.) sagte uns, dass das an diesem Tag anders gewesen ist. Normalerweise haben sie ihre Runden. Und an diesem Tag wurde sie abgeholt, ist dann direkt dorthin gefahren“, so die Freundin. „Da unten liegt Fabian“, habe die Verdächtige gesagt. Worauf die Begleiterin reagiert habe: „Entweder rufst du jetzt die Polizei an oder ich werde jetzt anrufen.“
Bereits vor dem Tag, an dem die Leiche des getöteten Jungen aufgefunden wurde, soll die Verdächtige Zeugen zum Fundort geführt haben, möglicherweise mit der Absicht, dort Spuren zu hinterlassen. Auf Aufforderung der Tatverdächtigen hin habe ein Zeuge mit einer Taschenlampe in das Gesicht des Leichnams geleuchtet. Die Frau soll ihm die Identität des leblosen Körpers bestätigt haben. Aus Furcht, möglicherweise selbst in Verdacht zu geraten, habe sich einer der Zeugen zunächst nicht bei der Polizei gemeldet. Er habe sich von der Verdächtigen benutzt gefühlt, berichtet der Nordkurier.
Zeuge will Fahrzeug von Verdächtiger am Tag von Fabians Verschwinden nahe dem Fundort gesichtet haben
Offiziell bestätigt wurden die mutmaßlichen Zeugenaussagen bisher nicht. Oberstaatsanwalt Harald Nowack wollte sich auf Anfrage der Frankfurter Rundschau von Ippen.Media nicht zu den Ermittlungen äußern. Rechtsanwalt Ohm zufolge könnten hingegen mehrere Personen an der Tat beteiligt gewesen sein, wie er zu RTL sagte: „Es schwierig ist, eine solche Tat – jedenfalls nach Aktenlage – allein zu begehen.“ Den Verdacht, dass seine Mandantin eine Hauptrolle im Tötungsfall des kleinen Fabian gespielt haben dürfte, könnte jedoch eine weitere Zeugenaussage untermauern.
Ein Mann will am 10. Oktober, im von den Ermittlern vermuteten Zeitfenster des Verschwindens von Fabian zwischen elf und 15 Uhr, den orangefarbenen Pickup der Verdächtigen in Klein Upahl gesehen haben. Gemeinsam mit weiteren Personen habe der mutmaßliche Zeuge auf einem Acker unweit des Fundortes der Leiche Feldsteine aufgesammelt.
Während der Mittagspause gegen 13 Uhr machen die Männer die verdächtige Beobachtung. „Wir haben uns gewundert, warum sie hier lang fährt. Weiter haben wir uns da keinen Kopf gemacht“, sagt er gegenüber dem Nordkurier. Die Verdächtige selbst sei nicht zu erkennen gewesen, wohl aber ihr markantes Fahrzeug.
Erneute Suche unweit des Fundorts ergebnislos
Ob die Verdächtige zu dem Zeitpunkt auch am Steuer saß, ist also unklar. Offen ist zudem, ob die Verdächtige den leblosen Körper von Fabian mit dem Auto zum späteren Fundort transportiert hat. „Wir müssen betrachten, dass die örtlichen Verhältnisse sehr beengt sind – was den Wohnort der Beschuldigten angeht, was den späteren Fundort des Tatopfers angeht. Das sind alles keine riesigen Entfernungen. Dass da möglicherweise Zeugen das Fahrzeug der Beschuldigten wahrgenommen haben, mag sein, sehe ich aber nicht als äußerst belastendes Indiz an“, zitiert die Bild den Anwalt der Verdächtigen.
Schon zuvor hatte dieser Focus Online entgegnet: „Es gibt keinen direkten Tatnachweis und keine Tatwaffe. Die Untersuchungshaft beruht auf Indizien und mehr nicht.“ Auch eine neuerliche Suche von mehr als 22 Beamten im Gebiet des Fundortes blieb am Donnerstag ergebnislos. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Freitagmorgen (5. Dezember) mit. Ziel war es den Angaben zufolge, bislang nicht geprüfte Bereiche nach möglichen Bezugsgegenständen abzusuchen. (Quelle: Bild, Nordkurier, Focus, RTL, dpa) (jm)