Eine Serie heftiger Zyklone hat den Süden und Südosten Asiens heimgesucht, Überschwemmungen und Erdrutsche ausgelöst und zahlreiche Todesopfer gefordert.
Sumatra – Eine ungewöhnliche Serie starker Stürme hat in Südasien verheerende Schäden angerichtet. Innerhalb kurzer Zeit trafen mehrere Zyklone auf Länder wie Indonesien, Sri Lanka, Thailand, Vietnam und Malaysia – mit dramatischen Folgen. Laut dem britischen Independent kamen mehr als 1.400 Menschen ums Leben, Millionen wurden vertrieben oder verloren ihr gesamtes Hab und Gut.
Der Auslöser der Wetterextreme ist eine seltene meteorologische Konstellation. Besonders überraschend war der Zyklon „Senyar“, der sich in der Straße von Malakka formierte – ein Gebiet unmittelbar am Äquator, in dem tropische Stürme normalerweise kaum entstehen. Doch „Senyar“ erwies sich nur als Auftakt einer ganzen Serie weiterer Stürme, die nacheinander über die Region hinwegzogen und die ohnehin angespannten Rettungs- und Hilfskapazitäten an ihre Grenzen brachten.
Mehrere Stürme treffen Südostasien: Sumatra besonders schwer verwüstet
Mehrere Tropenstürme haben Südostasien gleichzeitig erfasst – und das ausgerechnet während des Nordostmonsuns, der die Region ohnehin mit intensiven Regenfällen belastet. Nach Angaben von Die Presse zählt dazu auch der Wirbelsturm „Senyar“, der für tagelange Niederschläge sorgte und als erster Tropensturm seit dem Taifun „Vamei“ im Jahr 2001 gilt, der sich direkt in der Straße von Malakka gebildet hat.
Nach Informationen des Nachrichtenportals imticker.ch zählt Indonesien zu den am schwersten betroffenen Ländern. Besonders die Insel Sumatra wurde massiv verwüstet. Die nationale Katastrophenschutzbehörde meldet dort mindestens 303 Todesopfer. Die Regionen Nordsumatra, Aceh und Westsumatra stehen nach schweren Überschwemmungen und Erdrutschen unter Wasser, zahlreiche Orte sind nur schwer oder gar nicht erreichbar.
Meteorologen rätseln über seltene Sturmkette nördlich des Äquators
Parallel dazu entstand nördlich des Äquators in der Zone zusammenlaufender Passatwinde eine Abfolge außergewöhnlich starker Wettersysteme, wie aus Medienberichten hervorgeht. Der Sturn „Koto“ traf die Philippinen mit enormer Stärke, bevor er abgeschwächt in Vietnam ankam, während der Zyklon „Ditwah“ große Teile Sri Lankas verwüstete.
Meteorologisch ist diese Häufung außergewöhnlich. Normalerweise verhindert die geringe Rotationskraft der Erde in Äquatornähe – der sogenannte Coriolis-Effekt – die Entstehung ausgeprägter Wirbelstürme. Fachleute verweisen darauf, dass in diesem Fall mehrere Faktoren zusammentrafen. Dazu zählen besonders hohe Wassertemperaturen in der Region, die die Bildung und Intensivierung der Stürme ermöglichten.
Zyklon-Katastrophe erschüttert Sri Lanka: „Größte und herausforderndster Naturkatastrophe“
Nach Angaben des Katastrophenschutzzentrums hat die Unwetterserie in Sri Lanka bereits nahezu 500 Menschen das Leben gekostet. Hunderte gelten weiterhin als vermisst. Insgesamt sind mehr als 1,5 Millionen Menschen direkt von den Folgen des Zyklons und den anschließenden Überschwemmungen betroffen, über 200.000 von ihnen mussten in provisorischen Unterkünften Zuflucht suchen.
Besonders schwer traf es die zentralen Regionen rund um die Bezirke Kandy und Matale, aus denen der Großteil der Todesopfer gemeldet wird. In einer Fernsehansprache am 1. Dezember sprach Präsident Anura Kumara Dissanayake von „der größten und herausforderndsten Naturkatastrophe“, die den Inselstaat getroffen habe.
Tropische Stürme außerhalb der üblichen Zonen – Meteorologen sprechen von Ausnahmeereignis
Die derzeitige Unwetterserie gilt aus meteorologischer Sicht als außergewöhnlich, denn Länder wie Indonesien oder Malaysia gehören normalerweise nicht zu den Regionen, in denen tropische Stürme regelmäßig entstehen. Unter gewöhnlichen Bedingungen bilden sich solche Systeme zwischen Juli und Oktober im Nordwestpazifik oder über dem Nordindischen Ozean. Dass sich die Stürme „Senyar“ und „Koto“ nach Angaben mehrerer Medien dennoch weit abseits dieser bekannten Entstehungsräume entwickelten, erschwerte die Einschätzung ihrer Stärke und ihres Verlaufs erheblich.
Obwohl Stürme in Äquatornähe grundsätzlich möglich sind, werden sie selten beobachtet. Fachleute verweisen laut heute.at jedoch darauf, dass die jetzigen Ereignisse hinsichtlich Ausmaß und Wucht aus dem Rahmen fallen. Dafür machen Meteorologen vor allem die ungewöhnlich hohen Meerestemperaturen verantwortlich: Sie liefern tropischen Wirbelstürmen enorme Energiemengen und begünstigen eine schnelle Intensivierung. Wenn dann innerhalb kurzer Zeit große Wassermassen niedergehen, sind extreme Folgen wie Überschwemmungen oder Erdrutsche kaum abzuwenden. (Quellen: Independent, heute.at, imticker.ch, Die Presse) (jal)
Haben Sie eine Meinung zu diesem Artikel oder ähnliche Erfahrungen gemacht? Haben Sie Fehler entdeckt? Schreiben Sie direkt an unsere Autorin – die Kontaktdaten finden Sie im Autorenprofil.