Gehälter brechen ein: Warum Sparkassen-Chefs plötzlich schlechter bezahlt werden

Bei den deutschen Sparkassen ist ein Trend zum Erliegen gekommen, der jahrelang für Schlagzeilen sorgte: die Ära der Einkommens-Millionäre in den Bankvorständen. Laut einer aktuellen Analyse des Online-Portals finanz-szene.de hatten die 100 größten Kommunalinstitute im vergangenen Jahr 35 Prozent weniger Angestellte mit Millioneneinkommen als noch 2023.

Besonders drastisch falle der Einbruch in Düsseldorf aus: Die Stadtsparkasse Düsseldorf, die 2022 und 2023 noch Spitzenverdiener mit mehr als zwei Millionen Euro Gesamtvergütung auswies – darunter der frühere Vorstandschef Stefan Dahm und Vorstand Michael Meyer – meldet in den neuen Berichten keinen einzigen Vergütungs-Millionär mehr. Die Analyse basiert auf den Geschäftsberichten und Offenlegungsberichten für 2024.

Warum kommt der Effekt jetzt und warum so stark?

Die Hauptbegründung für das Vergütungsminus: die Zinswende. Steigen die Zinsen, müssen die Banken weniger Geld für künftige Pensionen zurückstellen. Genau diese Zuführungen hatten in den vergangenen Jahren viele Sparkassen-Vorstände überhaupt erst in die Millionen gehoben, weil sie über die Hälfte der Gesamtvergütung ausmachten.

Doch die Frage bleibt: Warum zeigt sich der Rückgang erst jetzt und nicht schon 2023?

Offenbar ist die Antwort komplexer. Zum einen schlagen die Effekte zeitverzögert durch, weil die Rückstellungen über mehrjährige Bewertungsmodelle berechnet werden.

Zusätzlich haben einige Sparkassen wohl ihre Vergütungsstrukturen, etwa bei Ruhegehältern und Zusatzleistungen, verändert, nachdem Kritik an den üppigen Pensionen laut wurde. So erhalten neue Vorstände womöglich seltener Pensionszusagen, sondern eher Einmalzahlungen für die private Altersvorsorge. Weniger Pensionszusagen bedeuten auch weniger Sprünge in der Gesamtvergütung.

Durch die öffentlichen Debatten achten Verwaltungsräte wahrscheinlich schlicht mehr auf eine angemessene Bezahlung, die Spitzenboni konservativer berechnet.

Hinzukommt: Bei Vorstandswechseln steigen neu bestellte Vorstände meist mit niedrigeren Einstiegsgehältern ein. Hochvergütete Spitzenmanager der Zinswendejahre haben zum Teil bereits das Geschäft verlassen.

Vergütungsniveau bleibt hoch: Sparkassen weiter Spitze 

Ganz verschwunden sind üppige Vorstandsgehälter aber nicht. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf die „Public-Pay-Studie 2025“ der Zeppelin-Universität berichtet, lagen Sparkassen-Chefs im Jahr 2023 mit einem Median von 402.000 Euro weiterhin weit über dem öffentlichen Sektor insgesamt:

  • Öffentliche Unternehmen ohne Sparkassen: 172.000 Euro
  • Rundfunkanstalten: 250.000 Euro
  • Stadtwerke: 256.000 Euro
  • ÖPNV/Verkehr: 187.000 Euro

Vor allem große Institute zahlen deutlich mehr: Bei Sparkassen mit über 678 Mitarbeitenden betrugen die Vorstandsgehälter im Durchschnitt 547.000 Euro.

Frauen verdienen im Schnitt sogar mehr als Männer: Vorständinnen verdienen laut Studie im Median 498.000 Euro, Männer 400.000 Euro. Allerdings sind Frauen in Sparkassen-Vorständen weiter stark unterrepräsentiert: 24 Frauen stehen 484 Männern gegenüber.

2023 war noch ein Millionärs-Rekordjahr

Trotz des jetzt starken Rückgangs blieb 2024 ein Ausnahmejahr: Eine Auswertung des Handelsblatts zeigt, dass 91 Vorstände bei den 80 größten Sparkassen im Jahr 2023 mehr als eine Million Euro erhielten. Im Jahr davor waren es sogar 99 Spitzenverdiener.

Der Grund: vielerorts extrem hohe Zuführungen zu Pensionsrückstellungen. Ein Beispiel:
Bei der Sparkasse Reutlingen machten diese Zuführungen 62 Prozent der Gesamtvergütung aus. Ohne diesen Effekt wäre dort niemand in die Millionen gekommen.

Sparkassenverband verteidigt Vergütungen

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hält die Vergleiche mit anderen öffentlichen Unternehmen für „irreführend“. Sparkassen müssten im Wettbewerb mit privaten Banken stehen; Verwaltungsräte vor Ort entschieden über Gehälter.

Zudem würden Neubesetzungen heute keine großzügigen Pensionszusagen mehr erhalten, sondern eigene Vorsorge aufbauen. Ein Trend, der die Vergütungen langfristig senken könnte.

Einzelne Ausreißer über vier Millionen Euro

Obwohl die Zahl der Vergütungs-Millionäre deutlich sinkt, bleiben laut finanz-szene.de weiterhin einzelne extreme Ausreißer. Demnach gebe es in der aktuellen Auswertung sogar einen Vorstand, dessen Gesamtvergütung über vier Millionen Euro lag. Details nennt das Portal im vollständigen Vergütungsmonitor.