Melanie Falzetta erhält den Forscherpreis 2025 des Historischen Vereins Erding für ihre Masterarbeit. Sie erforschte das Leben jüdischer Displaced Persons in Wartenberg nach 1945.
Wartenberg – Melanie Falzetta aus Wartenberg (29) ist die Forscherpreisträgerin 2025 des Historischen Vereins Erding. Die Doktorandin an der Uni München hat, wie berichtet, über sogenannte „Displaced Persons“ geschrieben, also Menschen, die der Zweite Weltkrieg zur Flucht zwang und nach Wartenberg brachte. Darunter versteht man vor allem jüdische Überlebende des Holocaust, oft genug die einzigen Überlebenden einer ganzen Familie.
Für Falzetta war das „ein Herzensprojekt“, wie sie in ihrer Dankesrede am Montagabend im Festsaal des Erdinger Weißbräu sagte. Eine glatte Eins gab es dafür und einen „Master of Science“. „Wir haben nicht jedes Jahr einen Forscherpreis“, sagte Vereinsvorsitzende Heike Kronseder. Und: „Es ist eine mutige Arbeit, aber wahnsinnig wichtig.“ 80 Jahre nach Kriegsende seien die Zeitzeugen immer weniger. „Mir graut vor der Zeit, wo wir diese Menschen nicht mehr fragen können.“
Falzetta selbst will ihre Masterarbeit als Mahnung verstanden wissen: „Als Historikerin empfinde ich es als meine Pflicht, aus solchen Erkenntnissen nicht nur die Vergangenheit besser zu verstehen, sondern Konsequenzen für die Gegenwart zu ziehen. Die Geschichte der jüdischen Displaced Persons mahnt uns: Menschen, die Ausgrenzung und Gewalt erfahren haben, brauchen Schutz, Solidarität und eine Gesellschaft, die hinschaut. Sie zeigt uns aber auch, wohin es führt, wenn Vorurteile wachsen, wenn Feindbilder genährt werden, wenn antisemitische Erzählungen wieder hoffähig werden.“
Falzetta trug auch aus ihrer Arbeit vor, von der Kronseder sagte, sie habe diese verschlungen. Der Eindruck der Autorin: „Die Menschen waren erschöpft, verletzt an Körper und Seele.“ Dass von 1946 bis 1948 nicht weniger als 16 Kinder in Wartenberg aus dieser Gruppe zur Welt gekommen sind, bewertete die Wissenschaftlerin als Zeichen des ungeheuren Lebenswillens.
Falzetta hat die segensreiche Wirkung des „Children Center“ der amerikanischen Besatzer im damaligen Sanatorium, der heutigen Klinik Wartenberg, herausgearbeitet und einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Marktes geleistet. Dabei hat sie noch Zeitzeugen befragen können: Ehrenbürger und Altbürgermeister Gustav Weltrich war einer davon. Aus der Versammlung kam spontan der Wunsch, die Preisträgerin zu einem Vortrag einzuladen. Das nahm Kronseder sofort auf.