Die Zentralafrikanische Republik wählt einen Präsidenten. Favorit ist Amtsinhaber Touadéra, dessen Macht auch durch russische Söldner abgesichert wird.
Bangui – Nach Jahren der Gewalt und Instabilität stimmt die Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik am Sonntag über ihren Präsidenten ab. Amtsinhaber Faustin-Archange Touadéra gilt als Favorit und könnte bereits im ersten Wahlgang gewinnen. Sollte kein Kandidat die Mehrheit erreichen, ist eine Stichwahl vorgesehen. Zugleich werden Parlaments- und erstmals seit Jahrzehnten wieder Kommunalwahlen abgehalten.
Die Wahlen finden vor dem Hintergrund eines seit etwa 2013 andauernden Bürgerkriegs statt, der den Staat an den Rand des Zerfalls brachte. Bewaffnete Gruppen kontrollierten zeitweise große Teile des Landes. Internationale Friedensmissionen, darunter die UN-Mission Minusca, sowie militärische Unterstützung aus Russland und Ruanda trugen in den vergangenen Jahren dazu bei, die Lage teilweise zu stabilisieren. Dennoch sind vor allem in Grenzregionen zum Sudan und Südsudan weiterhin Rebellen aktiv.
Umstrittene Wahl: Touadéra regiert mit russischer Unterstützung und strebt weitere Amtszeiten an
Touadéra ist seit 2016 Präsident der Zentralafrikanischen Republik. Bei der Sicherung seiner Macht setzt er stark auf russische Militärberater und Söldner, die sowohl den Schutz der Regierung als auch Einsätze gegen bewaffnete Gruppen übernehmen. Zwar hat sich die Sicherheitslage dadurch verbessert, sie bleibt jedoch fragil. Gleichzeitig wurden durch die mit Russland verbundenen Kräfte schwere Menschenrechtsverletzungen dokumentiert, darunter außergerichtliche Tötungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen von Zivilisten. In diesem Jahr konnte die Regierung mehrere Abkommen mit Rebellengruppen abschließen, die vor den Wahlen für eine vergleichsweise ruhige Situation sorgten – Kritiker bezweifeln jedoch, dass diese Vereinbarungen von Dauer sein werden.
Touadéra kandidiert nach einem umstrittenen Verfassungsreferendum von 2023, das ihm weitere Amtszeiten ermöglicht. Mehrere Oppositionsparteien riefen zum Boykott der Wahl auf. Als wichtigste Herausforderer gelten die früheren Premierminister Anicet Georges Dologuélé und Henri-Marie Dondra, die erst kurz vor dem Wahltermin zugelassen wurden.
Trotz großer Rohstoffvorkommen bleibt die Zentralafrikanische Republik eines der ärmsten Länder der Welt
Die Zentralafrikanische Republik zählt trotz reicher Bodenschätze zu den ärmsten Ländern der Welt. Der Binnenstaat verfügt über bedeutende Vorkommen an Diamanten und Gold, doch Unsicherheit und schwache staatliche Strukturen verhinderten eine breite wirtschaftliche Entwicklung. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in extremer Armut, die staatliche Kontrolle reicht nur eingeschränkt über die Hauptstadt Bangui hinaus. (Quellen: dpa)