Geld stinkt nicht nur nicht. Es soll jetzt auch einen Krieg gewinnen. Und weil Deutschland zu wenig hat, zumindest hat der Bundesfinanzminister uns gerade damit gedroht, dass wir alle seine neue Sparsamkeit zu spüren bekommen werden, soll es russisches Geld sein, das den Krieg gegen Russland entscheidet.
Das klingt nach einem perfekten Plan. Berlin und Brüssel verhandeln zeitgleich über die Zukunft der Ukraine. Es ist eine aufregende Nacht, in der Maybrit Illner zu ihrem Talk ins ZDF einlädt.
SPD-Mann lobt CDU-Kanzler
Die Entscheidung über die 210 Milliarden Euro russischem Geld auf eingefrorenen Konten ist an diesem Abend noch nicht gefallen. Dafür gibt es schon einmal Lob für den Bundeskanzler, und das von ungewohnter Seite.
„Das war ein großes Stück Arbeit, das Friedrich Merz hingelegt hat“, lobt erstaunlicherweise SPD-Mann Sigmar Gabriel. Ebenso ungewohnt: Skepsis klingt ausgerechnet bei Armin Laschet an. Wir sehen: Es geht um Krieg. Da verschieben sich auch zwischen SPD und CDU die Fronten.
Richard David Precht: ein Lügner?
Auch der Philosoph Richard David Precht greift zu einer sehr militärischen Wortwahl. Er sieht „keine einzige Großoffensive von Europa“, um den Krieg zu beenden. „Die Rolle, die Europa gespielt hat, ist sehr unrühmlich“, schimpft er. Er behauptet, der ukrainische Präsident Selenskyj habe die Rückkehr zur atomaren Bewaffnung angekündigt. Da schimpft ihn Liana Fix, Historikerin und Politikwissenschaftlerin, einen Lügner: „Das ist tatsächlich nicht wahr.“
Damit hat sich das Gegensatz-Paar dieses Abends gefunden. Da gibt sich der TV-Philosoph Precht als Putin-Pragmatiker, der sich nicht mit Fragen von Schuld und Sühne des Krieges aufhalten will: „Die Moral ist auf der Seite, Menschenleben zu retten.“ ´
Entschieden widerspricht auch an dem Punkt die Sicherheitsexpertin Liana Fix: „Die Frage hat unmittelbar Auswirkungen auf unsere Sicherheit“, erinnert sie. „Was wird den deutschen Steuerzahler diese Nacht kosten?“, wirft Precht die Frage auf. Und gibt auch gleich seine Antwort: „Wir ruinieren unsere Volkswirtschaft mit dieser Entscheidung!“ Wieder bezieht Liana Fix die Gegenposition: „Es ist unglaublich, dass erst jetzt über die russischen Vermögenswerte entschieden wird!“
Gabriel: „Es wird der nächste Krieg kommen“
Es wird noch heftiger in der Diskussion. Der Ex-Bundesaußenminister Sigmar Gabriel widerspricht voller Entschiedenheit dem Philosophen Precht und seinem Plädoyer für Frieden. „Putin ist kein netter Kerl“, befindet Gabriel, „er ist ein furchtbarer Zyniker. Es wird der nächste Krieg kommen, die nächste bewaffnete Auseinandersetzung.“ Da beharrt Precht: „Sie können Putin nicht mit Hitler vergleichen…“ Und Sigmar Gabriel legt nach: „So weit auseinander sind sie nicht!“
Wäre Laschet doch der bessere Kanzler?
Mit der Bitte um Verständnis für Putin hat sich Precht schnell isoliert in der ZDF-Diskussion. Den Schulterschluss sucht der 61-Jährige da mit dem CDU-Mann in der Runde. „Ich würde mir in der Situation eher Armin Laschet wünschen als Kanzler“, sagt Precht. Schließlich lerne Friedrich Merz „langsamer als sein Schatten“. Auch mit diesem Wunsch, dass vielleicht doch Laschet Kanzler hätte werden sollen, dürfte sich Precht in der Minderheit befinden.