Der Erste Polizeihauptkommissar a.D. prägte das Leben in Moosburg. Für seine Hilfstransporte nach Russland erhielt er eine besondere Auszeichnung.
Moosburg – Seinen 88. Geburtstag durfte er nicht mehr erleben: Wenige Wochen davor hat der Moosburger Heinz Marschoun, Erster Polizeihauptkommissar a.D., für immer seine Augen geschlossen.
Marschouns Wurzeln lagen in Troppau, dem ehemaligen Sudetenland. Von dort kam er vor knapp 80 Jahren als achtjähriger Bub mit seiner Mutter und seinen Brüdern in einem Viehwaggon in Freising an. Im Mai 1946 begann er in der Domstadt, wie mehr als 3300 andere vertriebene Sudetendeutsche auch, ein neues Leben. Der kleine Heinz besuchte die Volksschule, machte eine Lehre bei der Post – und traf dann eine wegweisende berufliche Entscheidung: Heinz Marschoun wollte Polizist werden. „Schon als Kinder im Freisinger Auffanglager haben wir gerne Räuber und Gendarm gespielt“, berichtete er dem Tagblatt. Da erübrigt sich fast die Frage, auf welcher Seite er da stand.
Als Anwärter kam Marschoun zur Bayerischen Bereitschaftspolizei nach Nürnberg, wo er sich schnell zum Wachtmeister hocharbeitete. Als er im Jahr 1962 seinen Dienst bei der Stadtpolizei Bad Tölz antrat, erlebte er auch immer wieder wilde Einsätze bei den Eishockey-Bundesligaspielen des EC Bad Tölz. Nach strittigen Entscheidungen kam es da auch mal vor, dass er die Schiedsrichter bis zur Autobahn begleiten musste: „Die hatten den Schutz manchmal nötig“, erzählte er 2017 bei den Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag.
1965 wurde Heinz Marschoun zum Polizeihauptwachmeister befördert. Doch nicht nur beruflich, auch privat lief es bestens bei ihm. Zwei Jahre zuvor hatte er seiner Frau Helga das Ja-Wort gegeben, bald erblickten die Söhne Andreas und Christoph das Licht der Welt.
Nach Moosburg verschlug es die Marschouns, als Heinz in die dortige Landpolizeistation versetzt wurde. Und er stieg beruflich weiter auf, wurde ins Bayerische Innenministerium berufen, wo er unter anderem für den Katastrophenschutz zuständig war. Es folgte die Beförderung zum Ersten Polizeihauptkommissar. Nun war er auch für unterschiedliche Hilfsorganisationen tätig, eine davon: „Bayerns Polizei hilft“. Dort engagierte er sich zwischen 1990 und 1993 für Hilfstransporte, die nach Russland und in die Ukraine gingen. Für seine Verdienste um die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland erhielt er später aus den Händen des damaligen Bayerischen Innenministers Günther Beckstein die Fürst-Alexander-Newsky-Medaille.
Als Heinz Marschoun 1998 in den verdienten Ruhestand ging, erntete er auch für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten die Lorbeeren: Zweimal wurde er für sein besonderes Mitwirken rund um den Tennissport in Bayern ausgezeichnet, 2005 ernannte ihn der Tennisclub Moosburg, in dessen Vorstandschaft er sich mit seiner Frau lange engagiert hatte, zum Ehrenmitglied. Den Schläger schwang er übrigens auch mit 85 Jahren noch. Außerdem war er immer mal wieder als ehrenamtlicher Richter im Amtsgericht Freising tätig.
Ein schwerer Schicksalsschlag ereilte 2008 seine Frau Helga, als sie einen Schlaganfall erlitt. Doch Heinz Marschoun war auch hier zur Stelle und pflegte sie bis zu ihrem Tod Anfang Februar 2021. Nun sind die beiden wieder vereint.