Die US-Zölle schaden Süddeutschland massiv. Doch der Landkreis Ebersberg könnte sogar profitieren. Der Dienstleistungssektor macht den Unterschied.
Besonders in Süddeutschland schaden die von der US-Regierung gegen die EU verhängten Importzölle von 15 Prozent auf nahezu sämtliche Waren der hiesigen Wirtschaft: Wo viel für die Automobil- und Metallindustrie produziert wird, sind die Auswirkungen umso gravierender.
Eine entsprechende landkreisscharfe Analyse des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hat aber ein paar bemerkenswerte Ausnahmen im Münchner Speckgürtel gemacht, darunter den Landkreis Ebersberg. In einem Meer aus roten Flecken scheinen zudem die Kreise Erding, Miesbach, Starnberg und Fürstenfeldbruck in entspanntem Pastellblau aus der Landkarte hervor: Hier prognostiziert das ifo-Institut sogar einen minimalen Anstieg der Bruttowertschöpfung. Die entspricht sinngemäß dem Mehrwert, den die hiesige Wirtschaft durch ihre Produktion erzeugt. Für den Landkreis Ebersberg kalkuliert das ifo-Institut sogar mit einer US-Zoll-bedingten Steigerung von 0,04 Prozent.
Dienstleister in Ebersberg profitieren
„Ich würde das Pluszeichen nicht überschätzen“, so Marcel Thum, Mitautor der jüngst veröffentlichten Studie, mit Blick auf die lediglich in der zweiten Nachkommastelle auf EZ-Anfrage. Er fügt mit Blick auf die eingangs genannten Regionen an: „Wichtiger als das Vorzeichen ist, dass die Landkreise durch die US-Zölle in der Summe kaum betroffen sind.“
Leiden könnten sehr wohl einzelne Firmen im verarbeitenden Gewerbe, das in Deutschland rund 20 Prozent der Wertschöpfung ausmache. Davon, insbesondere aus der besonders betroffenen Automobil- und Metallerzeugung, sei in den Landkreisen rund um München verhältnismäßig wenig angesiedelt. Für den BMW-Landkreis Dingolfing-Landau rechnet das ifo-Institut mit einem Wertschöpfungsrückgang von einem Prozent. Andere Industriebranchen treffe es weniger – und der starke Dienstleistungssektor im Münchner Speckgürtel wiederum könne sogar profitieren und Marktanteile gewinnen.
Nachteil für Autoindustrie
„Letztendlich verschiebt sich die relative Vorteilhaftigkeit“, so Wirtschaftswissenschaftler Thum weiter. „Bisher hatte Deutschland im internationalen Handel einen Vorteil bei Maschinen und Autos. Jetzt werden Dienstleistungen, die wir bislang wenig exportiert haben, relativ vorteilhafter. Das kann Regionen helfen, die dort spezialisiert sind.“