Zum Abschluss der Konzertreihe zum 275. Todestag von Johann Sebastian Bach wurden im Moosburger Kastulusmünster unter anderem zwei Werke gespielt, die dem Ausnahmekomponisten erst kürzlich zugeschrieben wurden. Münstermusikdirektor Stefan Metz geht daher davon aus, dass die Konzertreihe weltweit die erste war, die Bachs gesamtes Orgelwerk zur Aufführung brachte.
Moosburg – Zum 275. Todestag von Johann Sebastian Bach ließ sich Münstermusikdirektor Stefan Metz etwas ganz Besonderes einfallen: ein Bach-Jahr 2025, bei dem das gesamte Orgelwerk des Komponisten in den verschiedensten Kirchen des Landkreises zu hören war. Am Samstag fand nun das letzte Konzert der Reihe im rappelvollen Kastulusmünster statt, bei dem auch zwei neu entdeckte Werke des Ausnahmekomponisten zu hören waren. Damit ist mit hoher Wahrscheinlichkeit diese von Metz initiierte Konzertreihe die erste weltweit, die das gesamte Orgelwerk von Bach präsentieren konnte.
Dementsprechend groß war der Andrang im Kastulusmünster – und die Vorfreude bei Metz. „Insgesamt waren es 17 Konzerte in acht Kirchen“, rechnete der Münstermusikdirektor nach. Der Auftakt erfolgte Anfang Januar im Freisinger Dom, mit ihm selbst an der Orgel im Freisinger Dom. Metz war einer von acht Organisten, die dieses Bach-Jahr musikalisch ausformulierten. Beeindruckend ist auch die reine Spieldauer, denn zusammengezählt saßen die Organisten knapp 23 Stunden an den verschiedenen Instrumenten, um rund 3500 Konzertbesucher mit Bachs Orgelwerken vertraut zu machen. „Und es gibt einige, die waren bei allen 17 Konzerten mit dabei“, verriet Metz dem FT.
Vor knapp vier Wochen gab es schließlich die große Überraschung: Zwei sogenannte Chaconnen, die lange nicht zugeordnet werden konnten, wurden jetzt in das Werkverzeichnis von Bach aufgenommen. Zwar wurden diese bereits unter den neuen Erkenntnissen aufgeführt, allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in einer Orgel-Gesamtwerkschau. Der Grund: Die meisten Städte sind laut dem Wissen von Metz mit solchen Konzertreihen längst durch, nur Moosburg hat das letzte Konzert einer solchen Reihe spät angesetzt. „Ich traue mich zu behaupten, dass wir deshalb weltweit zum ersten Mal die gesamten bekannten Orgelwerke aufgeführt haben“, so Metz vor den zahlreichen Gästen.
Die Eröffnungswerke spielte am Samstag der Organist Benedikt Celler an der kleinen Truhenorgel auf dem Altarraum, die heuer auch ein kleines Jubiläum feiern durfte. Wie der Münstermusikdirektor erklärte, leistet sie mittlerweile seit zehn Jahren ihren Dienst im Kastulusmünster. „Das ist ein ganz besonderes Instrument“, erklärte Metz, denn die Töne seien voll und klar und wie gemacht für einige Bach-Werke. „Ich bin mir sicher: Diese Orgel hätte Bach gefallen.“
Danach wechselte Celler auf die große Orgel-Empore, um dort mit „In dulci jubilo“ das nahe Weihnachtsfest gebührend zu feiern – wuchtig und doch zart, auf ganz hohem Niveau und all das weiterträumend, was Bach einst komponiert hatte. Die beiden kürzlich ins Werkverzeichnis aufgenommenen Stücke begeisterten aufgrund der großen Farbigkeit und Verspieltheit. „Hier kann man schon das Genie Bach erkennen. Und dass wir die beiden Stücke heute spielen, das ist schon etwas ganz Besonderes“, so Metz lächelnd, der mit dieser Konzertreihe nicht nur einen mutigen Schritt gegangen ist, sondern auch etwas sehr Außergewöhnliches für den Landkreis auf die Beine gestellt hat.