Weil auf der Piste zu wenig Schnee lag, griff ein Skigebiet in Norditalien zu ungewöhnlichen Mitteln. Umweltschützer sind entsetzt.
Bondone – Der Klimawandel macht das Betreiben von Skigebieten in den Alpen immer schwerer. Das gilt vor allem für die Skigebiete südlich des Alpenhauptkamms. Dieses Jahr hatte es zwar Anfang Dezember auf den Bergen Italiens kräftig geschneit, doch starke Windböen brachten das Skigebiet des 2180 Meter hohen Monte Bondone 40 Kilometer westlich des Gardasees trotzdem an einigen Stellen der Pisten um die weiße Pracht. Dabei hatte es auf den Posten oberhalb des idyllischen Idrosees nach einem prächtigen Frühstart zum Feiertag von Mariä Empfängnis (8. Dezember) ausgesehen, der in Italien ein gesetzlicher Feiertag ist und dieses Jahr für ein XXL-Wochenende sorgte.
Die Bewohner der norditalienischen Ballungszentren von Mailand über Verona bis Venedig konnten die drei Tage für einen Blitz-Skiurlaub nutzen. Um die braunen Flecken in der Skipiste wieder mit der weißen Pracht mithilfe von Schneekanonen zu füllen, war es aber wiederum zu warm.
Kurz vor langem Wochenende an Italien-Feiertag bläst der Wind den Schnee von der Piste
Also griffen die Betreiber zu einem außergewöhnlichen Mittel: Sie ließen einen Hubschrauber 40 Mal Schnee auf die Piste fliegen. Ein Video des italienischen Fernsehsenders Rai zeigt, wie der Schnee aus höheren Lagen mit einem Bagger in ein Netz geschaufelt und auf der Piste abgeladen wird, wo ihn dann Pistenraupen verteilen. Insgesamt hat der Einsatz etwa vier Stunden gedauert.
Die Betreibergesellschaft der Pisten, Trento Funivie, nannte das eine „vorübergehende Lösung“, um für sichere Pisten zu sorgen. Geschäftsführer Fulvio Rigotti begründete die Aktion dem Nachrichtenportal Il Dolomiti gegenüber so: „Die wirtschaftlichen Schäden für die Region wären sonst viel größer und längerfristig gewesen.“ Er sagte, der Hubschrauber würde 6000 Euro kosten, hätte man ihn nicht eingesetzt, wären aber 500.000 Euro an Einnahmen entgangen.
40 Hubschrauberflüge für Schneetransport sorgen bei Klima-Aktivisten für Entsetzen
Umweltaktivisten der Provinz Trient sind entsetzt: „Die Grenze wurde überschritten: ein sehr ernstes Signal und ein gefährlicher Präzedenzfall“, erklärten die örtlichen Sektionen von Extinction Rebellion Trentino, WWF Trentino-Südtirol, Legambiente und neun andere Verbände in einer gemeinsamen Protestnote.
„Während sich das Klima vor unseren Augen verändert (die Frostgrenze liegt bei 3500 Metern), kann die Lösung nicht darin bestehen, Treibstoff zu verbrennen, um künstlichen Schnee auf einen Berg zu transportieren, der unter diesen Bedingungen schlichtweg nicht mehr das bieten kann, was er einst bot“, heißt es weiter. Die Provinzrätin Lucia Coppola (Grüne Linke Allianz) äußerte sich ebenfalls ablehnend: „Dies zeigt deutlich, wie sehr wir an einem Modell festhalten, das den tatsächlichen Gegebenheiten in den Bergen nicht mehr gerecht wird.“
Angesichts der Tatsache, dass die Frostgrenze im Dezember nicht mehr tief genug sinkt und die Temperaturen selbst den Einsatz von Kunstschnee unmöglich machen, wirke der Einsatz eines Hubschraubers wie eine bewusste Missachtung der klimatischen Herausforderungen. „Es ist schwer, von Nachhaltigkeit zu sprechen, während man Treibstoff verbraucht, um Hänge künstlich zu beschneien, die unter den gegenwärtigen Bedingungen schlichtweg nicht mehr beschneit werden“, so Coppola weiter. Es gibt aber auch versöhnliche Stimmen: „Wir hoffen, dass so etwas nicht wieder vorkommt, aber es handelt sich um ein außergewöhnliches Ereignis, das auch so behandelt werden sollte.“ Dies ist der Kommentar von Alberto Pedrotti, Stadtrat von Trient.
In Österreich zog man aus dem Klimawandel die Konsequenzen: Ein berühmtes Skigebiet bei Salzburg stellt seinen Betrieb ein. In einem Skigebiet in Tirol gibt es andere Probleme. In dem Party-Wintersportort wurde aus guten Grund eine Promillegrenze eingeführt.