Frau im Fall Fabian (8) festgenommen: Ex-Mordermittler äußert Unverständnis für Polizei-Taktik

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Im Fall Fabian wurde ein vermeintlicher Erfolg vermeldet: Eine Frau wurde verhaftet. Ein Kriminalist gibt Einschätzungen zu den möglichen Hintergründen.

Güstrow – Ein Monat nach dem Gewalttod des achtjährigen Fabian aus Güstrow ist eine Frau wegen dringenden Mordverdachts festgenommen worden. Am Donnerstag wurde sie nach großangelegten Durchsuchungen in der Gegend verhaftet, teilte Staatsanwalt Harald Nowack in Rostock mit.

Im Fall des getöteten Fabian wurde eine weibliche Person festgenommen. Diese erfolgt am Tag weiterer Durchsuchungen von Wohnhäusern – das sagt ein Ex-Profiler. (Symbolbild) © Polizei/Privat/Montage

„Wir sind dort in einer relativ kleinstädtischen oder dörflichen Umgebung. Alles, was ich Ihnen jetzt sagen würde, würde die Identifizierung dieser Person ermöglichen“, begründete Nowack die Zurückhaltung bei näheren Angaben zur Verdächtigen. Bis zu einer gerichtlichen Entscheidung gelte die Unschuldsvermutung. Der bekannte Fallanalytiker und Kriminalist Axel Petermann sprach mit dem Münchner Merkur von Ippen.Media über mögliche Beweggründe.

Kriminalist gibt Einschätzung zur Verhaftung im Fall Fabian

Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Festnahme einer Frau in dem Fall äußerte Petermann Unverständnis: „Ich weiß nicht, warum da Geheimhaltung bewahrt wird. Zumal das, wenn es besagte Ex-Freundin sein sollte oder jemand aus dem näheren Umfeld des Opfers, wahrscheinlich sehr schnell bekannt werden würde.“ Die frühere Partnerin von Fabians Vater hatte den toten Jungen vor einigen Wochen an einem Teich unweit des Wohnorts entdeckt. Außerdem wurde ihr Wohnhaus am 6. November durchsucht. Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben dazu, ob die Festgenommene die ehemalige Partnerin ist.

„Eine Leiche kann von Personen gefunden werden, ohne dass diese involviert sein müssen. Das ist bei den meisten Personen der Fall“, sagte Petermann. „Zudem wird aus kriminalistischer Sicht immer geprüft, wer die Person ist, die etwas gefunden hat. Fragen zu den Umständen des Fundes und der Beziehung zum Opfer müssen geklärt werden. Verdächtigungen müssen erst einmal durch Beweise manifestiert werden, sodass entschieden werden kann, was für oder gegen eine Täterschaft spricht“, erklärte Petermann auf die Frage, warum die Verhaftung erst zu diesem Zeitpunkt stattgefunden haben könnte.

„Neben der Alibi-Überprüfung gehört die Auswertung technischer Daten und die Bewertung der Sachbeweise zu den Ermittlungen gegen eine Person“, sagte Petermann. „Das wird vonseiten der Polizei und Staatsanwaltschaft keine Entscheidung von einer auf die andere Sekunde gewesen sein. Es wird bereits im Vorfeld belastendes Material gegen die Verhaftete gegeben haben“, erläuterte der ehemalige Profiler Petermann.

Tot des achtjährigen Fabian erschütterte Menschen in ganz Deutschland

Die Tat an dem kleinen Fabian erregte deutschlandweit Aufmerksamkeit. Am 10. Oktober blieb der Junge krank zu Hause, während seine Mutter zur Arbeit ging. Bei ihrer Rückkehr war der Achtjährige nicht mehr da und kam auch nicht zur abgemachten Zeit nach Hause. Am Abend erstattete die Mutter eine Vermisstenmeldung. Vier Tage danach fand man den verbrannten Körper des Kindes an einem Teich bei Klein Upahl, etwa 15 Kilometer südlich von Güstrow. Unweit der Fundstelle lebt der Vater des Jungen, der von der Mutter getrennt ist.

Die Untersuchung der Leiche zeigte, dass Fabian einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel und schon am Tag seines Verschwindens ums Leben kam. Wochenlang gab es jedoch keine für die Öffentlichkeit erkennbaren Fortschritte bei den Ermittlungen. Am Donnerstag kam dann der Durchbruch: Ab 6.00 Uhr am Morgen durchkämmten 120 Polizisten verschiedene Gebäude in Reimershagen im Landkreis Rostock und ein Gebäude im angrenzenden Rum Kogel. Während der zehnstündigen Durchsuchungen beschlagnahmten die Ermittler drei Autos. Turnschuhe wurden ebenfalls in Plastikbeuteln aus einem Wohnhaus in Reimershagen abtransportiert.

Bürgermeister von Güstrow erfreut über die Entwicklungen im Fall Fabian

Schon früher waren in Reimershagen Durchsuchungen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb durchgeführt worden. Das Verhalten der Ermittler am Fundort der Leiche stieß auf Kritik: Einen Tag nach der Entdeckung gaben sie das Gebiet wieder frei, was möglicherweise zur Vernichtung von Spuren führte. Erst am nächsten Tag riegelte die Polizei das Areal wieder ab und durchsuchte den Teich gründlich.

Am Mittwochabend, einen Tag vor der Verhaftung, lief der Fall in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“, danach gingen 33 Hinweise ein. „Durch die Ausstrahlung am 5. November und die erneuten Durchsuchungen werden sich die Ermittler weitere Informationen oder eine Bestätigung der Verdachtsmomente erhofft haben“, weiß Petermann. Allerdings hätte „die Durchsuchungsmaßnahmen und auch die Festnahme heute nichts mit der Sendung gestern zu tun“, stellte Nowack klar. Die Hinweisnummer 0800 5977268 bleibt weiter aktiv.

Güstrows Bürgermeister Sascha Zimmermann (FDP) äußerte sich erleichtert über die Entwicklung: „Ich bin dankbar, dass die Ermittlungsbehörden intensiv und akribisch arbeiten. Die Familie von Fabian und die Barlachstadt Güstrow sowie die Region brauchen Gewissheit.“ Mittlerweile wurde Fabian im engsten Familienkreis beigesetzt. Bei einem Gottesdienst in Güstrow hatten zuvor Hunderte von Menschen Abschied von dem Jungen genommen. Auch Fabians Mutter äußerte sich in den Medien. (Quellen: dpa, Interview) (rd)