„Wollen nicht sanktionieren“: Mülldetektive ziehen Bilanz – eine Gemeinde fällt auf

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„Wir für Bio“: Kontrolle von grünen Tonnen in Ebersberg. © Sro

Mülldetektive haben in den vergangenen Wochen in einigen Landkreiskommunen einen kritischen Blick in Biotonnen geworfen. Die Bilanz zeigt unschöne Funde, eine schwankende Trennmoral und die Verwarn-Spitzenreiter der einzelnen Gemeinden.

Landkreis – 2100 grüne Mülltonnendeckel haben die Tonnenkontrolleure von Gemeinden und Landratsamt in den zurückliegenden Wochen im Landkreis Ebersberg aufgeklappt, um einen kritischen Blick hineinzuwerfen. Gefunden haben sie Plastiktüten, Windeln und Metalldosen, aber auch viel sauber getrennten Biomüll. Das Fazit von Antje Remler von der kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt fällt vorsichtig positiv aus: „Wir sind ein bisschen besser als der Durchschnitt.“ Bei der bundesweiten Aktion „Wir für Bio“ wurden rund drei Prozent aller Biotonnen als zu falschvermüllt stehen gelassen und mussten von den Besitzern entweder nachsortiert oder auf eigene Kosten als Restmüll entsorgt werden. Im Landkreis Ebersberg lag dieser Anteil bei 2,3 Prozent.

Fehlerhafte Mülltrennung: Verwarn-Spitzenreiter im Landkreisnorden und -westen

Allerdings fanden rund zehn Prozent der Tonnenbesitzer einen gelben Anhänger vor, mit der Aufschrift: „Ihre Biotonne würde so eigentlich nicht geleert werden!“ Verwarn-Spitzenreiter sind unter den sieben Teilnehmer-Gemeinden (Ebersberg, Grafing, Kirchseeon, Poing, Zorneding, Glonn und Anzing) die Gemeinden Poing (22 Prozent), Kirchseeon (19 Prozent), und Glonn (16 Prozent), während Grafing und Zorneding mit je sechs Prozent recht manierlich abschneiden.

Horrortonne: Plastikbehälter im Biomüll.
Horrortonne: Plastikbehälter im Biomüll. © Landratsamt

Werbematerial habe man an alle Gemeinden im Landkreis verteilt, darunter Trennlisten in 16 Sprachen, berichtet Mülldetektivin Remler. Gerade in anonymen Wohnblöcken sei die Trennmoral schlechter als anderswo. Eine Vorher-nachher-Analyse habe die Sinnhaftigkeit der Aufklärungsarbeit messbar bestätigt: „Das hat wirklich Erfolge erzielt.“ Roland Ackermann, Chef der kommunalen Abfallwirtschaft im Landkreis Ebersberg, sagt dazu: „Wir wollen sensibilisieren, nicht sanktionieren.“ Ziel sei, die Komposthöfe im Landkreis von Fehlwürfen zu entlasten, die aufwändige Nachsortierung oder chargenweise sogar die Entsorgung als Restmüll bedingten. Was wiederum die Entsorgungskosten für alle verteuert.

Aufklärung durch Mahnungen: Landratsamt muss bei manchen Regeln noch nacharbeiten

Einige wertvolle Erkenntnisse habe die Aktion auch noch geliefert, etwa, was die Vereinheitlichung der Trennliste angehe. Bei Knochen, Eierschalen und ein paar anderen Beispielen gebe es angesichts der örtlichen Zuständigkeit der jeweiligen Gemeinde noch unterschiedliche Regelungen, was in die Biotonne darf und was nicht. Da wolle man nacharbeiten, betonen die Abfallwirtschafter vom Ebersberger Landratsamt. Nicht zuletzt aufgrund einer möglichen Müllreform, die die Abfallwirtschaft wieder gänzlich von den Gemeinden zurück in Landkreisobhut bringen könnte.

Wir wollen sensibilisieren, nicht sanktionieren.

Worin sich aber alle einig seien: Angeblich kompostierbare Plastiktüten seien ein Riesenproblem. Sowohl die im Landkreis Ebersberg üblichen Kompostieranlagen als auch Vergärungsanlagen kämen damit nicht zurecht, obwohl sie in quasi jedem Supermarkt zu haben sind. „Diese Tüten müssen überall aussortiert werden!“, warnt Abfallspezialistin Antje Remler und appelliert für die Nutzung von Alternativen aus Papier. Wie wär’s denn mit der guten alten Zeitung?