Ein kürzlich veröffentlichter FOCUS-Online-Bericht über Saarbrückens neue Fahrradtürme schlug hohe Wellen. Denn während die Wirtschaft im Saarland ächzt, entsteht in der Landeshauptstadt für rund 3,5 Millionen Euro eines der teuersten Fahrradparkhäuser des Landes – umgerechnet etwa 24.000 Euro pro Stellplatz.
Für Gegner des Projekts ist klar: Das hat mit sinnvoller Infrastruktur wenig zu tun. Doch ein Blick in andere Städte zeigt: Saarbrücken ist kein Einzelfall.
Bonn und Leverkusen: Millionenteure Rad-Parkhäuser bleiben fast leer
Auch in Bonn und Leverkusen zeigt sich, wie riskant und teuer geförderte Fahrradparkhäuser sein können, wenn Nutzungskonzept und Standort nicht stimmen.
Laut einem Bericht des „WDR“ wurden in Bonn gleich vier spezielle Fahrrad-Parkhäuser errichtet: am Beueler Bahnhof, Konrad-Adenauer-Platz, Stiftsplatz und Frankenbad. Kostenpunkt: rund drei Millionen Euro, mitfinanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
Doch das Projekt gilt bislang als Flop. Die insgesamt 280 abschließbaren Boxen wurden im Schnitt nur elfmal im gesamten Jahr genutzt. Preislich liegt das Angebot bei nur einem Euro pro Tag – trotzdem bleiben die futuristisch gestalteten Boxen nahezu leer.
Fehlende Akzeptanz und „Anlaufschwierigkeiten"
Tobias Pissarczyk von den Stadtwerken Bonn erklärt gegenüber dem „WDR":
„Uns war bewusst, dass es einen gewissen Zeitraum braucht, um eine Akzeptanz bei den Menschen zu erreichen.“ Doch Passanten nennen vor allem praktische Hindernisse: die Entfernung zu ihren Wegen, umständliche Bedienung per App – und viele Abstellmöglichkeiten in der Umgebung. Zudem passen überdurchschnittlich hohe Räder nicht in die Boxen.
Kaum besser läuft es in Leverkusen-Opladen. Auch dort steht ein Fahrradparkhaus mit 400 Stellplätzen, vielfach überdacht und gesichert – ebenfalls für einen Euro pro Tag. Kosten: ebenfalls rund drei Millionen Euro, gefördert durch das Land. Doch auch hier herrscht Leere.
Laut der Sprecherin des kommunalen Verkehrsunternehmens Kristin Menzel gab es zum Start „Anlaufschwierigkeiten mit einer schwierigeren Buchung“. Zwischenzeitlich war die Anlage wegen technischer Probleme und Vandalismus sogar gesperrt.
Kiel: 15-Millionen-Parkhaus mit Komfortausstattung
Am Universitätsklinikum Kiel entsteht ein Fahrradparkhaus, für das ebenfalls ungewöhnlich hohe Summen investiert werden. Laut dem Bund der Steuerzahler bietet die Mobilitätsstation insgesamt Platz für 1.340 Räder. Darunter befinden sich 63 Stellplätze für Lastenfahrräder sowie 280 mit Akkulademöglichkeiten. Die Nutzer können abschließbare Spinde nutzen; zudem gibt es einen Serviceraum für kleinere Reparaturen.
Das Projekt wurde zunächst mit 14,65 Millionen Euro veranschlagt. Bereits jetzt stehen allerdings Mehrkosten in Höhe von 410.000 Euro fest. Das Fahrradparkhaus wird damit über 15 Millionen Euro kosten, was laut Bericht mehr als 11.000 Euro pro Stellplatz bedeutet.
In Hamburg wird über ein Fahrradparkhaus ebenfalls kontrovers diskutiert. Der Bund der Steuerzahler listet das Projekt im Schwarzbuch als Beispiel mutmaßlicher Steuerverschwendung. Demnach sei die Anlage an der U-Bahn-Haltestelle Kellinghusenstraße mit rund drei Millionen Euro Kosten auffällig teuer, gleichzeitig jedoch „kaum genutzt“.
Schwerin: Kritik an Lage und Konzept
Und auch in Schwerin sorgt ein geplantes Fahrradparkhaus für Diskussionen, wie das Online Magazin „Schwerin Lokal“ berichtet. Rund um den Hauptbahnhof bestehe längst Platznot, weshalb die Stadt das Projekt als Baustein ihrer Klimaschutzstrategie sieht. Die Kosten belaufen sich auf rund 3,2 Millionen Euro. Ein Großteil stammt aus EU- und Regionalmitteln; die Stadt trägt etwa 240.000 Euro.
Kritik kommt jedoch ebenfalls vom Steuerzahlerbund, der Lage, Konzept und Wirtschaftlichkeit bemängelt. Die Anlage sei schlecht erreichbar, in das bestehende Radwegenetz unzureichend eingebunden und wirtschaftlich fragwürdig. Laut Bericht habe sich bei einer Ausschreibung kein externer Betreiber gefunden; das städtische Verkehrsunternehmen soll nun übernehmen. Ein kostendeckender Betrieb sei nicht möglich.
Selbst in klassischen Fahrradstädten seien vergleichbare Anlagen kaum wirtschaftlich, argumentiert der Steuerzahlerbund. Er hält günstigere Alternativen, etwa weitere Fahrradbügel, für sinnvoller.
Befürworter verweisen hingegen auf Sicherheitsaspekte, steigende Fahrradwerte und auf Studien zur volkswirtschaftlichen Wirkung des ÖPNV. Das Parkhaus diene als Bindeglied zwischen Bahn und Rad.