Heftige Kämpfe in der Stadt Pokrowsk dauern an. Putins Truppen wollen ihre Kontrolle erweitern. Die ukrainische Armee versucht, sie zurückzuschlagen.
Pokrowsk – Die ostukrainische Stadt Pokrowsk ist weiterhin schwer umkämpft. Kreml-Chef Wladimir Putins Soldaten versuchen, die Stadt einzukesseln. Sie sind bereits eingedrungen und wollen ihre Kontrollgebiete ausweiten. Indes versucht die Ukraine, sie zurückzuschlagen. Mit Black Hawk-Helikoptern wird Verstärkung in die Stadt verlegt.
Ukraine-Krieg: Heftige Zusammenstöße in Pokrowsk
Russland hat zuletzt einen Vormarsch seiner Truppen in Pokrowsk gemeldet. Die eigenen Truppen hätten eingekesselte ukrainische Verbände in der Nähe des Bahnhofs und des Industriegebiets besiegt, teilt das Verteidigungsministerium mit. Zudem seien über Nacht bei massiven Angriffen ein Militärflugplatz und militärisch-industrielle Anlagen getroffen worden. Auch um die Stadt Kupjansk seien ukrainische Truppen aus ihren Stellungen verdrängt worden.
Der ukrainische Generalstabschef Oleksandr Syrsky sagte hingegen, man greife in Donezk mehrere Gebiete gleichzeitig an und verhindere so, dass die Russen ihre vollständige Kraft auf Pokrowsk konzentrieren könnten. Gleichzeitig betonte er, man verstärke die ukrainischen Verbände mit neuen Truppen, Waffen, Ausrüstung und vor allem Drohnen.
Ein Video, das offenbar von einer Drohne aufgenommen wurde, zeigt tatsächlich, wie ukrainische Soldaten aus einem Black Hawk-Helikopter aussteigen, um den Kampf gegen die russischen Truppen zu verstärken. Dabei handelte es sich offenbar um eine Luftlandeoperation vor Pokrowsk. In ukrainischen Medien hieß es, man erwäge, noch mehr solche Operationen durchzuführen, um Soldaten an die Front zu bringen.
Ukraine-Krieg: Selenskyj dementiert russische Erfolge in Pokrowsk
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestreitet indes russische Erfolge an mehreren Frontabschnitten im Osten des Landes. „Pokrowsk, hier hat der Feind in den vergangenen Tagen keine Erfolge gehabt“, sagte der Staatschef in Kiew. Bis zu 30 Prozent der Gefechte an der Front finden demnach im Raum Pokrowsk im Donezker Gebiet statt. „Sie verstehen, wie schwer es für unsere (Soldaten) ist“, hob der Präsident hervor. Beim nahen Dobropillja liege die Initiative weiterhin auf ukrainischer Seite. Ohne spürbare Veränderung seien die Frontabschnitte Lyman, Kramatorsk und Kostjantyniwka.
Selenskyj und Syrsky zeichnen zwar ein hoffnungsvolles Bild, doch ukrainische Quellen vor Ort bezeichnen die Lage als „kritisch“. Immer wieder tauchen in ukrainischen Medien Einschätzungen von Korrespondenten und ukrainischen Kämpfern an der Front auf, die von einer schwierigen Situation für das ukrainische Militär sprechen.
Ukraine-Krieg: Lage für ukrainische Armee in Pokrowsk „kritisch“
Das ukrainische Informationsportal DeepState, dem enge Kontakte zum ukrainischen Sicherheitsapparat nachgesagt werden, berichtete zuletzt ebenfalls von einem russischen Vorstoß in mehreren Gebieten in Pokrowsk. Gleichzeitig sprach das Portal von einer Ausweitung der „Grauzone“ in der Stadt. Heißt: Das Gebiet, in dem russische Soldaten vereinzelt auftauchen und Sabotagen durchführen sowie Kampfpositionen aufbauen würden, werde immer größer.
Vor allem aus dem Süden würden die russischen Truppen immer wieder tief in die Stadt eindringen. Die Stadt wird Livekarten zufolge Stück für Stück eingekesselt. Für die Ukraine wird es somit auch immer schwieriger, Truppen und Waffen sowie Ausrüstung in die Stadt zu bringen. Die Kontrolle über die Stadt ist jedenfalls zwar noch nicht endgültig entschieden, doch die Schlinge um ukrainische Einheiten zieht sich zu. Bald könnten auch sie zurückgezogen werden, um einer Vernichtung durch Putins Angriffstruppen zu entkommen – wie es bereits in zahlreichen anderen Städten und Dörfern vor Pokrowsk der Fall war. (Quellen: DeepState, UNIAN, dpa, eigene Recherche) (bb)