Sexuell übertragbare Infektionen – Symptome erkennen und richtig vorbeugen

Was sind die häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und wie kann man sich davor schützen?

Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) sind weit verbreitet und verlaufen oft unbemerkt. Zu den häufigsten zählen Chlamydien, die meist symptomlos bleiben, aber unbehandelt Unfruchtbarkeit verursachen können. 

Gonorrhö (Tripper) äußert sich häufig durch Ausfluss und Schmerzen, während Syphilis – eine Infektion, die zuletzt wieder zunimmt – mit Geschwüren oder Hautausschlägen beginnt. Humane Papillomviren (HPV) sind weit verbreitet und können Genitalwarzen oder bestimmte Krebsarten auslösen. Herpes genitalis verursacht schmerzhafte Bläschen, bleibt aber lebenslang im Körper. HIV, das unbehandelt zu AIDS führen kann, ist heute dank moderner Therapien gut behandelbar.

Der Schutz vor STIs ist entscheidend. Kondome bieten einen zuverlässigen Schutz vor den meisten Erregern. Neben Kondomen schützen auch Impfungen – etwa gegen HPV oder Hepatitis B – vor bestimmten Infektionen. 

Regelmäßige Tests sind besonders wichtig für Menschen mit wechselnden Sexualpartnern, da viele Infektionen symptomlos verlaufen. Eine offene Kommunikation mit Sexualpartnern über Schutz und Testung reduziert das Risiko zusätzlich. Zudem sollten Spritzen oder Sexspielzeug nicht gemeinsam genutzt oder gründlich gereinigt werden.

STIs sind häufig, aber vermeidbar. Mit Kondomen, Impfungen und regelmäßigen Tests lässt sich das Risiko einer Ansteckung deutlich senken.

Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

 

Welche neuen Erkenntnisse gibt es zur Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen?

Die Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Eine der zentralen Entwicklungen ist die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP). Medikamente wie Tenofovir/Emtricitabin können das Risiko einer HIV-Infektion beim Sex nahezu vollständig verhindern. 

In Deutschland wird die PrEP für Risikogruppen von den Krankenkassen übernommen, was den Zugang erheblich erleichtert. Ein weiterer Meilenstein ist die HPV-Impfung, die nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene wirksam vor Hochrisikotypen schützt. Länder mit hohen Impfquoten verzeichnen bereits deutliche Rückgänge bei Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen. 

Parallel dazu wird intensiv an Impfstoffen gegen andere STIs wie Chlamydien und Herpes genitalis geforscht. Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse und könnten zukünftig das Präventionsspektrum erweitern. Auch im Bereich der Früherkennung gibt es Fortschritte: Digitale Selbsttests und niedrigschwellige Testangebote ermöglichen eine frühzeitige Diagnose und tragen dazu bei, die Weiterverbreitung von Infektionen zu verhindern. 

Experten betonen zudem die Bedeutung der Kombinationsprävention. Der effektivste Schutz liegt oft in der Kombination aus Kondomen, Impfungen, regelmäßigen Tests und gegebenenfalls PrEP. Insgesamt ist die Prävention heute vielfältiger denn je. 

Neben klassischen Methoden wie Kondomen stehen nun moderne Ansätze wie Impfungen, Medikamente und innovative Testmethoden zur Verfügung. Entscheidend bleibt jedoch, dass jeder ein individuelles Schutzkonzept entwickelt und konsequent umsetzt.

Wie wichtig ist die Früherkennung bei sexuell übertragbaren Infektionen und welche Tests stehen zur Verfügung?

Die Früherkennung von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit. Viele dieser Infektionen verlaufen anfangs ohne spürbare Symptome, was dazu führt, dass sie oft erst spät entdeckt werden. Das birgt gleich mehrere Risiken: Zum einen können Betroffene unwissentlich andere anstecken, zum anderen drohen langfristige Komplikationen wie Unfruchtbarkeit, chronische Schmerzen oder Organschäden. 

Aus diesem Grund raten Fachgesellschaften zu regelmäßigen Tests, insbesondere bei wechselnden Sexualpartnern oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Es stehen verschiedene Testverfahren zur Verfügung, die je nach Erreger und Situation eingesetzt werden können: 

  • Urin- und Abstrichtests: Diese eignen sich beispielsweise zur Diagnose von Chlamydien oder Gonorrhö (Tripper).
  • Bluttests: Sie werden genutzt, um Infektionen wie HIV, Syphilis oder Hepatitis nachzuweisen.
  • HPV-Screenings: Im Rahmen der Krebsvorsorge wird diese Untersuchung speziell Frauen angeboten.
  • HIV-Selbsttests: Diese ermöglichen eine diskrete Testung zu Hause.
  • Kombinationstests: In spezialisierten Praxen oder Gesundheitsämtern können mehrere Erreger gleichzeitig getestet werden. Viele dieser Tests sind einfach durchzuführen, schnell und häufig sogar kostenlos – etwa in Gesundheitsämtern oder für Personen aus Risikogruppen.

Regelmäßige Tests schützen nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die der Partner. Frühzeitig erkannte Infektionen lassen sich effektiv behandeln, wodurch auch die Weiterverbreitung verhindert wird.

Welche Symptome können auf eine sexuell übertragbare Infektion hinweisen und wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) können sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern, die jedoch nicht immer eindeutig sind. Manche Infektionen verlaufen nahezu unbemerkt, während andere deutliche Beschwerden verursachen. Zu den typischen Warnsignalen zählen ungewöhnlicher Ausfluss aus Scheide oder Penis, der oft durch veränderte Farbe oder Geruch auffällt, sowie Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen. 

Auch Juckreiz, Rötungen oder Bläschen im Genital- oder Analbereich können auf eine STI hindeuten. Weitere mögliche Symptome sind Geschwüre oder Hautausschläge, die nicht von selbst abheilen, Unterbauchschmerzen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Allgemeine Beschwerden wie Fieber, geschwollene Lymphknoten oder Abgeschlagenheit können ebenfalls auftreten. 

Da viele Infektionen lange Zeit symptomlos bleiben, ist es wichtig, bei einem erhöhten Risiko – etwa nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder bei wechselnden Partnern – auch ohne Beschwerden einen Test in Betracht zu ziehen. 

Ein Arztbesuch wird dringend empfohlen, wenn neue Symptome auftreten, diese mehrere Tage anhalten oder sich verschlimmern. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da viele STIs gut behandelbar sind und so schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Unfruchtbarkeit oder Organschäden verhindert werden können.

Bereits kleine Veränderungen im Intimbereich sollten ernst genommen werden. Wer unsicher ist, sollte einen Test machen oder ärztlichen Rat einholen – nicht zuletzt auch zum Schutz anderer Personen vor einer Ansteckung.

Gibt es bestimmte Risikogruppen, die besonders gefährdet sind, und wie können diese besser geschützt werden?

Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) können prinzipiell jeden treffen, doch einige Gruppen sind aufgrund bestimmter Faktoren einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Zu diesen zählen vor allem junge Erwachsene und Jugendliche, die häufiger wechselnde Partner haben und seltener Kondome verwenden. 

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), sind ebenfalls stark betroffen, insbesondere von HIV, Syphilis und Gonorrhö. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie HIV-Positive, sind anfälliger für zusätzliche Infektionen. Auch Sexarbeiterinnen und -arbeiter tragen ein erhöhtes Risiko durch häufige Kontakte, selbst bei Schutzmaßnahmen. Schließlich sind Personen mit eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung gefährdet, da sie oft weniger Möglichkeiten für Tests oder Impfungen haben. 

Um diese Gruppen besser zu schützen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Aufklärungskampagnen sowie ein leichterer Zugang zu Kondomen und anderen Schutzmitteln spielen eine zentrale Rolle. Kostenlose und anonyme Testangebote über Gesundheitsämter oder Beratungsstellen senken Hemmschwellen und fördern die Früherkennung. 

Für HIV-Risikogruppen bietet sich die PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe) als effektive Präventionsmethode an. Zudem sollten Impfungen gegen HPV und Hepatitis B breiter verfügbar gemacht werden. Niedrigschwellige Angebote wie Selbsttests oder mobile Teststationen erleichtern den Zugang zu Diagnostik und Beratung.

Maßgeschneiderte Präventionsprogramme sind essenziell, um die Verbreitung von STIs einzudämmen. Der Abbau von Hürden – sei es durch finanzielle Unterstützung oder anonymisierte Angebote – ist dabei entscheidend für den Erfolg solcher Maßnahmen.

Wie gehen Allgemeinärzte und Notfallmediziner mit der Diagnose und Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen um?

Hausärzte sind häufig die ersten Ansprechpartner bei Verdacht auf eine sexuell übertragbare Infektion (STI). Der wichtigste Schritt ist das offene Gespräch: Patienten sollten Symptome, Risikosituationen oder Partnerwechsel ehrlich ansprechen – ohne Scham, denn nur so kann gezielt getestet werden. 

In der Praxis erfolgt meist zunächst eine körperliche Untersuchung, anschließend werden Abstriche, Urin- oder Blutproben entnommen, um den Erreger sicher nachzuweisen. Viele Tests können heute schnell und zuverlässig durchgeführt werden.

Bei einer bestätigten Infektion leitet der Hausarzt eine gezielte Therapie ein. Bakterielle Erkrankungen wie Chlamydien, Gonorrhö oder Syphilis werden mit Antibiotika behandelt, während Virusinfektionen wie Herpes oder HIV spezielle antivirale Medikamente erfordern. 

Wichtig ist zudem, dass auch Sexualpartner informiert und – falls nötig – mitbehandelt werden, um erneute Ansteckungen zu vermeiden. Der Arzt klärt außerdem über Schutzmaßnahmen und mögliche Impfungen auf und bietet Kontrolluntersuchungen an, um den Heilungserfolg zu überprüfen.

Der Hausarzt spielt eine zentrale Rolle in der Früherkennung, Behandlung und Prävention von STIs. Ein offenes Arzt-Patienten-Verhältnis und regelmäßige Kontrollen sind entscheidend, um Infektionen effektiv zu erkennen und zu stoppen.