Russisches Küstenwachboot fährt mit gehisster Wagner-Flagge an Estlands Grenze entlang

Am Sonntag wurde ein russisches Küstenwachboot auf dem Narva-Fluss gesichtet, das die Flagge der Wagner-Söldnergruppe trug. Der Narva-Fluss bildet die Grenze zwischen Russland und Estland, das Mitglied der Nato und der EU ist. Laut dem estnischen Außenminister Margus Tsahkna habe sein Ministerium Foto- und Videoaufnahmen erhalten, die das Boot mit der Wagner-Flagge eindeutig zeigen.

Estland überwacht Narva-Fluss

Tsahkna erklärte in einer Mitteilung, dass alles, was auf dem Narva-Fluss geschehe, unter der Kontrolle Estlands stehe. Gleichzeitig deutete er an, dass die Aktion ein Zeichen für die wachsenden Risse im russischen System sei, das durch den Krieg in der Ukraine und westlichen Druck zunehmend geschwächt werde.

„Man kann nur spekulieren, ob der Geist des Kochs Prigoschin noch in Russland lebt, ob die Wagner-Crew erneut versucht, Moskau einzunehmen oder ob sie diesmal St. Petersburg ins Visier genommen haben“, so Tsahknas ironische Mitteilung.

Wagner-Gruppe nach Prigoschins Tod

Die Wagner-Gruppe sorgte zuletzt im Juni 2023 für Schlagzeilen, als sie unter ihrem Anführer Jewgeni Prigoschin einen Aufstand gegen Moskau startete. Der Aufstand endete schnell, zwei Monate später starb Prigoschin bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz.

Seitdem hat der Kreml die Kontrolle über die Söldnergruppe wieder vollständig übernommen. Laut dem „Kyiv Independent“ wurden Teile der Gruppe nach Belarus verlegt, während andere Kämpfer in die russische Nationalgarde integriert wurden oder für andere private Militärfirmen arbeiten.

Söldnerführer Prigoschin für tot erklärt
Söldnerführer Jewgeni Prigoschin ist 2023 offiziell für tot erklärt worden. dpa

Weitere Spannungen an der Grenze

In den letzten Wochen kam es bereits zu mehreren Vorfällen an der Grenze zwischen Russland und Estland. Im September drangen drei russische MiG-31-Kampfflugzeuge in den estnischen Luftraum ein. Zudem wurden bewaffnete Männer auf der russischen Seite der Grenze gesichtet, was zu vorübergehenden Reisebeschränkungen führte.