Als Atalay nach Hautfarbe fragt, greift Klöckner an: „Unsere Diskussion hilft der AfD“

Es beginnt mit einer wirklich doofen Frage von Moderatorin Pinar Atalay bei ihrem neuen n-tv-Talk. Und es wird nicht besser. Ob die Bundestagspräsidentin und CDU-Politikerin Julia Klöckner den 6. November feiern würde? Warum das, will Klöckner wissen. „Da war vor einem Jahr das Ampel-Aus.“ Sie, also Klöckner, sei immerhin eine der schärfsten Ampel-Kritikerin gewesen. 

Wir wissen allerdings: Da gab es auch noch ein paar andere Kritikerinnen und Kritiker. Klöckner retourniert das so: „Es ist nie gut, wenn Politik scheitert.“

Pinar Atalay zeigt bösen Post, Julia Klöckner versteht nicht, warum

Julia Klöckner ist sehr klar bei „Pinar Atalay“. Sie befindet: „Wir stecken wirklich in einer Phase, wo unsere Wirtschaft ums Überleben kämpft.“ 

Pinar Atalay hat sich für ihre neuen TV-Talk vorgenommen, lieber sehr persönlich zu fragen. Das ist in Ordnung, aber es muss halt auch gekonnt erfolgen. Es geht am Montagabend um Angriffe und um Anfeindungen, die Politiker ertragen müssen. Julia Klöckner hat unlängst bei „Markus Lanz“ erzählt, dass sie bei längeren Autofahrten einfach mal aggressive Menschen anruft und direkt mit ihnen spricht.

Aber wie sie damit umgehe, dass auch blöde Kommentare im Netz über ihr Privatleben kursieren? Etwa am Tag der Deutschen Einheit, als Klöckner mit ihrem neuen Partner, Moderator Jörg Pilawa, auftrat und einer auf Social Media kommentierte: „Es wird immer schlimmer.“

Klöckner versteht nicht, dass so ein Posting gezeigt werde bei „Pinar Atalay“. Damit würde man diesem anonymen Posting eine Aufmerksamkeit geben, die unnötig sei. Ein offenbar frustrierter Mensch, befindet Klöckner. Atalay sagt nichts mehr dazu.

Julia Klöckner bei n-tv: „Sie werfen jetzt auch alles zusammen!“

Frustrierend wird es an diesem Abend auch für Moderatorin Atalay. „Sie wollen nur polarisieren“, meint die n-tv-Journalistin. Und wie sehr treffe sie der Vorwurf von Grünen-Politiker Robert Habeck, dass sie als Bundestagspräsidentin eine „Fehlbesetzung“ sei. „Ich sehe das sehr, sehr gelassen.“ 

Pinar Atalay will Klöckner aus der Reserve locken. Mit der Regenbogenfahne auf dem Reichstagsgebäude, mit ihren Zurechtweisungen im Bundestag, wenn zum Beispiel eine Abgeordnete mit einem „Palestine“-Shirt erscheint. „Ich frage mich: Ist Aufregung drin, wo Aufregung draufsteht“, kommentiert Klöckner. Und als Fazit zum Talk-Verlauf: „Sie werfen jetzt auch alles zusammen!“

„Wer dem Kanzler wegen seiner Äußerungen Rassismus unterstellt, ist schon bösartig“

Bei der „Stadtbild“-Debatte wird Klöckner dann doch noch mal deutlicher. „Ich bin schon ein bisschen verwundert, dass man sich in der politischen Mitte das Schlechteste unterstellt.“ Denn natürlich hätten sich die Städte verändert. Klöckner sagt, sie kenne noch Weihnachtsmärkte ohne Sicherheitsvorkehrungen. Ohne Straßen-Poller.

„Wir haben Probleme, die Bürger wahrnehmen.“ Und: „Wer dem Kanzler wegen seiner Äußerungen Rassismus unterstellt, ist schon bösartig.“ Die Bürger würden durchaus debattieren, „dass Menschen hier sind, die keinen Aufenthaltsstatus haben und straffällig werden“.

TV-Talk "Pinar Atalay"
Beim Sender n-tv ist Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zu Gast. Sie irritiert Moderatorin Pinar Atalay mit klaren Worten. n-tv

„Unsere Diskussion, wie wir sie hier gerade führen, hilft der AfD“

Geht es um andere Hautfarben, will Atalay wissen. „Nein, es geht um das Verhalten“, kontert Klöckner. Bei manchen, etwa den Grünen, gehöre es zur DNA, dass sie gegen Merz argumentieren. „Aber ist man sofort ein Rassist, wenn man Probleme anspricht?“ 

Klöckner wird jetzt sehr deutlich gegenüber Pinar Atalay: „Unsere Diskussion, wie wir sie hier gerade führen, hilft der AfD.“ Denn es gehe um die Diskrepanz zwischen veröffentlichter Meinung und öffentlicher Wahrnehmung. „Wenn nämlich die Bevölkerung das Gefühl hat, dass öffentliche Debatten an ihnen vorbeigehen.“ 

Damit hat die Bundestagspräsidentin einen starken Punkt. Aus dem linken Spektrum kam zuletzt immer wieder Kritik an ihr. Mancher stört sich an ihrer strengen Art im Bundestag. Andere werfen ihr vor, eine rechte Agenda zu verfolgen. 

Andere finden ihre klare Meinung gut, loben ihre Bemühungen um die Würde des Parlaments. Julia Klöckner wird von vielen als respektable Persönlichkeit empfunden.