Mit einem Ehrensalut auf dem Marktplatz und einem Festabend im Rathaussaal hat die Stadtgarde Memmingen ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert.
Memmingen – Mit einem kraftvollen Ehrensalut eröffnete die Stadtgarde Memmingen auf dem Marktplatz ihre Jubiläumsfeier zum 75-jährigen Bestehen. Für den Fischertagsverein bildete das Jubiläum den Abschluss eines ereignisreichen Festjahres
Nach dem Salut ging es in den Rathaussaal, wo mehr als hundert Besucherinnen und Besucher – darunter zahlreiche ehemalige Gardisten – die Geschichte und Bedeutung der traditionsreichen Formation würdigten. Der Abend wurde musikalisch umrahmt vom „Ross-Woid-Trio mit Tuba“ aus Westerheim.
Sebastian Würstle, Hauptmann der Stadtgarde, begrüßte die Gäste, darunter zahlreiche Ehrengäste wie der amtierende Fischerkönig Wolfgang Junginger, die Vorstandschaft des Fischertagsvereins, Oberfischer Jürgen Kolb, Büttel Gottfried Voigt und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher.
Während das Bürgerstift Memmingen das Festmahl servierte, lief eine multimediale Schau, in der 75 Jahre Stadtgarde lebendig wurden. Historische Fotos, Anekdoten und Erinnerungen an prägende Persönlichkeiten zeigten, wie sich das Erscheinungsbild im Laufe der Jahrzehnte wandelte, während ihr Kern unverändert blieb: Stolz, Disziplin und kameradschaftliche Verbundenheit.
In launiger Weise und „Memminger Mundart“ ließ Würstle die Entwicklung seit der Gründung im Jahr 1950 Revue passieren. Acht Hauptmänner, fünf Korporale, sieben Fahnenträger, sieben Hornisten und vier Trommler, dazu zehn Marketenderinnen, vier Sockenstricker, zwei Apotheker, vier Schirmträger hat die Garde seither gesehen.
Eine darf hier nicht vergessen werden: die Henne „Agathe“. Sie begleitet schon den fünften Büttel beim Ausrufen des Fischertags. „Ohne uns gibt’s koin Fischerdag“, betonte der Hauptmann.
Ebenfalls hob er den Gemeinschaftssinn hervor, der die Einheit über Jahrzehnte geprägt hat. „Die Garde bleibt so, wie sie immer war! A bissle verlottert, immer charmant – und rundum unverwechselbar“, so Würstle.
Büttel Gottfried Voigt blickte mit einem ihm typischen launigen Gedicht auf die Begegnungen zurück, bei denen nicht selten „offizielle Strenge und Memminger Humor“ aufeinandergetroffen seien. „Ihr Garde send a prima Haufa“, lobte der Büttel.
Auch Oberbürgermeister Jan Rothenbacher hob die Bedeutung der Stadtgarde für die Bürgerschaft hervor. „Die Stadtgarde prägt das Erscheinungsbild des Fischertags wie kaum eine andere Gruppe. Sie ist ein Symbol für Verlässlichkeit, Tradition und lokale Verbundenheit“, sagte der OB.
Mit einer Urkunde, die einen Auszug aus der Dochtermann-Chronik darstellt, würdigte er insbesondere den ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder, der weit über den jährlichen Fischertag hinausreiche, und sprach der gesamten Formation seinen Dank aus.
Thorsten Burghart, Vorsitzender des Fischertagsvereins, hob die Stadtgarde als unersetzlicher Bestandteil des Fischertags hervor: „Ohne die Stadtgarde würde unserem Fest etwas Grundsätzliches fehlen.“
Zwei „Nähmädla“, Renate Nägele und Susi Pfalzer, boten einen Blick hinter die Kulissen der Nähstube und schilderten den Aufwand, der hinter jeder Naht und in jeder Uniform steckt. Als besonderes Jubiläumsgeschenk übergaben die beiden 75 Schokoladen-Kanonenkugeln.
Truchsess Peter Haslach und Mundschenk Andreas Funke ließen es sich nicht nehmen, der Stadtgarde ein Geburtstagsgeschenk mit allerlei mehr oder weniger notwendigen Utensilien zu überbringen. Die ehemaligen Hauptleute Itzi Schatz (2016–2019), Werner Eberhard (1995–2015), Rudi Würstle (1981–1988) und Waggi Kleimaier (1989–1994) intonierten auf die Melodie des Liedes „Von den blauen Bergen…“ einen besonderen Rückblick.
Für viele Lacher sorgte anschließend die Biwak-Garde mit ihrer Tanzeinlage, moderiert von Oberfischer Jürgen Kolb. Stimmungsvoll war ebenfalls die Einlage der Schmotzgruppe, die eine besonders innige Freundschaft zur Stadtgarde pflegt. Auf die Melodie des Liedes „La Montanara“ trug der Chor der Schmotzer, unterstützt von drei Blechbläsern, ein Geburtstagsständchen vor.
Stadtgarde feiert 75 Jahre Fischertagsgeschichte in Memmingen – Ehrung verdienter Mitglieder
Für zehn Jahre Mitgliedschaft erhielt Franz Angerer, unter anderem „Hennaträger“ und damit „Agathenbeauftragter“, eine Auszeichnung. Seit 30 Jahren bläst Wolfgang „Kai“ Scheufele als Hornist (in) der Stadtgarde das Horn.
Nach über drei Jahrzehnten verabschiedete sich Wolfgang Joachim von seiner aktiven Zeit in den Ruhestand. Hauptmann Würstle nahm dem scheidenden Stadtgardisten noch das Versprechen ab, am Fischertag immer wieder in Memmingen zu sein.
Stadtgarde feiert 75 Jahre Fischertagsgeschichte in Memmingen – Emotionaler Abschied
Am emotionalsten fiel die Verabschiedung von Angelika (Geli) Schneider, langjährige Marketenderin und für viele die „gute Seele der Stadtgarde“, aus. Als ihre Verdienste gewürdigt wurden, hatten viele Gäste Tränen in den Augen.
„Geli hat uns nicht nur versorgt, sondern auch getragen – mit ihrer Herzlichkeit, ihrer Fürsorge und ihrem unermüdlichen Engagement“, sagte Würstle sichtlich ergriffen.
Die Geehrte kämpfte ebenfalls mit den Tränen und erhielt mit Standing Ovations den längsten Applaus des Abends.
Zum Abschluss wurde der Film „D’r Fischerdag fällt aus!“ gezeigt, der während der Corona-Pandemie entstanden war und die Gardisten beim „HomeGarding“ zeigte. Auch durfte das „Stadtgardelied“, vorgetragen vom gemischten Chor der Stadtgarde, nicht fehlen, in dem „Karre“ aufgefordert wird, den „Schirm zu tragen“.
Mit langanhaltendem Applaus endete ein Abend, der Tradition, Dankbarkeit und Gemeinschaft auf eindrucksvolle Weise verband – und der deutlich machte, welchen festen Platz die Stadtgarde im Herzen der Memminger Bevölkerung einnimmt.
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