Großbritannien hebt Steuern auf Rekordhoch - Finanzministerin sieht "keine bessere Alternative"

Die britische Finanzministerin Rachel Reeves hat ein Steuerpaket vorgestellt, das jährlich 26,1 Milliarden Pfund (29,8 Milliarden Euro) in die Staatskasse bringen soll, wie die "New York Times" berichtet. Dadurch macht der Staat künftig 38,3 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung über Steuern aus – ein Rekordwert seit dem Zweiten Weltkrieg.  

"Keine bessere Alternative"

Reeves begründet die Steuererhöhungen mit dem Ziel, das Haushaltsdefizit zu senken. Sie betont, dass es keine bessere Alternative für die arbeitende Bevölkerung gebe. Kritiker wie das Institut für Finanzstudien (IFS) bezweifeln jedoch, dass die Maßnahmen langfristig sinnvoll sind. 

Besonders Arbeitnehmer, Sparer und Immobilienbesitzer sind von den Maßnahmen betroffen. Die zusätzlichen Einnahmen sollen unter anderem durch höhere Einkommenssteuer, Abgaben auf Dividenden und eine "Luxussteuer" auf teure Immobilien erzielt werden.

Wirtschaftswachstum bleibt hinter Erwartungen zurück

Die staatliche Finanzaufsicht OBR hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum gesenkt. Sie erwartet nur noch ein durchschnittliches Wachstum von 1,5 Prozent pro Jahr – weniger als ursprünglich angenommen. Gründe dafür seien eine schwache Produktivitätsentwicklung und die Folgen des Brexits. Reeves zeigte sich dennoch optimistisch und versprach, die Prognosen zu übertreffen. 

Laut "Reuters" könnte die hohe Steuerlast jedoch das Wachstum weiter bremsen, auch wenn sie kurzfristig den finanziellen Spielraum der Regierung verdoppelt.

Der Vorsitzende des OBR (Büro für Haushaltsverantwortung), Richard Hughes, sowie zwei Mitglieder Haushaltsverantwortungsausschuss. Laut OBR wird die britische Wirtschaft in den kommenden Jahren langsamer wachsen als bisher angenommen.
Der Vorsitzende des OBR (Büro für Haushaltsverantwortung), Richard Hughes, sowie zwei Mitglieder Haushaltsverantwortungsausschuss. Laut OBR wird die britische Wirtschaft in den kommenden Jahren langsamer wachsen als bisher angenommen. Dan Kitwood/Getty Images

Sozialausgaben steigen

Trotz der Steuererhöhungen plant die Regierung, die Sozialausgaben bis 2030 um 11 Milliarden Pfund (12,5 Milliarden Euro) zu erhöhen. Besonders die Abschaffung einer Regelung, die Sozialhilfe für Familien mit mehr als zwei Kindern begrenzt, sorgt für Diskussionen. 

Während Labour-Abgeordnete die Maßnahme begrüßen, lehnt die Mehrheit der Briten sie laut Umfragen jedoch ab.